ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel
GEPA/Walter Luger
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Debatte um neuen Teamchef läuft heiß

Nach der Ära von Franco Foda richtet sich der Blick des österreichischen Nationalteams in die Zukunft. Im Mittelpunkt steht dabei Sportdirektor Peter Schöttel, der sich endgültig der Suche nach dem neuen Teamchef widmen kann. Die Debatte lief zuletzt heiß, traditionell werden viele Namen genannt, die Rufe nach einem Konzept sind aber dieses Mal lauter.

Der Ablauf und der Zeitplan stehen seit dem WM-Quali-Aus in Wales fest: ÖFB-Präsident Gerhard Milletich beauftragte Schöttel mit der Suche nach einem Teamchef. Bei der Präsidiumssitzung am 29. April soll der Nachfolger von Foda bestellt werden, damit sich dieser für den Auftakt der Nations League am 3. Juni in Kroatien vorbereiten kann.

„Ich werde in den nächsten Tagen viel unterwegs sein“, erklärte Schöttel vor dem Testspiel gegen Schottland (2:2) im ORF-Interview und deutete an, nicht nur im Inland mit Kandidaten zu sprechen. „Es gibt schon etliche Terminvereinbarungen, die nicht in Österreich stattfinden werden.“ Das entspricht nicht nur dem Wunsch von diversen TV-Experten, sondern auch einigen Landespräsidenten, die zuletzt wieder zur Zielscheibe der Kritik wurden. Das „Wie“ scheint das „Wer“ bei der Teamchefsuche dieses Mal jedoch zu überlagern.

Schöttel und Götschhofer über die Teamchefsuche

Sportdirektor Peter Schöttel spricht im Interview über mögliche Foda-Nachfolger. Er geht auch auf die Kommentare von OÖFV-Präsident Gerhard Götschhofer ein.

„Erst Anforderungsprofil, dann Suche“

Das machten beispielsweise die Landeschefs aus Oberösterreich, Gerhard Götschhofer, und Vorarlberg, Horst Lumper, zuletzt deutlich. Ersterer hatte in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ mit einigen Aussagen aufhorchen lassen: „Ich verlange, dass die Person (Teamchef, Anm.) zuerst nach einem Anforderungsprofil und erst danach unter den dafür geeigneten Kandidaten gesucht wird.“ Ähnliche Töne wie sein Kollege schlug auch Lumper in den „Vorarlberger Nachrichten“ an. „Die Diskussion muss von Fachleuten geführt werden, wir im Präsidium sind dafür da, die Umsetzung zu ermöglichen.“

OÖ-Landespräsident Gerhard Götschhofer
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Oberösterreichs Landespräsident Götschhofer fordert von Schöttel eine überlegte Teamchefsuche

Am Dienstag legte Götschhofer im Stadion nach. „Die Entscheidung, wer österreichischer Teamchef wird, kann nur ein Experte treffen, und wir haben dafür nur einen Experten im ÖFB, das ist der Sportdirektor. Das ist seine Aufgabe, und es geht darum, dass er sie perfekt erledigt. Ich erwarte mir, dass er einen Trainer findet, der nicht nur einen klingenden Namen hätte, sondern auch für ein Spielsystem steht, für eine Aufbruchstimmung“, erläuterte der ÖFB-Vizepräsident unter den symbolisch passenden Klängen von „Don’t stop believin“ im Oval.

Letzte Teamchefsuche in schlechter Erinnerung

Götschhofer und Lumper hatten 2017 nicht für Schöttel gestimmt, als dieser im kurzfristigen Duell mit dem langjährigen, aber bei einigen Personen im Verband unbeliebten Sportdirektor Willibald Ruttensteiner das Rennen machte und sich alsbald auf Teamchefsuche begab. Diese blieb in schlechter Erinnerung, wie der langjährige ÖFB-Teamstürmer Marc Janko zuletzt wieder aufzeigte. „Bei allem Respekt, er (Schöttel) hat damals Foda, Andreas Herzog und Thorsten Fink als gleichwertig empfunden. Da stelle ich mir die Frage, welche Idee hatte er dahinter? Gab es ein Konzept, wie man Fußballspielen möchte?“

ÖFB: Kritik von Janko

Mit Marco Janko meldet sich am Samstag eine ehemalige Größe der heimischen Fußballnationalmannschaft kritisch zu Wort. Der 70-fache Teamspieler bemängelt die Strukturen im Verband und zweifelt die sportliche Kompetenz der ehrenamtlichen Mitglieder im ÖFB-Präsidium an.

