Formel 1

Weltmeisterschaft hat neues Königsduell

Max Verstappen und Charles Leclerc haben sich am Sonntag beim Grand Prix von Saudi-Arabien ein packendes Duell um den Sieg geliefert. Am Ende ging der regierende Weltmeister in Dschidda als Sieger hervor. Als „cool und wirklich hart“ beschrieb Red-Bull-Pilot Verstappen den Schlagabtausch mit Ferrari-Fahrer Leclerc. Auf jeden Fall zeichnet sich ein neues Königsduell um den Titel ab. Während Lewis Hamilton in seinem Mercedes noch nicht konkurrenzfähig ist, etablierten sich Verstappen und Leclerc als Titelprotagonisten.

Bereits in Sachir hatten sich Verstappen und Leclerc ein hartes Duell geliefert, ehe der Niederländer von einem technischen Defekt gestoppt wurde. In Dschidda legten die beiden 24-Jährigen noch einmal nach, griffen tief in die Trickkiste und lieferten einander bis zur Ziellinie einen Kampf, der nicht nur die Fans begeisterte. „Es war nicht einfach, aber es hat viel Spaß gemacht“, sagte Verstappen. Leclerc formulierte es ganz ähnlich: „Der Kampf war ein Vergnügen.“

Entscheidenden Anteil am Schlagaubtausch hat das neue Aerodynamik-Reglement, dem Überholvorgang kommt dadurch viel größere Bedeutung zu. Bei jedem Manöver muss der wahrscheinliche Konter des Gegners immer schon antizipiert werden, sonst ist die eben gewonnene Position augenblicklich wieder verloren. In der neuen Ära sind die Wahl des Zeitpunkts des Manövers und die Streckenposition entscheidend, wie Verstappen und Leclerc eindrucksvoll vorzeigten.

Ferrari’s Charles Leclerc und Red Bull’s Max Verstappen unterhalten sich
APA/AFP/Andrej Isakovic

Noch regiert der Respekt

Im Endklassement hatte Leclerc dann 0,549 Sekunden Rückstand auf Verstappen. Obwohl er knapp das Nachsehen hatte, war der Monegasse sehr zufrieden mit seinem zweiten Platz. „Jedes Rennen sollte so sein“, sagte Leclerc. Aufgrund der Performance von Red Bull und Ferrari in den ersten beiden Grands Prix könnte die Rivalität die WM-Saison prägen. „Ich hätte nach dem letzten Jahr nicht geglaubt, dass es eine Steigerung gibt – und das haben wir jetzt“, freute sich etwas Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko.

Von einem vergifteten Duell, wie es sich Verstappen noch knapp vier Monate zuvor an gleicher Stelle mit Lewis Hamilton geliefert hatte, ist aktuell noch nichts zu sehen. Zumindest vorerst regiert noch der Respekt zwischen dem Duo. „Das ist wichtig, deshalb haben wir diese guten Kämpfe“, sagte der Niederländer. Leclerc fühlte sich prompt an gemeinsame Kartzeiten in der Jugend erinnert. „Da hatten wir auch schon tolle Duelle. Wir sind zusammen aufgewachsen, das hat uns geholfen, uns auf unsere Weise zu entwickeln“, sagte der 24-Jährige.

Analyse: GP von Saudi-Arabien

Im „Motorhome“ von ORF anaylsierten die Experten rund um Ernst Hausleitner und Alexander Wurz das Rennen.

„Da kommt auf jeden Fall noch mehr“

20 Punkte Vorsprung auf Verstappen nimmt Leclerc mit ins dritte Saisonrennen in Australien in zwei Wochen. Teamkollege Carlos Sainz rangiert als WM-Zweiter noch zwischen den beiden. „Natürlich bin ich ziemlich glücklich mit dem Start, aber da kommt auf jeden Fall noch mehr“, sagte Leclerc. Marko bezeichnete die „Scuderia“ als ebenbürtigen Gegner. „Der Ferrari ist unter allen Umständen – Temperatur, Reifen – immer schnell, unser Auto ist sicher diffiziler abzustimmen“, meinte der Steirer.

Ferrari hat sich nach zwei Jahren aus dem Formloch befreit und die Regelreform mit komplett neuem Autos perfekt genutzt. Aber können die Italiener das Tempo von Red Bull und Verstappen auch über die Langstrecke mitgehen? 2017 und 2018 hatten die Italiener mit Sebastian Vettel auch schon das stärkste Auto, ehe im Wettlauf der Ingenieure Mercedes die Oberhand gewann. „Wir haben seitdem unsere Werkzeuge verbessert und sind viel besser vorbereitet“, versicherte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. „Das wird der Schlüssel sein, wir müssen alles geben“, mahnte Leclerc.

Mercedes hinkt hinterher

Da sprach der WM-Führende auch einem Mann aus der Seele, der nach acht außergewöhnlich erfolgreichen Jahren plötzlich zur Randfigur zu werden droht. Rekordweltmeister Lewis Hamilton ist mit Mercedes vorerst abgehängt. Die Hoffnung auf Titel Nummer acht könnte schon früh platzen. „Siege fühlen sich sehr weit entfernt an“, klagte der 37-Jährige nach seiner Fahrt auf einen unglücklichen zehnten Platz in Dschidda.

Mercedes habe derzeit „überall Defizite“, bekannte Teamchef Toto Wolff. „Das Gesamtbild ist ernüchternd, und es ist klar, dass wir weiter hart arbeiten müssen, wenn wir in Melbourne eine bessere Performance zeigen wollen. Das Rennen hat gezeigt, wo wir derzeit stehen. Die Leistungsunterschiede im Qualifying und im Rennen sind offensichtlich ähnlich“, erklärte der Wiener, der sich aber auch kämpferisch gab, denn „die Saison ist noch unglaublich lang“.