Fußball

ÖFB-Elf rettet Remis bei Fodas Abschied

Die Ära von Franco Foda als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft ist am Dienstag mit einem Remis zu Ende gegangen. In einem Testspiel trennte sich das ÖFB-Team vor nur 6.600 Zuschauern im Wiener Ernst-Happel-Stadion von Schottland mit 2:2 (0:1). Die Mannschaft bewies nach einem 0:2-Rückstand Moral und rettete ihrem scheidenden Coach im Finish immerhin noch ein Unentschieden. Der Neustart erfolgt im Juni in Kroatien.

In einer Partie mit vielen Chancen, vor allem in der ersten Hälfte, brachte Jack Hendry die Gäste nach einer Ecke per Kopf in Führung (28.). Während vor allem Marko Arnautovic bei seinen Chancen glücklos agierte, traf Che Adams nach der Pause sicher unter die Latte (56.). Die „Joker“ Michael Gregoritsch (75.) und Alessandro Schöpf (82.) sorgten per Kopf bzw. aus der Distanz noch für ein versöhnliches Ende.

Schottland blieb im achten Spiel bzw. im fünften gegen Österreich in Folge ohne Niederlage. Während Foda sich nun in den Urlaub begibt, sucht Sportdirektor Peter Schöttel, der von Fans im fast leeren Oval mit Kritik bedacht wurde, dessen Nachfolger. Bis 29. April, wenn das ÖFB-Präsidium das nächste Mal tagt, soll alles geklärt sein. Der Neue wird sein Debüt am 3. Juni in der Nations League in Osijek geben.

Gregoritsch verkürzt auf 1:2 (75. Minute)

Michael Gregoritsch bricht nur eine Minute nach seiner Einwechslung den Bann und verkürzt auf 1:2.

Schüttere Kulisse bei Dragovic-Jubiläum

Nach dem 1:2 gegen Wales im Play-off für die WM-Endrunde in Katar stand das Spiel nicht nur im Zeichen des Abschieds von Teamchef Foda, sondern hatte auch einen besonderen Jubilar zu bieten. Nach Andreas Herzog (103) trat auch Aleksandar Dragovic dem 100er-Club bei.

Dem Innenverteidiger, der am 6. Juni 2009 in Serbien (0:1) sein Debüt gegeben hatte, wurde eine Auszeichnung vor schütterer Kulisse erspart, diese erfolgt im Juni dann gegen Dänemark. Der Wiener Minusrekord aus dem Jahre 1987, als dem 0:0 gegen Rumänien nur 6.200 Zuschauer im Prater beiwohnten, blieb knapp aber doch erhalten. Offiziell waren dieses Mal 400 Zuschauer mehr da, mehr als den Unterschied machten dabei die motivierten Fans der Gäste aus. Die Hälfte der Ticketerlöse ging an eine ukrainische Hilfsorganisation.

Aleksandar Dragovic (AUT) in Aktion
GEPA/Johannes Friedl
100 Spiele für Österreich: Aleksandar Dragovic (l.) führte dieses Mal das Team auch als Kapitän auf das Feld

Dragovic führte als Kapitän eine an fünf Positionen veränderte Startelf auf das Spielfeld. Daniel Bachmann ersetzte den kränklichen Heinz Lindner im Tor, Foda verschaffte auch noch Andreas Ulmer, Stefan Ilsanker, Valentino Lazaro und Sasa Kalajdzic einen Startelfeinsatz, Letzterer stürmte erstmals von Beginn mit Arnautovic.

Was für Foda hier im November 2017 gegen Uruguay (2:1) begann, endete mit einem Duell gegen Schottland. In der WM-Qualifikation war man sich zweimal begegnet (2:2 auswärts, 0:1 heim), die Gäste haben auch noch eine Chance auf das WM-Ticket. Ihr Play-off-Heimspiel gegen die Ukraine wurde verschoben, im Juni trifft der Sieger dann auf Wales. Die Schotten kamen in guter Form, mit sechs Siegen in zuletzt sieben Spielen – ihre Fans dankten es auch mit mitgebrachten Dudelsäcken.

Trainer Franco Foda (AUT)
GEPA/Johannes Friedl
Franco Foda versuchte sein letztes Spiel als ÖFB-Teamchef zu genießen, am Ende konnte er lächeln

Chancen auf beiden Seiten

Wie für ein Freundschaftsspiel üblich, hielt sich die Intensität auf beiden Seiten in Grenzen. Das sorgte dafür, dass beide Teams auch bald Chancen vorfanden. John McGinn hatte nach drei Minuten mehr Platz als mancher Zuschauer auf der Tribüne, zielte aber genau in die Arme Bachmanns (3.). Eine Ecke von Marcel Sabitzer fand auf der anderen Seite Kalajdzic, Goalie Craig Gordon zog den Arm gerade noch rechtzeitig nach oben (6.). So war Österreich nach Standards nach sechs Minuten schon gefährlicher als im gesamten Spiel in Cardiff. McGinn hatte aber die bessere Chance und schob das Leder vorbei (7.).

Schotten vergeben Riesenchance (7. Minute)

John McGinn kommt aus gefährlicher Distanz zum Abschluss, verfehlt das Tor aber knapp.

