Carina Wenninger (AUT) und Simone Magill (NIR).
GEPA/Michael Meindl
WM-Qualifikation

Schlüsselsieg mit Portion Selbstkritik

Österreichs Frauen-Fußballnationalteam hat am Freitag in der WM-Qualifikation gegen Nordirland mit 3:1 gewonnen und damit den vor Beginn realistischen Play-off-Platz so gut wie sicher in der Tasche. Doch in Wiener Neustadt wurde darüber nicht nur gejubelt, eine gehörige Portion Selbstkritik war nicht zu überhören. „Wir wissen, dass wir es spielerisch besser können“, sagte etwa Laura Wienroither nach dem völlig verdienten Erfolg.

Die guten Nachrichten zuerst: Wenn nicht alles plötzlich auf den Kopf gestellt wird, wird Österreich erstmals in einem WM-Play-off spielen. Das ist auch der Vergrößerung des Teilnehmerfeldes geschuldet – bei der WM 2023 in Australien und Neuseeland sind erstmals 32 Teams dabei, davon elf bis zwölf aus Europa. Hinter Gruppenfavorit England und vor dem schwächeren Rest galt es, das Duell gegen Nordirland zu gewinnen: Das gelang nach dem 2:2 in Belfast nun mit dem Heimsieg.

Auf der anderen Seite sprach Teamchefin Irene Fuhrmann von einem „Wechselbad der Gefühle“. Die Spielleistung ihres Teams „war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber wir waren äußerst effektiv und haben das richtige Ergebnis gebracht“. Die 41-Jährige brachte aber die für sie wohl schönste Erkenntnis wie folgt auf den Punkt: „Es war ein Entwicklungsschritt, dass wir so ein Spiel dann gewinnen.“ Auch im Hinblick auf die Endrunde der Europameisterschaft, die im Juli in England ein neuerliches Duell mit Nordirland bringen wird.

Trainerin Irene Fuhrmann (AUT)
GEPA/Michael Meindl
Fuhrmann war glücklich über den Sieg, aber auch nachdenklich über die Leistung

„Wir wussten, dass wir geduldig bleiben müssen“

Die eigenen Ansprüche im ÖFB-Team sind hoch. Österreich kontrollierte die Partie in der ersten Hälfte, fand aber nur zwei Chancen nach einer Ecke vor. „Wir haben zu schnell zu vertikal gespielt, haben zu wenig Geduld gehabt, den Gegner zu bewegen und zu destabilisieren. Wir sind zu wenig zu Torchancen gekommen“, analysierte Fuhrmann. „Wir haben uns schwergetan, uns auch an ihr Spiel angepasst“, haderte Torjägerin Nicole Billa, die nach der Pause ihr 42. Länderspieltor erzielen sollte – elf fehlen noch auf Nina Burger.

ÖFB-Damen auf Play-off-Kurs

Nach dem 3:1-Heimerfolg gegen Nordirland haben sich die ÖFB-Damen Platz zwei in der WM-Qualifikation abgesichert. Das Team von Irene Fuhrmann liegt damit drei Runden vor Schluss klar auf Play-off-Kurs.

Billa vergab eben die zwei besten Möglichkeiten vor der Pause nach Standards, ansonsten stand der Gegner auch tief und gut. „Wir hatten das Spiel im Griff und wussten, dass wir geduldig bleiben müssen. Die Chancen sind gekommen, und wir haben sie genützt“, relativierte Außenverteidigerin Wienroither nach der Partie. Abwehrchefin Carina Wenninger sah es teilweise ähnlich: „Mit der ersten Hälfte waren wir, was Spielkontrolle betrifft, zufrieden, nur die Chancen haben gefehlt. In Hälfte zwei war es genau umgekehrt. Wir haben drei Tore gemacht, haben aber nicht den Fußball gespielt, den wir spielen wollen.“

