Michael Hayböck
Reuters/Borut Zivulovic
Skispringen

ÖSV-Adler retten Nationencup

Österreich hat am Sonntag zum Saisonabschluss der Skispringer beim Bewerb auf der Skiflugschanze in Planica den Sieg im Nationencup geholt. Damit ging diese Kugel erstmals seit 2013/14 wieder an den ÖSV. Der Japaner Ryoyu Kobayashi sicherte sich den Weltcup-Gesamtsieg, der Tagessieg ging an den norwegischen Olympiasieger und Skiflug-Weltmeister Marius Lindvik.

Österreich hatte am Ende 47 Punkte Vorsprung auf Slowenien, das bei den Heimbewerben an diesem Wochenende noch stark aufholte und den Rückstand von 540 Zählern in Planica fast noch wettmachte. Bester Österreicher am Sonntag war Michael Hayböck als Zehnter unmittelbar vor Stefan Kraft, die Ränge drei bis sieben hinter Lindvik und Yukiya Sato (JPN) gingen alle an die Gastgeber.

Für Österreich war es nach dem enttäuschenden vierten Rang im Vorjahr der insgesamt 19. Sieg im Nationencup, die Norweger sind Zweiter mit neun Erfolgen. Ein bisschen kam für den ÖSV diesmal auch das Glück zurück: 2012/13 und 2001/02 hatte Österreich den Nationencup um nur sechs Punkte (an Norwegen) bzw. 51 Punkte (an Deutschland) verloren.

Österreich gewinnt Nationencup

Nach einem wahren Herzschlagfinale haben Österreichs Skispringer nach acht Jahren Pause wieder den Nationencup gewonnen. Die ÖSV-Adler wehrten in Planica den finalen Angriff der Slowenen ab und retteten 47 Punkte Vorsprung über die Ziellinie.

Zweiter Gesamtsieg für Kobayashi und Japan

Kobayashi beendete den letzten Saisonbewerb als Achter und damit acht Plätze vor seinem einzigen verbliebenen Titelkonkurrenten Karl Geiger. Der Deutsche hätte allerdings gewinnen müssen und der Japaner nur wenige Punkte holen dürfen, damit es noch eine Änderung an der Spitze gegeben hätte. Für Kobayashi ist es die zweite große Kristallkugel nach 2018/19 und auch die zweite für Japan. Kraft wurde als bester Österreicher Fünfter.

Ryoyu Kobayashi
AP/Darko Bandic
Wie vor drei Jahren lag am Ende Kobayashi an der Spitze

Die Skiflug-Wertung im Weltcup holte sich nach vier Bewerben Ziga Jelar mit 270 Punkten vor seinem slowenischen Teamkollegen Timi Zajc (260) und Kraft (224). Zajc gewann die Planica-7-Wertung, die alle Bewerbs- und Qualisprünge umfasste, Kraft wurde da Sechster.

„Ein sehr versöhnlicher Abschluss“

Hayböck verbesserte sich am Sonntag im zweiten Durchgang um fünf Plätze und bilanzierte nach seinem 244,5-m-Flug vor dem ORF-Mikrofon zufrieden: „Es war ein Flug am Limit, und ich dachte mir: Jetzt nimmst noch mal dein Herz in die Hand und riskierst. Es war extrem am Limit. Ein sehr versöhnlicher Abschluss. Wir haben auch mit Marius und Yuki gefeiert, damit wir den Nationencup holen. Jetzt ist es sich ausgegangen, und ich habe auch noch einmal meinen Teil dazu beitragen können. Das ist für uns alle, Athleten, Betreuer, eine große Sache“, sagte der Oberösterreicher.

Bester Österreicher nach dem ersten Durchgang war Kraft auf Rang acht gewesen, er konnte im zweiten aber nicht mehr nachlegen. „Ich habe noch einmal alles probiert, aber es ist sich für mich nicht mehr ausgegangen“, sagte der Salzburger. „Ich war sehr nervös hier unten, jetzt können wir megastolz sein, dass wir den Nationencup noch einmal geholt haben.“ Manuel Fettner belegte Rang 17 und sagte: „Ich bin schon fast zu alt, um so zu zittern am Schluss. Das war gar nicht so cool. Wir haben es trotzdem geschafft. Ich bin irgendwie froh, dass der Weltcup heute zu Ende geht und nicht morgen.“

Freund erklärt Rücktritt

Zu Ende ging auch die Karriere von Severin Freund. Der bisher letzte deutsche Sieger im Gesamtweltcup (2014/15) gab seinen Rücktritt bekannt. „In den letzten Wochen ist mir klar geworden, dass die Zeit als aktiver Sportler zu Ende geht“, sagte der 33-Jährige in Planica. „Ich hatte wirklich schöne Jahre und habe viele wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen. Nach meinem Comeback mit den tollen Erfolgen in den letzten beiden Jahren bin ich mit mir im Reinen und kann dieses Kapitel in meinem Leben so abschließen, wie ich es mir vorgestellt habe.“

Freund gewann bei den Olympischen Winterspielen 2014 Gold mit der Mannschaft und durfte sich über insgesamt elf Medaillen bei Skisprung- und Flug-Weltmeisterschaften freuen. Im Weltcup feierte er 22 Siege im Einzel, den letzten davon im November 2016 in Finnland. Nach mehreren Verletzungen, darunter zwei Kreuzbandrisse, konnte er in den vergangenen Jahren nicht mehr ganz an sein früheres Niveau anknüpfen.

Skifliegen in Planica

Endstand Sonntag-Bewerb:
1. Marius Lindvik NOR 241,5 / 245,5 455,1
2. Yukiya Sato JPN 236,5 / 242,5 446,8
3. Peter Prevc SLO 235,5 / 240,0 438,6
4. Timi Zajc SLO 233,0 / 240,0 437,2
5. Anze Lanisek SLO 231,0 / 244,5 435,7
6. Ziga Jelar SLO 239,0 / 232,0 435,2
7. Cene Prevc SLO 241,0 / 246,0 425,4
8. Ryoyu Kobayashi JPN 235,5 / 230,5 423,7
9. Dawid Kubacki POL 231,0 / 235,0 422,5
10. Michael Hayböck AUT 226,0 / 244,5 421,7
11. Stefan Kraft AUT 232,0 / 228,0 421,6
12. Piotr Zyla POL 237,5 / 221,5 419,0
13. Halvor Egner Granerud NOR 218,0 / 243,5 419,0
14. Kamil Stoch POL 225,0 / 231,5 416,3
15. Johann Andre Forfang NOR 220,5 / 237,0 412,7
16. Karl Geiger GER 225,0 / 242,0 409,1
17. Manuel Fettner AUT 223,5 / 231,5 406,6
18. Andreas Wellinger GER 223,0 / 230,0 405,6
19. Daniel Huber AUT 218,5 / 225,0 390,6
20. Lovro Kos SLO 219,5 / 227,0 389,4
21. Jan Hörl AUT 214,0 / 230,5 388,9
22. Daniel Tschofenig AUT 208,5 / 221,5 376,1
23. Constantin Schmid GER 210,0 / 223,0 374,1
24. Markus Eisenbichler GER 209,5 / 220,0 372,6
25. Gregor Deschwanden SUI 208,0 / 217,0 367,6
26. Naoki Nakamura JPN 211,5 / 203,0 348,1
27. Stephan Leyhe GER 204,5 / 208,0 348,0
28. Severin Freund GER 190,5 / 215,0 344,1
29. Junshiro Kobayashi JPN 188,0 / 196,5 313,0
30. Killian Peier SUI 175,0 / 188,0 284,8