Trainer Franco Foda
GEPA/Johannes Friedl
ÖFB

Ära von Teamchef Foda geht zu Ende

Die Ära von Franco Foda als Österreichs Teamchef ist zu Ende. Der 55-jährige Deutsche wird am Dienstag im Testspiel gegen Schottland (20.45 Uhr, live in ORF1) im Happel-Stadion zum 48. und letzten Mal auf der Bank sitzen. „Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht. Wir haben uns nicht für die WM qualifiziert, und dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Deshalb ist meine Tätigkeit als Teamchef nach dem Spiel gegen Schottland beendet“, sagte Foda am Montag auf einer Pressekonferenz.

Fodas Vertrag beim Österreichischen Fußballbund (ÖFB) läuft am 31. März aus. Nach der 1:2-Niederlage im WM-Play-off-Halbfinale gegen Wales war eine Verlängerung mehr als unwahrscheinlich. „Es war mir eine große Ehre. Ich war mit vollem Stolz Nationaltrainer und werde auch in Zukunft ein großer Fan des Nationalteams sein. Meinem Nachfolger drücke ich die Daumen. Ich hoffe, dass jetzt Ruhe einkehrt. Ich freue mich auf die letzten Tage mit der Mannschaft.“

Foda übernahm das ÖFB-Team Ende 2017 und qualifizierte sich mit der rot-weiß-roten Auswahl für die Europameisterschaft 2020, bei der im Achtelfinale gegen den späteren Sieger Italien das Aus kam. Danach stand Foda nach dem enttäuschenden vierten Rang in der WM-Qualifikationsgruppe hinter Dänemark, Schottland und Israel häufiger in der Kritik, die nach dem Scheitern in Wales noch intensiver wurde.

Foda tritt als ÖFB-Teamchef ab

Franco Foda hat am Montag das Ende seiner Ära als ÖFB-Teamchef bekannt gegeben. Im Freundschaftsspiel gegen Schottland am Dienstag wird der Deutsche die Nationalmannschaft zum letzten Mal betreuen.

„Wunderbare Jahre“

„Bei meinen Spielern möchte ich mich für die vergangenen viereinhalb Jahre bedanken, die wunderbar waren. Teilweise auch erfolgreich, aber leider nicht mit einem guten Ende, weil wir unser großes Ziel Katar nicht erreicht haben“, sagte Foda, der mit dem ÖFB-Team auch den Aufstieg in die Liga A der Nations League schaffte, wo Österreich im Juni und September in den ersten Pflichtspielen für seinen noch zu bestimmenden Nachfolger auf Frankreich, Dänemark und Kroatien treffen wird.

Marko Arnautovic, der wie Foda bei der Pressekonferenz zugegen war, erklärte: „Wir sind alle geschockt über diese Nachricht. Wir wurden heute zusammengerufen und da wurde es uns mitgeteilt. Wir müssen die Entscheidung vom Trainer aber akzeptieren. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles, alles Gute für die Zukunft. Im letzten Spiel wollen wir ihm einen bewegten Abschied schenken.“

Trainer Franco Foda mit ÖFB-Spielern
GEPA/Matic Klansek
Für Franco Foda heißt es nach dem Spiel gegen Schottland Abschied nehmen von seinen Spielern

Intensive Gedanken nach Cardiff

Er habe sich in den Tagen nach dem Aus in Cardiff intensiv Gedanken gemacht, verriet Foda. „Das ist logisch.“ Sein Vertrag hätte sich nur bei einem Aufstieg automatisch verlängert. Nun endet er am Donnerstag. ÖFB-Präsident Gerhard Milletich und Sportdirektor Peter Schöttel hatten nach dem Aus in Wales angegeben, dass im Rennen um den künftigen Cheftrainer auch mit Foda Gespräche zu führen seien. Dem kam der Wahlgrazer nun aber zuvor.