Wenningers Traumtor als Dosenöffner

Österreich erzielte nach der Pause in zehn Minuten alle Tore, das schönste Wenninger selbst. Eine Ecke lenkte sie mit der Ferse ins Tor. „Meine Gegenspielerin hat mich aus den Augen verloren, und ich habe es einfach probiert. Es war auch Glück dabei“, gab sich die Bayern-Spielerin mit den meisten Einsätzen aller Zeiten bescheiden. Geduld machte sich in Wiener Neustadt bezahlt. „Man hat in den letzten Jahren gesehen, dass wir uns weiterentwickelt haben und gereift sind. Wir können solche Gegner auch mit der Ruhe bespielen“, so Billa.

Wenninger mit der Ferse zum 1:0 (48. Minute)

Traumtor zum 1:0 für Österreich: Kapitänin Carina Wenninger scherzelt den Ball nach einem Corner mit der Ferse ins Tor der Nordirinnen.

Sie und Wenninger gaben nach einer CoV-Infektion ihr Comeback auf dem Feld, was naturgemäß Auswirkungen hatte, Billa weiter: „Ich habe nach 50, 60 Minuten gemerkt, dass es für mich heute genug ist.“ Dieser Ausrede bedienten sich die Schlüsselspielerinnen in diesem „Endspiel“ nicht. „Nordirland hat uns schon Grenzen aufgezeigt, aber das bringt uns auch weiter“, betonte Billa, die am Dienstag mit ihren Teamkolleginnen auf Gruppe-D-Schlusslicht Lettland trifft. „Der Sieg heute ist nichts wert, wenn wir Lettland nicht vom Platz fegen“, gab Fuhrmann gleich die Marschroute für die kommende Partie aus.

EM-Probe geglückt

Die Nordirland-Partie stand auch schon im Zeichen der EM, sieht man sich doch bei der Endrunde dann wieder. Österreich hat sich im vergangenen Herbst in England (0:1), gegen das am 6. Juli vor über 70.000 Zuschauern das Eröffnungsspiel im legendären Old Trafford zu Manchester ausgetragen wird, schon teuer verkauft. Nun gelang gegen einen weiteren EM-Gruppengegner ein Sieg. „Das Spiel und die Situation wird nicht vergleichbar sein. Da müssen wir schon zulegen“, warnte Fuhrmann. Billa schlug in dieselbe Kerbe: „Es ist kein Vor-, aber auch kein Nachteil. Die EM ist noch einmal etwas anderes, da spielst du in einem Stadion, das keiner kennt. Das Feeling ist anders.“

Wenninger sieht es hingegen als Vorteil, sowohl wieder auf England als auch auf Nordirland zu treffen. „Weil England wird sich nicht so auf uns fokussieren, wir können aber in jedem Spiel gegen sie lernen. Und gegenüber Nordirland sehe ich uns als taktisch flexibleres Team, da können wir die Lehren ziehen und es dann noch besser machen“, so die 31-Jährige, die nach drei Siegen zum Start ins EM-Jahr ein „gutes Gefühl“ hat. „Vor allem, weil das Team passt, das ist das Wichtigste, die Basis. Bis Juli müssen wir nun einfach noch auf Topniveau kommen.“

Frauen-WM-Qualifikation, Gruppe D

Freitag:

Österreich – Nordirland 3:1 (0:0)

Stadion Wiener Neustadt, 1.200 Zuschauer, SR Frappart (FRA)

Torfolge:
1:0 Wenninger (48.)
2:0 Billa (55.)
3:0 Dunst (57.)
3:1 Andrews (85.)

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Wenninger, Georgieva, Hanshaw – Zadrazil, Puntigam, Feiersinger – Naschenweng (90./Makas), Billa (61./Enzinger), Dunst (74./Kolb)

Nordirland: Burns – Magee (90./Wilson), Nelson, McFadden, Vance, Holloway (61./K. McGuinness) – McCarron (80./Andrews), Callaghan, Furness – Wade (80./Bell), Magill (90./C. McGuinness)