Max Verstappen
AP/Asanka Brendon Ratnayake
Formel 1

Red Bull begibt sich auf Fehlersuche

Red Bull ist nach dem Titelgewinn von Max Verstappen im Vorjahr mit viel Zuversicht in die neue Formel-1-Saison gestartet. Nach dem Grand Prix von Australien am Sonntag fällt eine erste – und nach drei von 22 Rennen noch sehr frühe – Zwischenbilanz mit den Rängen vier und sechs für Sergio Perez und Verstappen in der Fahrerwertung aber mager aus. Auch bei den Konstrukteuren reicht es derzeit nur zu Platz drei.

Nach dem Doppelausfall zum Auftakt in Bahrain gewann Verstappen zwar in Saudi-Arabien, schied nun in Melbourne aber erneut mit technischen Problemen aus. Perez kam zuletzt zweimal ins Ziel und belegte die Ränge vier und zwei. In der WM hat das Duo damit schon 41 (Perez) bzw. 46 (Verstappen) Punkte Rückstand auf Melbourne-Sieger und WM-Leader Charles Leclerc im Ferrari.

„Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Wieder ein Ausfall ist natürlich schlecht für die Mannschaft. Wieder ein schlechtes Wochenende“, sagte Verstappen am Sonntag im ORF-Interview. „Ich hatte schon heute Morgen Probleme. Es war also immer fraglich, ob wir bis zum Ende des Rennens fahren können. Bis jetzt gibt es keine Sicherheit, dass es besser wird in Imola (nächstes Rennen am 24. April, Anm.). Es gab heute viel zu viel Graining. Für uns hat dieser neue Asphalt anscheinend nicht gepasst. Weil in Dschidda hatten wir das Problem nicht. Wird sich zeigen, wie es in Imola ist. Natürlich bin ich nicht zufrieden, aber was soll ich machen. Es geht weiter.“

Unmut im Red-Bull-Rennstall

Alarmstufe Rot herrscht bei Red Bull Racing nach dem Sieg von Charles Leclerc am Sonntag. Max Verstappen fällt bereits zum zweiten Mal in dieser Saison aus und liegt bereits 43 Punkte hinter dem Ferrari-Piloten.

Probleme mit Benzinleitung und Reifen

Nachdem der Niederländer schon beim Saisonstart in Sachir wegen eines Benzinproblems im Finish stehen geblieben war, gab es nun ähnliche Schwierigkeiten. „Es gab wieder einmal ein Problem im Benzinsystem, dieses Mal ein Leck, und es ist Benzin ausgetreten“, erklärte Motorsportdirektor Helmut Marko. „Darum haben wir ihm gesagt, dass er so schnell wie möglich abstellen soll, wenn möglich bei einem Feuerlöscher. Die Ursache wissen wir natürlich nicht. Aber wieder nicht ins Ziel zu kommen, ist natürlich schlecht.“

Helmut Marko
GEPA/XPB Images/Charniaux
Marko und Co. sind schon früh in der Saison als Problemlöser gefragt

„Wir sind jetzt 46 Punkte hinten, das ist das eine, aber mit dem gelben Reifen waren wir chancenlos, wir hatten ein sehr starkes Graining, da war Mercedes phasenweise schneller bei den Rundenzeiten als wir, mit dem harten hat es besser ausgeschaut, aber Ferrari kann man nur gratulieren, eine Klasse für sich. Wir waren drei bis vier Zehntel hinten und wann immer Max attackiert hat, konnte Leclerc locker dagegenhalten.“

„Aus dem Blauen heraus“

Auf den ersten Blick hätten die neuerlichen Probleme nichts mit jenen von Bahrain zu tun, sagte Marko. „Damals ist kein Benzin zum Motor gekommen, jetzt ist Benzin auch nach außen gekommen. Es muss also irgendwo ein Leck geben. Wir hatten einen ähnlichen Defekt im Training an einer Stromleitung, wo der Verschluss nicht richtig war. Aber das Maß an Benzin, das ausgetreten ist, das muss etwas Gravierenderes sein. Wir hatten Hydraulikprobleme, das war nach dem Qualifying, das ist aber behoben worden. Das heutige Problem kam voll aus dem Blauen heraus. Max hat ja auch die Flüssigkeit gespürt, er wusste nicht, dass es Benzin ist, und das war einfach eine kritische, gefährliche Situation. Deshalb so schnell wie möglich stoppen. Das war die einzige Möglichkeit.“

Neben der mangelnden Zuverlässigkeit macht dem Motorsportdirektor auch der aktuelle Unterschied zu Ferrari Sorgen. „Wir sind nicht in der Lage, so schnell und so leicht ins richtige Reifenfenster zu kommen wie Ferrari. Wir sind deutlich schwerer als Ferrari, ein Gewichtshandicap von mindestens zehn Kilo. Auf Zeit umgerechnet sind das drei Zehntel“, verwies Marko auf einen Rückstand, den er „alarmierend“ nannte.

Die höheren Temperaturen am Sonntag könnten ihren Teil zur Reifenmisere beigetragen haben. „Das müssen wir noch genau untersuchen, irgendwas muss es sein. Weil die Long-runs waren ja an und für sich gut, aber die Temperatur war mehr als zehn Grad höher. Vielleicht ist es daran gelegen. Wir haben es ja bei beiden Autos gehabt“, sagte Marko. Freuen konnte er sich allerdings über den zweiten Platz von Perez: „Das erwarten wir von ihm. Er hat sich heuer im Qualifying deutlich gesteigert, und im Rennen ist er auch dabei.“

Grand Prix von Australien in Melbourne

Endstand nach 58 Runden (307,574 km)
1. Charles Leclerc MON Ferrari 1:27:46,54
2. Sergio Perez MEX Red Bull +20,524
3. George Russell GBR Mercedes 25,593
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 28,543
5. Lando Norris GBR McLaren 53,303
6. Daniel Ricciardo AUS McLaren 53,737
7. Esteban Ocon FRA Alpine 1:01,683
8. Valtteri Bottas FIN Alfa Romeo 1:08,439
9. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 1:16,221
10. Alex Albon THA Williams 1:19,382
11. Guanyu Zhou CHN Alfa Romeo 1:21,695
12. Lance Stroll CAN Aston Martin 1:28,598
13. Mick Schumacher GER Haas eine Runde
14. Kevin Magnussen DEN Haas eine Runde
15. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri eine Runde
16. Nicholas Latifi CAN Williams eine Runde
17. Fernando Alonso ESP Alpine eine Runde

Schnellste Runde: Leclerc (1:20,260)

Out: Carlos Sainz (Ferrari), Vettel (Aston Martin), Verstappen (Red Bull)