Ski alpin

McGrath feiert in Flachau Premiere

Der „Halbzeitfluch“ im Slalom hat auch im neunten Saisonrennen eine Fortsetzung gefunden. Beim Nachtrennen in Flachau traf es am Mittwoch Johannes Strolz, denn der Vorarlberger fiel nach überlegener Führung nach dem ersten Durchgang in der Entscheidung auf den vierten Platz zurück. Der Sieg ging damit erstmals an Atle Lie McGrath, der vor Olympiasieger Clement Noel aus Frankreich und dem Schweizer Daniel Yule auf der Hermann-Maier-Piste Premiere feierte.

McGrath war bereits nach dem ersten Durchgang erster Verfolger von Strolz gewesen, lag allerdings mit dem Respektabstand von 0,97 Sek. hinter dem Vorarlberger. Strolz unterlief in der Entscheidung allerdings ein schwerer Schnitzer, der ihn am Ende mit 66 Hundertstel Rückstand auf den Sieger auf den vierten Platz zurückfallen ließ. So durfte sich der 21-jährige Norweger, der heuer bereits in Schladming Zweiter gewesen war, mit 0,29 Sek. Vorsprung auf Noel und 0,64 Sek. auf Yule über seinen ersten Weltcup-Sieg freuen. McGrath ist zudem der achte Sieger im neunten Saisonrennen.

„Ich bin mit meiner Leistung heute so zufrieden. Hier und Schladming sind die coolsten Abendrennen. Diese Saison ist so crazy. Diese Wellen sind sehr cool. Letztes Jahr war mein Knie nicht in Ordnung, deshalb war ich nicht konkurrenzfähig. Hier zu gewinnen ist so cool, ich habe keine Worte“, freute sich der in den USA geborene Sohn der ehemaligen Langläuferin Selma Lie und des früheren US-Skirennfahrers Felix McGrath im ORF-Interview über seinen Premierensieg.

Strolz fällt in Entscheidung zurück

Der Vorarlberger kann seine starke Fahrt aus dem ersten Durchgang nicht wiederholen und fällt auf Platz vier zurück

Strolz fuhr hingegen nicht mehr so locker wie im ersten Durchgang, als er laut eigener Aussage noch ein „super Gefühl“ auf dem Ski gehabt hatte. „Ich hatte von Anfang das Gefühl, dass ich zu tief in der Position war und habe nicht so viel Druck auf die Ski bekommen und konnte nicht so sauber fahren. Ich habe mir im zweiten Durchgang schwergetan, das ärgert mich“, sagte der 29-Jährige. „Aber es ist ein vierter Platz, damit muss ich auch zufrieden sein, wenn ich denke, wo ich herkomme. Ich habe auf jeden Fall wieder was gelernt. Ich werde auf alle Fälle im Saisonfinale noch mal alles geben.“

Schwarz und Feller in Top Sechs

Hinter Strolz fädelten sich die weiteren österreichischen Asse auf. Marco Schwarz verbesserte sich vom neunten auf den fünften Platz (+ 0,69) und stellte damit sein bestes Saisonergebnis ein. Hinter dem Kärntner kam Manuel Feller als Sechster (+ 0,76) in die Wertung. Der Tiroler machte damit aber immerhin ein paar Punkte im Kampf um den Slalom-Weltcup gut, nachdem Spitzenreiter Henrik Kristoffersen aus Norwegen eine Woche nach seinem Doppelpack in Garmisch-Partenkirchen diesmal nur auf dem 16. Platz zu finden war.

Bei Feller überwog aber der Frust, den erstmals in Österreich wieder zugelassenen Fans keinen Sieg geschenkt zu haben, die Freude über den Umstand, theoretisch noch im Rennen um Kristall zu sein. „Es ist schade, für die Fans, die heute erstmals wieder Skifahren feiern können, dass keiner von uns gestochen hat. Aber wir haben es leider nicht auf den Punkt gebracht. Ich weiß auch nicht, wie man bei der vorletzten Welle so blöd sein kann. Ich habe alles reingeschmissen, was ich habe, aber es ist nicht aufgegangen“, sagte Feller, der nun als Vierter mit 70 Punkten Rückstand auf Kristoffersen zum letzten Slalom beim Weltcup-Finale in Courchevel fährt.

Apropos Courchevel: Dort wird auch Fabio Gstrein mit von der Partie sein. Der Tiroler landete am Dienstag auf dem zwölften Platz und schob sich damit in der Weltcup-Wertung ex aequo mit dem Bulgaren Albert Popov und Luke Winters aus den USA, der in Flachau überraschend Siebenter wurde, auf den 24. Platz und damit in die für das Weltcup-Finale in Frankreich startberechtigten Top 25. Dort ist auch Michael Matt dabei, der es diesmal als 19. in die Tageswertung schaffte.

1. Atle Lie McGrath (NOR)
2. Clement Noel (FRA)
3. Daniel Yule (SUI)

Vorteil Kristoffersen beim Finale

Kristoffersen, der das Rennen mit Nummer eins eröffnet hatte, brachte sich mit einem schweren Fehler knapp vor dem Ziel im ersten Lauf in die Bredouille. Als 28. schaffte es der Norweger gerade noch in die Entscheidung. Mit einer ungewohnt frühen Startnummer im zweiten Durchgang griff Kristoffersen wie erwartet ohne Rücksicht auf Verluste an. Der ganz große Sprung nach vorne wollte zwar nicht gelingen, aber immerhin holte der 27-Jährige zwölf Plätze auf und hielt den Schaden damit etwas in Grenzen.

Der Norweger hält vor dem letzten Saisonrennen bei 371 Punkten und geht mit dem relativ komfortablen Vorsprung von 48 Punkten auf seinen Landsmann Lucas Braathen, der diesmal unmittelbar vor ihm 15. wurde, ins Finale. Der Deutsche Linus Straßer ist mit 64 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Dritter. Kristoffersen hat damit alle Trümpfe auf seinen dritten Gewinn der Slalom-Kugel nach 2015/16 und 2019/20 in der Hand.

Mölgg sagt Ciao

Die Hermann-Maier-Piste bot an diesem Abend auch die Bühne für eine Abschiedsvorstellung. Denn der erste Durchgang des Nachtslaloms von Flachau war gleichzeitig der letzte in der Karriere von Manfred Mölgg. Der Südtiroler verabschiedete sich nach 329 Rennen im Weltcup mit einem lockeren Lauf und schnallte sogar vor der Ziellinie seine Ski ab. Im Ziel wurde der 39-Jährige unter dem Jubel der wieder zugelassenen Zuschauer von seinen Teamkollegen mit einer Sektdusche empfangen.

Letzter Lauf von Mölgg

Der 39-jährige Italiener sagt in seinem 329. Rennen Ciao und auf Wiedersehen

Mölggs größte Erfolge waren der Gewinn der Slalom-Kugel in der Saison 2007/08. Dazu holte der Südtiroler bei der WM 2007 hinter Mario Matt Slalom-Silber. Bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 gewann Mölgg, der zudem drei Weltcup-Siege feierte, noch Slalom- bzw. Riesentorlauf-Bronze. Mit einem lauten „Danke und Grazie a tutti“ verabschiedete sich der Routinier im italienischen Skiteam von den Fans in Flachau und in die Sportpension. „Jetzt ist es Zeit für ein anderes Leben“, sagte Mölgg im ORF-Interview.