„Es stand zwar noch im Raum, dass ich eventuell auch noch die Möglichkeit gehabt hätte auf eine Vertragsverlängerung, das kann ich nicht beurteilen, aber das hat für mich dann keine Rolle mehr gespielt“, erklärte Foda. Die Gründe für die zuletzt wechselhaften Leistungen suchte er auch bei sich. „Ich bin schon immer jemand gewesen im Leben, als Spieler und als Trainer, der Verantwortung übernommen hat. Von mir gibt es keine Schuldzuweisungen.“

Berufliche Zukunft noch offen

Mit seiner Entscheidung hoffe er, dass nun Ruhe einkehre. Er wollte sie seinen Spielern noch vor dem Schottland-Spiel mitteilen, weil sich danach sehr schnell alle wieder zu ihren Clubs verabschieden. „Es war von meiner Seite sehr emotional“, betonte Foda. „Es war für mich eine große Ehre, hier als Deutsch-Österreicher, als der ich mich bezeichnen würde, mal als Nationaltrainer tätig zu sein – in dem Land, ich dem ich lebe, in dem ich mich sehr wohlfühle.“

Die Erfahrung als Nationaltrainer sei für ihn „extrem wichtig“ gewesen, versicherte Foda. Es sei etwas komplett anderes als Vereinstrainer. Welchen Weg er in Zukunft einschlagen will, ließ der Ex-Verteidiger offen. „Meine Karriere ist noch nicht beendet“, sagte Foda über seine Trainerlaufbahn. Vorerst müsse er aber „alles einmal sacken lassen, alles reflektieren“. Sein geplanter erster Schritt: nach dem Schottland-Spiel mit Freunden einige Tage auf Urlaub zu fahren.

27 Siege in 47 Spielen

Foda kann auf eine gute Bilanz verweisen – auch wenn er von sieben Pflichtspielen gegen in der Weltrangliste besser platzierte Teams sechs verloren und keines für sich entschieden hat. In absoluten Zahlen hat Foda 27 seiner bisherigen 47 Spiele als Teamchef gewonnen. Fünf Spiele endeten Remis, 15 wurden verloren.

Nur „Wunderteam“-Trainer Hugo Meisl hat mehr Siege eingefahren, nämlich 71. Beim Punkteschnitt – hochgerechnet auf die aktuell gültige Dreipunkteregel – liegt Foda mit Meisl sogar gleichauf auf Platz zwei. Auf einen besseren Schnitt als die 1,83 Zähler pro Partie kam bisher nur der von 1978 bis 1981 amtierende Karl Stotz mit 1,88.

Mehr als 47 Partien als ÖFB-Teamchef haben bisher nur fünf Personen absolviert, neben Meisl (133) auch Josef Hickersberger (56), Fodas Vorgänger Marcel Koller (54) und Herbert Prohaska (51). Mit dem Schottland-Spiel stellt der 55-Jährige die Marke von Leopold Stastny (48) ein. Das große Ziel, Österreich als erster Trainer nach einer EM auch zu einer WM zu führen, hat Foda allerdings verpasst. Auf eine WM-Teilnahme wartet Österreich bereits seit 1998 vergeblich.

ÖFB-Teamchefs mit den meisten Länderspielen

1. Hugo Meisl 133 1913-1914, 1918-1937
2. Josef Hickersberger 56 1988-1990, 2006-2008
3. Marcel Koller 54 2011-2017
4. Herbert Prohaska 51 1993-1999
5. Leopold Stastny 48 1968-1975
. Franco Foda 48 * 2017-2022
7. Walter Nausch 47 1948-1954
* inklusive Schottland-Länderspiel am Dienstag

Punkteschnitt der ÖFB-Teamchefs

1. Karl Stotz (1978-1981) 24 13 6 5 1,88
2. Franco Foda (2017-2022) 47 * 27 5 13 1,83
. Hugo Meisl (1913-1914, 1918-1937) 133 71 30 32 1,83
4. Helmut Senekowitsch (1976-1978) 26 14 4 8 1,77
5. Herbert Prohaska (1993-1999) 51 25 9 17 1,65
6. Marcel Koller (2011-2017) 54 25 13 16 1,63

* exklusive dem Schottland-Länderspiel am Dienstag

Anm.: Berechnungsbasis Drei-Punkte-Regel, nur Teamchefs mit zumindest zehn Länderspielen berücksichtigt.