Nach dem chancenreichen Beginn beruhigte sich die Partie. Österreich, das in einer 3-4-3-Formation auflief, versuchte mit Seitenverlagerungen gefährlich zu werden. So brachte Lazaro von rechts den Ball schließlich in die Mitte und Kalajdzic scheiterte dieses Mal flach an Gordon (14.). Arnautovic vergab nach gleichem Schema dann akrobatisch (16.). Dem 32-Jährigen fehlte in der ersten Hälfte auch das Glück: Er scheiterte an Gordon (21.), legte sich den Ball zu weit vor (32.) oder stolperte (40.).

Team kassiert nächstes Tor nach Standard

Zu diesem Zeitpunkt führte Schottland schon: Ausgangspunkt war ein Fehlpass von Sabitzer. Den Konter konnte der bemühte Bayern-Legionär zur Ecke klären, aber wie schon in Wales kassierte das ÖFB-Team wieder nach einem ruhenden Ball ein Tor.

Nach einer Ecke von Liverpool-Legionär Andrew Robertson gewann Grant Hanley an der zweiten Stange das Kopfballduell gegen Hinteregger, der Ball glitt entlang der Latte und am anderen Ende hatte Jack Hendry (192 cm) einen Größenvorteil gegen Christoph Baumgartner (180) – und die Hand in dessen Gesicht. Das blieb ohne Folgen, Video Assistant Referee war keiner im Einsatz.

Hendry bringt Schottland in Führung (28. Minute)

Nachdem wenige Sekunden davor Andrew Robertson einen Fehlpass der ÖFB-Abwehr nicht nutzen kann, führt der folgende Eckball zu einem Tor. Grant Hanley köpfelt an die Latte, Hendry setzt sich aber ebenfalls in einem Kopfballduell durch und trifft.

Es blieb beim 0:1 zur Pause, auch weil Laimer einen Nachschuss am Tor vorbeisetzte (35.). Zur Halbzeit gab es Pfiffe, die treuesten Fans hatten zudem eine Botschaft für den Sportdirektor parat: „Schöttel raus.“

Schottland erhöht nach der Pause

Wie in Wales kam Österreich bemüht aus der Kabine, das Tor erzielte aber der Gegner. Zunächst konnten sich die Hausherren in der Hälfte der Schotten festsetzen, blieben allerdings in dieser zu harmlos. Ein Freistoß von Sabitzer ging vorbei (51.). Den Schotten reichte schon ein gelungener Angriff, um zu erhöhen. Über links ging es schnell, Kieran Tiernay legte zurück und McGinn hämmerte den Ball unter die Latte (56.). Hinteregger kam zu spät, Bachmann hatte keine Chance.

McGinn erhöht auf 2:0 (56. Minute)

McGinn trifft nach schöner Hereingabe von Tierney mit einem perfekten Schuss unter die Latte zum 2:0.

Nach einer Stunde begann die übliche Wechselorgie, was ein Testspiel traditionell zu einer zerfahrenen Angelegenheit macht. Foda konnte sich aber am Ende ein glückliches Händchen auf die Fahnen heften.

„Joker“ retten Österreich im Finish Remis

72 Sekunden zuvor eingewechselt, traf Augsburg-Legionär Gregoritsch nach einer Flanke von Ulmer zwischen den schottischen Verteidigern per Kopf (75.). Österreich zeigte weiterhin Moral und kam auch noch zum Ausgleich: Nach einer Ecke landete das Leder vor den Füßen von Schöpf, der vom Sechzehner links unten ins Eck traf (82.). Und fast hätte es noch zum Sieg gereicht, doch den dritten „Joker“-Treffer durch Andreas Weimann verhinderte am Ende Goalie Gordon (83.).

Damit ging die Ära Foda mit diesem mittelmäßigen Ergebnis passend zu Ende. Der Coach wechselte am Ende bis auf den angeschlagenen Stefan Lainer alle ein, so kamen Tormann Patrick Pentz und Verteidiger Maximilian Ullmann zu ihren Debüts. Am Ende bleiben nach 48 Spielen unter Foda 27 Siege, sechs Unentschieden und 13 Niederlagen stehen. Nur Karl Stotz (1,88) und „Wunderteam“-Trainer Hugo Meisl (1,83) wiesen einen höheren Punkteschnitt als der Deutsche (1,81) auf.

Fußballtestspiel

Dienstag:

Österreich – Schottland 2:2 (0:1)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 6.600 Zuschauer, SR Bognar (HUN)

Torfolge:
0:1 Hendry (28.)
0:2 McGinn (56.)
1:2 Gregoritsch (75.)
2:2 Schöpf (82.)

Österreich: Bachmann (87./Pentz) – Ilsanker (74./Weimann), Dragovic, Hinteregger – Lazaro, Laimer (59./Schöpf), Sabitzer, Ulmer (87./Ullmann) – Baumgartner (59. Grüll), Kalajdzic (74./Gregoritsch), Arnautovic

Schottland: Gordon – Hendry, Hanley, Tierney – Patterson (57./O’Donnell), Ferguson (77./Gilmour), Ryan (57. McTominay), Robertson (57./Hickey) – McGinn, Armstrong (77./Christie) – Adams (66./Dykes)

Gelbe Karten: keine