WM-Qualifikation

Österreich siegt im Schlüsselspiel

Das österreichische Fußballnationalteam der Frauen hat am Freitag seine Chance auf ein Ticket für die Weltmeisterschaft 2023 am Leben gehalten. Das Team von Irene Fuhrmann gewann das Schlüsselspiel in der WM-Qualifikation vor 1.200 Zuschauern in Wiener Neustadt gegen Nordirland mit 3:1 (0:0) und ist damit nun klar auf Play-off-Kurs.

In der Gruppe D führt England (10:0 in Nordmazedonien) weiterhin makellos mit 21 Punkten und einem Torverhältnis von 63:0 Toren, dahinter hat Österreich (16) den zweiten Platz vor Nordirland (13) gefestigt und wird ihn im Normalfall nicht mehr aus der Hand geben. Dieser führt in ein mehrstufiges Play-off und vielleicht am Ende zur WM 2023 nach Australien und Neuseeland. Am Dienstag (19.00 Uhr, live in ORF Sport +) trifft das Nationalteam zunächst auf Schlusslicht Lettland.

Dann wieder in Wiener Neustadt, wo Österreich das Heft gegen die Nordirinnen in der Hand hatte, aber geduldig bleiben musste. Nach einer torlosen ersten Hälfte traf aber Abwehrchefin Carina Wenninger sehenswert nach einer Ecke mit der Ferse (48.). Nicole Billa (55.) und Barbara Dunst (57.) erhöhten in starken zehn Minuten, die letztlich den Unterschied ausmachten. Joely Andrews’ 1:3 kam zu spät (85.). Nach dem 2:2 in Belfast hat Österreich im direkten Vergleich die Nase vorne.

3:0 durch Barbara Dunst (57. Minute)

Die Offensivspielerin vollendet einen schönen Angriff über die rechte Seite.

Jubiläumsspiel als Schlüsselpartie

Das 200. Länderspiel der Frauen in der ÖFB-Geschichte hatte nicht nur aufgrund der runden Zahl einen besonderen Charakter. Im Kampf um ein WM-Ticket ging es im direkten Duell um Rang zwei hinter England, das als glasklarer Gruppenfavorit seiner Rolle gerecht und alsbald sein Fixticket für die WM-Endrunde lösen wird. Dieses Trio wird sich dann auch bei der Europameisterschaft im Juli in einer Gruppe messen.

Laura Feiersinger am Ball
GEPA/Michael Meindl
Im Regen von Wiener Neustadt behielt Österreich kühlen Kopf und gewann das Schlüsselspiel gegen Nordirland

Teamchefin Fuhrmann konnte nach einer schwierigen, auch von CoV geprägten, Vorbereitung wieder auf einige Schlüsselspielerinnen zurückgreifen, neben den Bayern-Legionärinnen Carina Wenninger und Sarah Zadrazil auch auf Nicole Billa. Kapitänin Viktoria Schnaderbeck sowie Julia Hickelsberger-Füller mussten passen, waren aber auch Teil eines Kreises bestehend aus dem gesamten Kader und Staff vor Spielbeginn. Österreich ging geschlossen in dieses so wichtige Spiel. „Ich bin überzeugt davon, dass wir am Freitag als Sieger vom Platz gehen“, sagte Fuhrmann vorab – und sollte am Ende Recht behalten.

Österreich macht Spiel, Nordirland hält vorerst dicht

Die Partie startete mit zwei nordirischen Ecken in den ersten zwei Minuten, für mehr Gefahr vermochte der Gegner in den weiteren 43 nicht zu sorgen. Das lag an zwei Komponenten: Österreich war spielbestimmend und ließ gegen die konterstarken Nordirinnen in der Restverteidigung nichts zu. Die Fuhrmann-Elf ging auch nicht volles Risiko, zumal man mit einem 0:0 oder 1:1 nach dem 2:2 im ersten Spiel aufgrund des direkten Vergleichs auch gut hätte leben können.

Großchance von Nicole Billa (27. Minute)

Nach einer Ecke vergibt die Angreiferin aus guter Position.

Der Anspruch war freilich, dieses Heimspiel zu gewinnen. Österreich versuchte es über links, über rechts, durch die Mitte, doch Nordirland hielt dicht. So waren Chancen in der ersten Hälfte Mangelware: Zwei Distanzschüsse von Barbara Dunst (4., 40.) gingen vorbei, Katharina Naschenweng rollte Torfrau Jaqueline Burns das Leder in die Arme (34.). Die besten Chancen fand Billa vor und das jeweils nach Ecken von Verena Hanshaw: Einmal beförderte sie das Leder aus linker Position über das Tor (15.), dann aus zentraler Lage (27.). Kurz danach hatte heftiger Regen für britische Verhältnisse gesorgt, doch nur die Windrichtung spielte Nordirland in die Karten. Es blieb beim 0:0.

