Enttäuschung von Hong Hyunseok (LASK)
GEPA/Manfred Binder
Conference League

Böses Erwachen für LASK in Prag

Der LASK hat am Donnerstag im Achtelfinale der UEFA Europa Conference League ein böses Erwachen erlebt. Nach einem 1:4 bei Slavia Prag sind die Hoffnungen der Linzer auf einen Aufstieg auf ein Minimum gesunken. Tschechiens Serienmeister hätte das Hinspiel in der Eden Arena trotz Personalproblemen auch noch höher gewinnen können. „Sie haben uns am Anfang komplett die Schneid abgekauft“, sagte Rechtsverteidiger Marvin Potzmann.

„Der Gegner war uns von Beginn an in allen Belangen überlegen“, sagte LASK-Trainer Andreas Wieland. Die aufgrund der Ausfälle von Marko Raguz (verletzt) sowie Sascha Horvath und Andreas Gruber (beide krank) ebenfalls personell gehandicapten Linzer hatten großes Glück, dass der 21-jährige Nigerianer Yira Sor, den sie aufgrund seiner Schnelligkeit nicht in den Griff bekamen, nur doppelt (3., 29.) traf. Wieland sah in der ersten halben Stunde einen „sehr trägen“ Auftritt seines Teams.

„Wir haben keinen Druck auf den Ball erzeugt und die Zweikämpfe nicht mit der Intensität bestritten wie der Gegner“, analysierte der 38-Jährige. Das schnelle Gegentor, das für den ansonsten starken Alexander Schlager nicht unhaltbar war, brachte die Gäste außer Tritt. „Wenn man so ins Spiel startet, kann man sich vorstellen, dass es schwierig wird“, meinte Wieland. Seine Spieler wirkten wegen der durchwachsenen Vorstellung etwas ratlos. „Überrascht waren wir überhaupt nicht, wir haben gewusst, was auf uns zukommt. Wir waren trotzdem nicht bereit", sagte Potzmann.

Enttäuschte LASK-Mannschaft nach dem Match
GEPA/Manfred Binder
Nach der Lehrstunde in Prag sind die Chancen des LASK auf den Aufstieg auf ein Minimum gesunken

„War definitiv zu wenig von uns“

Da Alexander Bah (59./Stange) und Kapitän Peter Olayinka (66./Latte) nur Aluminium trafen, blieb der LASK in der Partie und kam durch Husein Balic aus dem Nichts zum Anschlusstor (67.). Danach wirkten die Gäste ebenbürtig, brachten das aufgrund des Spielverlaufs „gute“ Ergebnis aber nicht über die Zeit. Olayinka (83.) und Ibrahim Traore (85.) sorgten mit einem Doppelschlag für einen auch in der Höhe verdienten Slavia-Triumph.

„Gegen eine Mannschaft, die über so viel Speed und Qualität verfügt, war es definitiv zu wenig von uns“, sagte Wieland. Der Gegner blieb mit dem siebenten Pflichtspielsieg in Folge im Flow. „Man hat gesehen, was Selbstvertrauen ausmacht. Eine Mannschaft, die an der Tabellenspitze steht, gerade das Derby gewonnen und Fenerbahce in der Zwischenrunde eliminiert hat, tritt mit einer dementsprechenden Brust auf. Das hat man gemerkt“, so Wieland. Seine Truppe gewann hingegen 2022 in sechs Anläufen erst ein Spiel.

Sehr sauer stießen Wieland die Gegentreffer im Finish auf. „Nach dem 1:2 waren wir vielleicht zu gierig, den Ausgleichstreffer zu erzielen. Deshalb waren Räume für Slavia da, und wir haben noch zwei dumme Gegentore kassiert.“ Das sah auch Potzmann so: „Zum Schluss hinaus waren wir zu naiv.“ Der LASK steht damit kommende Woche im Ausweichstadion St. Pölten mit dem Rücken zur Wand. Geschieht kein Wunder, wird sich auch der letzte ÖFB-Club aus dem Europcup verabschieden.

„Mit einem 1:2 hätte ich gut leben können, das 1:4 macht die Situation für das Rückspiel verständlicherweise schwierig“, sagte Wieland. Vorzeitig die Flinte ins Korn werfen will trotzdem niemand. „Wir hatten einen sehr schlechten Tag, werden aber am Donnerstag versuchen, das Unmögliche möglich zu machen“, sagte Peter Michorl und gab damit die Marschroute vor. Das wäre auch nach dem Geschmack von Potzmann, der meinte: „Wir müssen aus der Niederlage lernen und es nächste Woche besser machen. Wir haben noch eine Chance.“

Sorgenfalten statt Euphorie bei Slavia

Die Tschechen haben vor allem dank Sor alle Trümpfe in der eigenen Hand. „Wenn er in Topform ist, ist er ein Spieler, für den die tschechische Liga eigentlich zu klein ist“, sagte Slavia-Coach Jindrich Trpisovsky. Ex-LASK-Spieler Mads Emil Madsen sprach nach seinem Startelfeinsatz samt Assist von einem „sehr guten“ Resultat. Sein Trainer warnte aber vor allzu großer Euphorie. „Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen, aber das Duell ist noch nicht vorbei. Der LASK ist noch immer gefährlich, weil er in Heimspielen viel besser und selbstbewusster agiert.“

Hinzu kommen Personalsorgen beim tschechischen Serienmeister. Neben Langzeitausfällen macht aktuell eine Erkältungswelle, wie es offiziell hieß, dem Club zu schaffen. Am Mittwoch meldeten sich zwei Akteure ab, am Matchtag kamen zwei weitere, darunter Ivan Schranz, hinzu. „Wir müssen schauen, dass es sich nicht weiterverbreitet, wir nicht noch mehr Ausfälle haben“, so Slavias Coach. Tschechiens Tabellenführer ist am Sonntag bei Slovan Liberec zu Gast, während der LASK zum Qualigruppenauftakt WSG Tirol in Pasching empfängt.