ÖFB-Cup

Salzburg biegt WAC nach Halbfinal-Krimi

Red Bull Salzburg hat die Chance auf den vierten Titel im Uniqa-ÖFB-Cup in Folge gewahrt. Der Double-Gewinner der vergangenen drei Jahre kämpfte sich am Mittwoch mit einem 5:4-Erfolg im Elfmeterschießen beim RZ Pellets Wolfsberg ins Endspiel. Nach 90 und 120 Minuten war es 1:1 gestanden. Im Finale am 1. Mai (17.00 Uhr, live in ORF1) im Klagenfurter Wörthersee Stadion wartet auf den überlegenen Bundesliga-Tabellenführer die SV Ried. Salzburg hat seit 2012 nur 2013 (Pasching) und 2018 (Sturm Graz) nicht den Titel geholt.

Die Kärntner durften nach einem frühen Treffer von Matthäus Taferner (2.) vor 3.551 Zuschauern in der Lavanttal-Arena vom ersten Finaleinzug träumen. „Joker“ Benjamin Sesko (77.) rettete die über weite Strecken enttäuschenden „Bullen“ aber in die Verlängerung, in der als einziges „Highlight“ Sesko in der 117. Minute die Rote Karte sah. Im Elfmeterschießen vergab Christopher Wernitznig als einziger Akteur, Philipp Köhn klärte den Ball via Stange. Salzburgs Finalgegner Ried ist zum vierten Mal im Endspiel vertreten, 1998 und 2011 holten sie ihre bisherigen zwei Titel, 2012 waren die Salzburger zu stark.

Die Wolfsberger, bei denen Jonathan Scherzer in der Abwehr nach langer Verletzungspause sein Comeback gab, starteten wie aus der Pistole geschossen. Michael Liendl zog aus guter Schussposition nicht ab, sondern bediente Taferner mit einem Traumlochpass, der den Ball nach 1:50 Minuten aus sechs Metern im Tor versenkte. Salzburg wirkte völlig verunsichert, brachte keine Ruhe ins Spiel und hatte Glück, nicht höher in Rückstand zu geraten. Köhn fing einen Ball, machte dabei Schritte ins Tor, hielt den Ball aber vorne. Ohne Torlinientechnologie war nicht festzustellen, ob das Kunstleder eventuell hinter der Linie war (7.). Zwei Minuten später brachte Dario Vizinger einen Fallrückzieher nicht aufs Tor.

Frühe WAC-Führung durch Taferner

Matthäus Taferner schoss die Hausherren in der zweiten Minute in Führung.

WAC hat Salzburg von Beginn an im Griff

Der WAC hatte abgesehen von den Chancen in der Anfangsphase eine Eckballserie und ließ die Gäste auch mit einem aggressiven Auftritt überhaupt nicht ins Spiel kommen. So harmlos hatte man die „Bullen“ national lange nicht mehr gesehen, eine Topchance gab es in der ersten Hälfte nicht. Zudem schied Topstürmer Karim Adeyemi früh mit einer Muskelverletzung im rechten hinteren Oberschenkel aus, weshalb Noah Okafor früher als geplant schon ab der 19. Minute eingetauscht wurde.

Nach Wiederbeginn waren die Wolfsberger darauf bedacht, den Vorsprung zu verwalten. Salzburg war gezwungen, mehr für das Spiel zu machen, hatte allerdings dabei ungewohnt viele Probleme und vorerst kaum Ideen. Erst mit der Hereinnahme von Maurits Kjaergaard und vor allem Sesko in der 63. Minute änderte sich die Charakteristik der Partie. Plötzlich war die Truppe von Coach Matthias Jaissle auch im Abschluss gefährlich. Sesko setzte den Ball nach einer Ulmer-Flanke aus schwierigem Winkel darüber (63.) und rollte den Ball deutlich am langen Eck vorbei (69.). Chance Nummer drei führte zum Erfolg. Einen weiten Seiwald-Pass leitete Rasmus Kristensen mit dem Kopf in die Mitte, wo Sesko nach einer Drehung souverän vollendete.

Sesko trifft zum Ausgleich

In der 77. Minute werden die Bemühungen der Salzburger belohnt und Benjamin Sesko trifft zum Ausgleich.

