Bernhard Zimmermann (SK Rapid Wien) zeigt mit Finger nach oben
APA/Agentur Diener/Philipp Schalber
Bundesliga

„Wiener Schule“ erlebt Aufschwung

Während Salzburg bereits am Ostersonntag Meister der Admiral Bundesliga werden kann und Sturm Graz sich als zweite Kraft etabliert hat, halten Rapid und Austria im Mittelfeld der Meistergruppe die Stellung. Erfreulich ist bei den in den vergangenen Jahren mäßig erfolgreichen Clubs, dass junge Spieler ihre Chancen ganz oben bekommen und sie auch nützen. Frei nach Peter Schöttel erlebt die „Wiener Schule“ damit einen Aufschwung.

Der ÖFB-Sportdirektor brachte im Zuge der Teamchefsuche eine vermeintliche Problematik ins Treffen, wonach der Salzburger Pressingstil mit dem Wiener Ballbesitzfußball zu vereinen wäre. Wenngleich auch Salzburg mit dem Ball umgehen kann und Spieler in Wien pressen können, erhärtet sich zumindest der Verdacht, dass die „Wiener Schule“ punkto Talenteförderung jener im Westen nachzieht.

Der glückliche 2:1-Sieg von Rapid gegen den WAC diente als jüngstes Beispiel, bei dem der 20-jährige Dragoljub Savic am Ende mit einem Traumtor auch als Matchwinner fungierte. Drei Youngster gaben ihr Debüt, was einer enormen Anzahl an Ausfällen geschuldet war. Dass aus der Not eine erfolgreiche Tugend gemacht werden kann, beweist aber auch die finanziell angeschlagene Austria unter Manfred Schmid. Das dürfte letztlich Schöttel gefallen, sind doch die meisten Talente auch für die diversen österreichischen Nationalteams spielberechtigt.

Rapid-Youngster machen Ausfälle vergessen

16 Ausfälle musste Rapid gegen den WAC aus unterschiedlichen Gründen verkraften. Dass einige erst nach dem Rapid-II-Spiel beim GAK bekannt wurden, machte die Planungen noch schwieriger. So kam etwa Pascal Fallmann zwei Tage nach dem 2:2 in Graz im Finish zu seinem Bundesliga-Debüt. Mit Aristot Tambwe-Kasengele und Nicolas Binder gab es zwei weitere Debütanten. Letzterer leitete das Siegestor von Savic ein. Der Serbe stach kurz nach seiner Einwechslung mit einem tollen Abschluss, in der ersten Hälfte traf mit Bernhard Zimmermann ein bereits etablierter Youngster zur Führung.

Youngster Savic sichert Rapid Heimsieg

Der SK Rapid Wien ist am Sonntag in der Bundesliga auf die Siegerstraße zurückgekehrt. Nach dem 1:2 vergangene Woche in Salzburg gewannen dieses Mal die Hütteldorfer mit 2:1 (1:0) gegen den WAC. Matchwinner war Dragoljub Savic, der als „Joker“ mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze stach.

„Manchmal hat man ein gutes Händchen, manchmal weniger“, sagte Trainer Ferdinand Feldhofer. Routinier und Pechvogel Christopher Dibon, der erstmals seit 2020 wieder in der Liga spielte, ergänzte: „Dass Drago so ein Traumtor gelingt, ist sensationell, eine geile Geschichte.“ Der 2019 aus Novi Sad gekommene 20-Jährige profitierte vom Personalengpass. „Dass wir trotz der Ausfälle noch viele gute Spieler haben, haben wir gezeigt“, sagte Savic. Sein Premierentor wird ihm lange in Erinnerung bleiben. „Es war ein unglaublicher Moment. Ich habe davon geträumt, das war die ganze Woche in meinem Kopf.“

Nun will er dafür sorgen, dass es nicht bei einem Einsatz pro Saison bleibt. „Mit seiner physischen Präsenz, seinem Speed, seinen Tempodribblings ist er sehr schwer auszurechnen. Was ihm bisher gefehlt hat, war der Output, das war heute nach 77 Sekunden unglaublich. Vielleicht war das genau der Moment, den er gebraucht hat, damit jetzt auch das noch kommt“, erläuterte Feldhofer.

Zimmermann, Moormann und Hedl nützen Chance

Zimmermann ist auch erst 20, hat Savic aber einiges voraus. Der Sprung zum Stammspieler war bei ihm ein schneller, dank vier Toren in den jüngsten fünf Partien aber ein verdienter. „Dass es so gut läuft, kann man schon als überraschend bezeichnen, planen kann man das nicht“, meinte Rapids Coach. Der ÖFB-U21-Teamstürmer verkörpere die Rapid-Mentalität mit unglaublichem Siegeswillen. „Er bringt Tugenden mit, die uns guttun, ist ein unangenehmer Gegner – auch im Training.“

Rapid hat sich im Laufe dieser Saison verjüngt, was auch an den Abgängen von einigen „älteren“ Spielern wie Richard Strebinger (29), Ercan Kara (26) und Taxiarchis Fountas (26) liegt, deren teils auslaufende Verträge einen Abschied im Winter erwartbar gemacht haben. Wenn die Leistung stimmt, bietet sich für Junge die Chance auf einen Stammplatz, was neben Zimmermann auch Verteidiger Martin Moormann (20) oder Goalie Niklas Hedl (21) nützten. Mit Yusuf Demir (18) entwickelt sich das Toptalent in diese Richtung. Der Trend gefällt nicht zuletzt dem grün-weißen Anhang, schafft er doch Identifikation.

Austria macht aus Not eine Tugend

Auch die Wiener Austria kennzeichnet sich in dieser Saison durch aufstrebende junge Spieler. Aus der (finanziellen) Not wurde (unter Trainer Schmid) eine Tugend gemacht, die letztlich erstmals seit 2019 wieder in die Meistergruppe der Bundesliga führte.

Stellvertretend für den violetten Aufschwung steht Matthias Braunöder (20), der schon lange nicht mehr aus dem Austria-Mittelfeld wegzudenken ist. Im Laufe der Saison haben mehr und mehr österreichische „Jungveilchen“ ihre Chance bekommen und teils gut genützt, etwa Muharem Huskovic (19), Leonardo Ivkic (19), Can Keles (20), Aleksandar Jukic (21) und Vesel Demaku (22). Und der von Verletzungen gebeutelte Dominik Fitz ist ebenfalls erst 22 Jahre alt.

Matthias Braunöder steht auf Fußballfeld
GEPA/Edgar Eisner
Stammspieler bei der Wiener Austria: Matthias Braunöder ist das Paradebeispiel des jungen, violetten Weges

Am Sonntag gab es zwar bei Sturm (0:1) einen Rückschlag, aber die erste Niederlage im Jahr 2022 zeigt auch, dass man sich stabilisiert hat. Schmid erinnerte nach dem Spiel daran, wie die Lage der Austria zu Saisonbeginn ausgesehen hatte. Damals wurden die finanziell schwer gebeutelten Violetten gar als Abstiegskandidat gehandelt. „Wir waren nach sechs Runden Letzter, da war Sturm schon Zweiter“, so Schmid, der ob der finanziell angespannten Situation weiterhin auch auf junge Spieler setzen müssen wird. Es scheint sich aber bezahlt zu machen.