Zehn Minuten machen den Unterschied

Das änderte sich aber drei Minuten nach der Pause. Österreich blieb konzentriert sowie geduldig und belohnte sich mit der verdienten Führung. Diese resultierte wenig überraschend aus einer Ecke. Dunst brachte sie von links und dann zeigte Wenniger ihre Klasse. Mit der Ferse übernahm sie direkt und sorgte für das so wichtige 1:0 (48.). Da verstummte auch Gästecoach Kenny Shiels, der sich vor der Pause die Seele aus dem Leib schrie und alsbald von der prominenten französischen Schiedsrichterin Stephanie Frappart mit der Gelben Karte bedacht worden war.

Nordirland musste nun freilich kommen und übernahm auch etwas das Kommando, doch Österreich ließ kaum etwas zu. Überraschend unsicher präsentierte sich Torfrau Manuela Zinsberger, die zweimal einen Ball nach einer Flanke ausließ. Doch in der zweiten Szene zeigte sie ihre Qualitäten und wehrte gegen Marissa Callaghan bravourös mit dem Fuß ab. Wie entscheidend eine Torfrau in so einem Spiel sein kann, zeigte diese Minute, denn auf der anderen Seite wagte Burns einen unnötigen Ausflug nahe der Mittellinie, ihr Doppelpass mit Julie Nelson ging in die Hose und Billa vollendete ins leere Tor (55.).

2:0 durch Nicole Billa (55. Minute)

Die Hoffenheim-Stürmerin nützt einen Patzer aus.

Und Österreich verwaltete keineswegs, sondern setzte gegen nun verunsicherte Nordirinnen nach. So gelang zwei Minuten später sogar das 3:0. Auf der rechten Seite wurde der Ball gewonnen, Billa zog die Linie hinunter, bediente Laura Feiersinger und die legte quer zu Dunst. Die Frankfurt-Legionärin vollendete zur früheren Vorentscheidung (57.).

Anschlusstor kommt zu spät

Billa hatte noch eine Halbchance, verabschiedete sich aber kurze Zeit später. Die Folgen der CoV-Erkrankung merkte man ihr noch an, doch im entscheidenden Moment erfüllte sie ihre Rolle als Torjägerin.

„Joker“ Lisa Kolb scheiterte danach im Konter (76.), doch es sollte der Stimmung keinen Abbruch tun. Auch der vermeidbare Anschlusstreffer von Joely Andrews nicht, die eine Schwäche der Gastgeberinnen an diesem Abend – Defensivverhalten bei Ecken – ausnutzte und vom Sechzehner traf (85.). Am Ende jubelte Österreich verdient, ein höherer Sieg verhinderte die Stange nach einem Naschenweng-Schuss (88.).

Stimmen zum Spiel:

Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin): „Es war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Wir haben die erste Hälfte ganz gut kontrolliert, sind aber zu schnell zu vertikal gewesen. Die Spielleistung war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber wir waren äußerst effektiv und haben das richtige Ergebnis gebracht, das wir in der WM-Quali gebraucht haben. Wir müssen die Spannung hochhalten. Der Sieg heute ist nichts wert, wenn wir Lettland nicht vom Platz fegen.“

Nicole Billa (ÖFB-Torschützin zum 2:0): „Wir haben gewusst, dass es ein Geduldsspiel wird. Nordirland ist eine robuste Mannschaft, die versucht, das Spiel zu zerstören. Darauf haben wir uns eingestellt. Es tut immer gut, wenn man rasch nach der Pause das 1:0 schießt, noch dazu mit der Ferse. Es war noch die eine oder andere Schrecksekunde dabei, aber im Großen und Ganzen haben wir sehr routiniert gespielt. Eigentlich darf nichts mehr passieren, wir sind gereift und routiniert.“

Frauen-WM-Qualifikation, Gruppe D

Freitag:

Österreich – Nordirland 3:1 (0:0)

Stadion Wiener Neustadt, 1.200 Zuschauer, SR Frappart (FRA)

Torfolge:
1:0 Wenninger (48.)
2:0 Billa (55.)
3:0 Dunst (57.)
3:1 Andrews (85.)

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Wenninger, Georgieva, Hanshaw – Zadrazil, Puntigam, Feiersinger – Naschenweng (90./Makas), Billa (61./Enzinger), Dunst (74./Kolb)

Nordirland: Burns – Magee (90./Wilson), Nelson, McFadden, Vance, Holloway (61./K. McGuinness) – McCarron (80./Andrews), Callaghan, Furness – Wade (80./Bell), Magill (90./C. McGuinness)