Wernitznig versagen vom Punkt Nerven

In der Folge entwickelte sich ein offenes Finish, Tor fiel aber keines mehr, auch nicht in der Verlängerung, in der ein abgefälschter Aaronson-Abschluss (98.) bzw. ein Peretz-Schuss (109.) gefährlich waren. Salzburg beendete die Partie zu zehnt, da Sesko Wolfsbergs Peretz mit hohem Fuß am Rücken traf und von Markus Hameter ausgeschlossen wurde. Im Elfmeterschießen verwandelten die Salzburger Schützen bombensicher, während beim WAC die Nerven eine Rolle spielten. Wernitznig vergab, Dominik Baumgartner und Liendl hatten zudem Glück.

Damit verlor der WAC auch sein drittes Cuphalbfinale (nach 2015 und 2021). Das hätte eigentlich schon am 2. März stattfinden sollen, war wegen der damaligen Coronavirus-Misere der Salzburger aber verschoben worden. Am Sonntag treffen die beiden Teams neuerlich in Wolfsberg in der Liga aufeinander.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Das ist Cup, ich kannte es noch aus Spielerzeiten, jetzt durfte ich es erstmals als Trainer erleben, es war ein typischer Pokalabend. Wir waren darauf vorbereitet, dass es so laufen könnte, es war ein hart umkämpfter Fight bis zur letzten Minute. Im Elfmeterschießen haben wir ein Stück weit glücklich gewonnen. Ich bin stolz auf die Truppe, dass vor allem auch die Youngsters die Courage hatten anzutreten, und alle haben die Aufgabe mit Bravour gelöst. Wir sind einfach noch nicht auf 100 Prozent, ich glaube, das merkt man einfach, da fehlen die einen oder anderen Körner noch bei dem ein oder anderen Spieler. Wir wollen das überhaupt nicht als Ausrede gelten lassen, wir haben natürlich den Anspruch, die Dinge schon besser zu machen, trotzdem ist es nicht selbstverständlich.“

Robin Dutt (WAC-Trainer): „Es ist gar nicht so einfach zu analysieren, weil die Enttäuschung sehr groß ist. Es ist sehr viel aufgegangen von dem, was wir uns ausgedacht haben. Wir haben richtig gut losgelegt mit einem sehr aggressiven Pressing, nach Balleroberung hatten wir ein sehr gutes Positionsspiel, haben wir auch sehr zielorientiert gespielt. Unser Tor war durch unglaubliche Präzision geprägt. Auf jede Druckphase von Salzburg haben wir immer wieder antworten können. Leider ist uns rund 20 Minuten vor Schluss ein Fehler passiert. Elfmeterschießen ist immer ein bisschen Glückssache, ein Elfmeter hat entschieden. Wenn wir es uns gewünscht hätten, hätten wir die Partie lieber mit 0:4 verloren nach 90 Minuten. So fühlt es sich dann doch ein bisschen bitterer an.“

Uniqa-ÖFB-Cup, Halbfinale

Mittwoch:

WAC – Salzburg 1:1 (1:0/1:1) n. V., 4:5 i. E.

Wolfsberg, Lavanttal-Arena, SR Hameter

Torfolge:
1:0 Taferner (2.)
1:1 Sesko (77.)

Elfmeterschießen:
1:0 – Leitgeb trifft
1:1 – Kristensen trifft
1:1 – Wernitznig scheitert
1:2 – Okafor trifft
2:2 – Peretz trifft
2:3 – Kjaergaard trifft
3:3 – Baumgartner trifft
3:4 – Aaronson trifft
4:4 – Liendl trifft
4:5 – Solet trifft

WAC: Kofler – Novak, Baumgartner, Dedic, Scherzer (100./Wernitznig) – Peretz, Leitgeb, Liendl, Taferner – Röcher (73./Baribo/119. Sprangler), Vizinger (90./Veratschnig)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Wöber, Ulmer (106./Bernardo) – Sucic (63./Kjaergaard) , N. Seiwald, Aaronson, Capaldo (106./Bernede) – Adeyemi (19./Okafor), Adamu (63./Sesko)

Rote Karte: Sesko (117./Foul)

Gelbe Karten: Peretz, Veratschnig, Taferner bzw. Kjaergaard

Die Besten: Taferner, Liendl, Leitgeb bzw. Kristensen, Aaronson, Sesko