Trainer Franco Foda
GEPA/David Bitzan
ÖFB

Foda macht sich zum Abschied Luft

Die Ära von Franco Foda ist am Dienstag mit einem Remis zu Ende gegangen. Im 48. Länderspiel mit dem Deutschen als Teamchef holte die ÖFB-Auswahl im Happel-Stadion gegen Schottland ein 2:2. Foda betonte danach seinen Stolz auf die Mannschaft und bedankte sich für viereinhalb Jahre gute Arbeit. Der 55-Jährige ließ es sich aber auch nicht nehmen, sich Luft zu machen und eine klare Botschaft an seine Kritiker zu senden.

Ein Abschied durch die Hintertür oder ein leises Servus war das von Foda nicht. Vor allem auf Florian Klein war der scheidende Teamchef sauer, weshalb das letzte Interview teilweise zur Abrechnung wurde. Klein hatte Kritik an der Spielphilosophie von Foda („Er hat eine Art, Fußball zu denken, die zu den Spielertypen nicht passt.“) geübt. „Solche Aussagen wie von Florian Klein kann ich nicht nachvollziehen, der mich kritisiert, wie ich über Fußball denke. Er hat noch nie mit mir gesprochen, deshalb kann er das gar nicht wissen“, sagte Foda. Klein habe möglicherweise auch nicht bemerkt, dass das ÖFB-Team unter ihm den drittbesten Punkteschnitt seiner Geschichte erreicht habe.

Noch bedenklicher als die Kritik an seiner Person fand Foda die Äußerungen von Klein in Richtung Peter Stöger. Der Ex-Teamspieler hatte sich skeptisch darüber geäußert, ob die defensive Spielweise, die Teamchefkandidat Stöger praktiziere, zur aktuellen Mannschaft passe. „Das Allerschlimmste ist, dass ein ehemaliger Nationalspieler jetzt schon einen Trainer im Vorfeld kritisiert und ihn bewertet, wie er Fußball spielen lässt. Irgendwann müssen wir mal aufhören mit solchen Themen. Es ist genug, deshalb spreche ich diese Dinge jetzt an“, sagte ein erzürnter Foda, der sich auch an der Kritik von ORF-Experten Roman Mählich stieß.

Dank an Team für wunderbare Reaktion

Foda sagte auch, dass immer wieder Unwahrheiten von außen über das Verhältnis von ihm zur Mannschaft verbreitet worden seien. Der Deutsche bedankte sich deshalb explizit beim Team für eine wunderbare Reaktion in der Kabine nach dem Spiel. „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen für den Trainer, der die meiste Kritik einstecken hat müssen. Es tut mir leid, dass er nicht das Highlight gehabt hat mit der WM“, sagte etwa Aleksandar Dragovic, der gegen Schottland sein 100. Spiel absolvierte. „Das bestätigt mich darin, dass wir vier Jahre gut zusammengearbeitet haben. Die Spieler haben sich dafür bedankt, was wir geleistet haben“, so Foda, der nicht alles preisgeben wollte, was nach dem Spiel gesagt wurde.

Franco Foda und Alessandro Schoepf (AUT)
APA/Hans Punz
Dank des Ausgleichs von Alessandro Schöpf ging die Ära von Teamchef Franco Foda nicht mit einer Niederlage zu Ende

Zu sagen hatte der Deutsche aber sehr wohl noch etwas zu seinem Abschied. Diesen hatte er im Vorfeld des Spiels gegen Schottland bekanntgegeben, um Spekulationen über seinen Verbleib zu beenden. „Es war eine Entscheidung von mir. Ich habe mich entschlossen, die Verantwortung zu übernehmen. Die Spieler haben es verdient, dass sie den Rücktritt von mir hören. Es gab sonst keine Beweggründe, außer dass wieder Ruhe einkehren sollte“, sagte Foda.

Verpasste WM als „einziges Problem“

Ruhe sollte aber nicht nur ins Team, sondern auch in den Verband einkehren. „Jetzt ist wichtig, dass man den ÖFB in Ruhe arbeiten lässt. Nicht dass jemand eine Bühne bekommt, um seinen Senf dazuzugeben. Das Wichtigste ist, dass sich der ÖFB auf Trainersuche begeben kann und die richtige Entscheidung treffen wird. Davon bin ich überzeugt. Sie haben ja bisher immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Marcel Koller hat sich für die EM qualifiziert, auch Franco Foda hat sich für die EM qualifiziert, ist ins Achtelfinale gekommen und war in der Nations League auf Platz eins. Einziges Problem, das wir beide hatten, ist, dass wir uns nicht für die WM qualifiziert haben“, so Foda.

Seinem Nachfolger wünschte der Deutsche genau das – eine Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. „Es wird Zeit, aber es ist schwierig. Es wird immer enger. Italien ist Europameister und qualifiziert sich nicht für die WM. Wer hätte das gedacht“, erläuterte Foda: „Auch das Spiel gegen uns hat sich verändert. Mittlerweile stehen gegen uns alle sehr tief, überlassen uns das Spiel und lauern auf Kontersituationen. Das heißt, man ist viel im Ballbesitz. Das Schwierigste im Fußball ist, Lösungen auf engen Räumen zu finden.“

Genau darin sieht Foda den nächsten Schritt, den die Mannschaft machen muss, um erfolgreich zu sein. Vom Potenzial her ist der Ex-Teamchef aber überzeugt, dass das gelingen wird. „Es geht um das Gesamtpaket. Da mache ich mir keine Sorgen. Es gibt viele junge Spieler, die sich weiterentwickeln werden“, sagte der 55-Jährige, der aber nicht als Ratgeber für den neuen Teamchef in Erscheinung treten wird. „Das ist der Unterschied von einem Trainer, der schon etwas erreicht hat, gegenüber Roman Mählich, der weniger erreicht hat. Mein Nachfolger hat die Qualität, seine eigenen Entscheidungen zu treffen“, so Foda.

Foda: Menschlich viel gelernt

Er selbst habe als Teamchef sehr viel von den unterschiedlichen Spielern gelernt. „Wenn man Spiele gewinnt, ist die Stimmung top. Wenn nicht, dann ist sie weniger gut. Wir hatten aber immer unseren Spaß. Menschlich habe ich viel gelernt, auch vom Betreuerteam. Das war sehr beeindruckend. Der neue Trainer kann sich auf eine intakte und gute Mannschaft freuen“, sagte Foda, der der Mannschaft und seinem Nachfolger alles Gute für die Zukunft wünschte.

Über seine eigene hat er sich aufgrund der kurzfristigen Entscheidung zum Abschied noch keine Gedanken gemacht. „Jetzt freue ich mich auf meine Frau, meine Söhne und meine Enkel. Dann fahre ich mit Freunden auf Urlaub und dann mache ich mir Gedanken über meine Zukunft. Vielleicht schaue ich mir im Juni das eine oder andere Spiel an und drücke die Daumen – auch meinem Nachfolger. Dann wird man sehen, wohin die Reise gehen wird“, sagte Foda und versprach, dass er in für das ÖFB-Team schlechten Zeiten nicht nörgeln werde. „Ich wäre ein guter Experte, der nicht nur ein Spiel sieht, sondern auch liest.“