Enttäuschte Bayern-Spieler
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Champions League

Nächster Traum der Bayern geplatzt

Die erste Saison als Trainer von Bayern München hatte sich Julian Nagelsmann anders vorgestellt. Das gab der Coach des deutschen Rekordmeisters nach dem Ausscheiden im Champions-League-Viertelfinale gegen Villarreal zu. Mit dem 1:1 im Heimspiel nach der 0:1-Auswärtsniederlage ist nach dem Triple- in München auch der Double-Traum geplatzt.

Da mit dem Titel in der deutschen Bundesliga nun nur eine Trophäe wartet, muss man sich mit einem Dasein als einfacher Champion anfreunden. „Ich glaube nicht, dass das für Bayern ausreichend ist“, sagte Nagelsmann nach dem 1:1 in München. Auf den 34-Jährigen, der im Sommer für den als Taemchef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) angelobten Hansi Flick übernahm, wartet nun eine eher ungemütliche Zeit mit vermutlich vielen Diskussionen in der Öffentlichkeit.

Bei seiner 25. Champions-League-Teilnahme scheiterte der FC Bayern zum achten Mal im Viertelfinale und zum zweiten Mal in Folge. Diesmal war die Endstation aber kein Gigant des europäischen Clubfußballs, gegen den die Bayern-Bosse fehlende eigene Finanzmittel ins Treffen hätten führen können – wie im Vorjahr, als man gegen Paris Saint-Germain ausschied. Der Marktwert des amtierenden Europa-League-Siegers Villarreal beträgt etwa die Hälfte jenes von Bayern.

Bayern Müchen Coach Julian Nagelsmann enttäuscht
Reuters/Kai Pfaffenbach
Nagelsmann konnte seinen Spielern nur Trost spenden

Minimalziel nicht geschafft

Am Dienstag war allerdings viel Glück für die Spanier dabei. Als Samuel Chukwueze kurz vor Schluss einen von nur wenigen zielgerichteten Angriffen des „Submarino Amarillo“ im Tor der Bayern unterbrachte, traf er den Ball nicht richtig. Umso tiefer sitzt der Frust nun bei den Münchnern. „Wir sind im Cup ausgeschieden, in der Champions League ausgeschieden“, so die kurze Zusammenfassung von Nagelsmann. „Das Semifinale ist immer ein bisschen das Minimalziel, und das haben wir nicht geschafft.“ Die Niederlage gehöre „sicher zu den Top Drei dazu“, die er in seiner Karriere erlebt habe.

Nächster Bayern-Traum geplatzt

Seine erste Saison als Bayern-Trainer hat sich Julian Nagelsmann anders vorgestellt. Nach dem unerwarteten Aus im Viertelfinale der Champions League steht der Club unter Schock.

Als „extrem bitter“ bezeichnete auch Offensivspieler Thomas Müller das Aus. „Wir haben ein engagiertes Spiel gemacht, ein gutes Spiel gemacht.“ Allerdings nutzten die Bayern ihre Chancen vor allem in der zweiten Hälfte nicht. „Die Niederlage zu akzeptieren, da weiß ich auch nicht genau, was ich sagen soll“, sagte Müller.

Vorstandschef Oliver Kahn nahm die Spieler in Schutz. „Mehr Einsatz und Wille, als die Mannschaft gezeigt hat, geht kaum“, sagte der frühere Weltklassetorhüter. „Natürlich sind wir hier im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Deswegen werden wir aber nicht in Tränen ausbrechen beim FC Bayern.“ Man werde nächstes Jahr wieder die Möglichkeit haben und erneut angreifen.

Einige offene Fragen

Was nun auf ihn zukomme, wisse er nicht, sagte Nagelsmann. „Angst habe ich aber nicht. Da gibt es Schlimmeres“, sagte der frühere Hoffenheim- und Leipzig-Coach, der das erste Mal bei einem Großclub in unruhigeres Fahrwasser geriet. Die große Frage ist, was im Sommer in Sachen Transfers in München passiert. Die Verträge der Topspieler Müller, Robert Lewandowski, Manuel Neuer und Serge Gnabry laufen aus. Einige wollen, so ist zu hören, den Club verlassen. ÖFB-Spieler Marcel Sabitzer ist mit kaum Einsatzzeit mit der Situation auch nicht zufrieden.

Unabhängig davon besteht Handlungsbedarf vor allem in der Abwehr, die nach dem Abgang von David Alaba zu Real Madrid nicht immer solide wirkt. Böse Stimmen behaupten, das Aus im Viertelfinale sei noch eine gesichtswahrende Lösung für die Bayern gewesen, da der mögliche Halbfinal-Gegner Liverpool die Defensivschwächen schonungslos aufgedeckt und wohl mehr Tore als Villarreal erzielt hätte.

So oder so steht fest, dass die erste Priorität nun der Gewinn der deutschen Meisterschaft ist. Der Titel sollte mit neun Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund bei fünf ausständigen Spielen nicht mehr in Gefahr sein. Allerdings entsprachen die Leistungen zuletzt auch in der Liga nicht der Qualität des Kaders. In der Vorwoche zitterten sich die Bayern zu einem 1:0-Erfolg gegen Augsburg. Nächster Gegner ist am Samstag Arminia Bielefeld.