Andere TV-Experten legten in den vergangenen Tagen nach. „Es muss vom Sportdirektor und seinem Team eine Linie vorgegeben werden“, forderte Jahrhundertspieler Herbert Prohaska. „Er (Foda) hat eine Art, Fußball zu denken, die zu den Spielertypen nicht passt. Wir haben fünf, sechs Spieler, die durch die Red-Bull-Schule gegangen sind. Dann musst du aber auch attackieren. Sonst sind sie falsch eingesetzt“, meinte Florian Klein bei ServusTV. Auf ähnliche Weise hatte es in der Vergangenheit schon öfter Roman Mählich erwähnt, beide stießen mit ihren Aussagen naturgemäß auf wenig Gegenliebe bei Foda.

Stöger und viele andere Namen im Blätterwald

Wer der Nachfolger des 55-jährigen Deutschen wird, lässt sich freilich noch nicht sagen. Dass seit Freitag die Gerüchteküche brodelt, liegt an der Natur der Sache. Peter Stöger ist auf dem Markt, willig und damit Thema. Doch nicht nur Klein begegnet dieser – für viele logischen – Kandidatur mit Skepsis: „Seine Art zu spielen, ist eher defensiv, mit vielen Umschaltmomenten. Da stellt sich die Frage, wie er zu den Spielern passt.“ Zugutehält der frühere Teamspieler Stöger aber, dass er eine gute Stimmung formen und von jedem etwas herauskitzeln könne.

Österreichs Toptrainer haben derzeit alle einen Job im Ausland, Ralph Hasenhüttl (Southampton), Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) oder Adi Hütter (Borussia Mönchengladbach) sind alleine schon deswegen unwahrscheinliche Lösungen. Andere wie Gerhard Struber (NY Red Bulls) lehnen schon früh dankend ab („Das kommt für mich derzeit nicht infrage“), oder sind traditionell im Mix dabei (Andreas Herzog).

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus bringt Namen wie Ex-Bayern-Trainer Niko Kovac (soll Schöttel schon einen Korb gegeben haben, Anm.) oder Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt (dürfte bei Benfica unterschreiben) ins Spiel. Auch in den Blätterwald geschafft haben es Joachim Löw, Jürgen Klinsmann, Lucien Favre, Ronald Koeman, Andrea Pirlo oder gar Zinedine Zidane. „Wir müssen mit unseren Finanzen haushalten. Bei einigen Namen, die kursieren, kann man sich die Kontaktaufnahme sparen“, erklärte Schöttel im APA-Interview.

Schöttel macht sich an die Arbeit

Der 55-jährige Wiener will sich nun mit seinem Team aus namentlich nicht genannten Experten ganz auf den Prozess fokussieren. „Zuerst werden Informationen eingeholt, Hintergrundinformationen besorgt. Es werden Gespräche geführt, auch indem man die eine oder andere Reise macht. Zuerst werden auf sportlicher Ebene die Dinge abgesteckt. Wenn es um wirtschaftliche Dinge geht, kommt mit Bernhard Neuhold der Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH dazu. So haben wir es vor vier Jahren auch gemacht.“

Anders als damals will er dem Präsidium zwar am Ende auch wieder einige Namen vorlegen, dieses Mal aber eine Präferenz abgeben. „Wenn es gewünscht ist, wird es eine klare Empfehlung von mir geben.“ Wenn schon nicht mit finanziellen Anreizen, will man anders überzeugen. „Wir haben eine EM in Deutschland als nächste Qualifikation, das wird für viele Trainer im deutschsprachigen Raum interessant sein. Und für erfahrenere Trainer, die schon im Nationalteambereich tätig sind und nicht mehr den täglichen Stress haben wollen, haben wir mit Wien auch eine sehr lebenswerte Stadt.“