„Die große Kugel war mein Traum und Ziel. Mit dem Sieg im Gesamtweltcup fällt eine Last von meinen Schultern“, sagte Kramer noch am Samstag, als ihr ein sechster Platz für den Triumph reichte. Am Sonntag folgte ein vierter Platz zum Saisonabschluss. „Ich bin so unglaublich glücklich. Wenn Träume Wirklichkeit werden, das kann man in Worte nicht fassen“, schrieb sie nach ihrem Coup auf Instagram.
Sieben Jahre nach Daniela Iraschko-Stolz holte Kramer Überfälliges nach. Nach Pleiten, Pech und Pannen lief für die Perfektionistin in der Summe einer ganzen Weltcup-Saison vieles nach Wunsch – in ihren 17 Einzel-Bewerben stand sie elfmal auf dem Stockerl, siebenmal davon ganz oben. Schon jetzt hat die Gesamtdritte des Vorjahres 15 Weltcup-Siege vorzuweisen. Zum Vergleich: Kramer ist trotz ihres noch jungen Alters nur noch einen Erfolg vom Rekord von Iraschko-Stolz entfernt.
Große Kristallkugel an Kramer überreicht
Mit einem vierten Platz beendet die frischgebackene Weltcup-Gesamtsiegerin Sara Marita Kramer beim Finale in Oberhof eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Als krönenden Abschluss hat sie am Sonntag die große Kristallkugel in Empfang nehmen dürfen.
Trotz Rückschlägen nun ganz oben
Der Triumph war Balsam auf einer geschundenen Sportlerseele. Als sie Olympia in Peking im Februar als große Favoritin wegen einer CoV-Infektion verpasste, fiel die Doppelstaatsbürgerin (Österreich und Niederlande, Anm.) in ein Motivationsloch, die Skisprung-Skier landeten im Eck. Kein Wunder, es war der dritte sportliche Rückschlag gewesen. Vor einem Jahr verpasste sie den Gesamtsieg im Weltcup nur um elf Punkte, in einem Herzschlagfinale wurde sie von der Slowenin Nika Kriznar und der Japanerin Sara Takanashi distanziert.
Die Entscheidung im Dreikampf war schon rund fünf Wochen davor beim Weltcup in Rasnov gefallen, als Kramer nach einem mutmaßlich falsch-positiven CoV-Test nicht hatte antreten dürfen. Bei der folgenden WM in Oberstdorf sorgten ein Jurylapsus von der Normalschanze (unmittelbar vor Kramer wurde verkürzt, Anm.) für „Blech“ und von der Großschanze die Nerven für einen vierten Rang.
Perfektion als ständiger Ansporn
Den ÖSV-Jungstar zeichnet aus, dass sie auch bei ersten Plätzen nicht immer mit sich zufrieden ist und quasi vom obersten Treppchen des Siegespodestes weg die ihrer Meinung nach nicht optimale Qualität bemängelt. Nach dem sechsten und vierten Platz nun in Oberhof meinte sie auch: „Die Sprünge waren zwar jetzt nicht die besten, aber ich bin glücklich, dass ich den Gesamtsieg erreicht habe.“
Diese Einstellung verhalf Kramer zu Höhenflügen, machen die unverschuldeten „Niederlagen“ aber umso schmerzvoller. „Ich hoffe, dass ich dann auch einmal das Glück habe. Weil das war jetzt in den letzten Jahren nicht da“, sagte Kramer zuletzt in einer Medienrunde. Nun überschritt sie endlich auch die Schwelle zum Glück.