Der serbische Tennisspieler Novak Djokovic
APA/AFP/Martin Keep
Wimbledon

Kritik an russischem Ausschluss

Der Weltranglistenerste Novak Djokovic hat den Ausschluss russischer und belarussischer Tennisspielerinnen und -spieler vom diesjährigen Turnier in Wimbledon heftig kritisiert. Nach seinem Auftaktsieg bei seinem Heimturnier in Belgrad nannte der Serbe die Entscheidung der englischen Organisatoren am Mittwochabend „verrückt“.

Tennisspieler oder Athletinnen und Athleten allgemein hätten mit dem Krieg nichts zu tun, sagte Djokovic. „Wenn sich die Politik in den Sport einmischt, ist das Ergebnis nicht gut“, sagte der sechsfache Wimbledon-Sieger. Der 34-Jährige erinnerte angesichts der Kriege auf dem Balkan daran, dass er selbst ein Kriegskind sei. Er sei der Erste, der Kriege verurteile, sagte Djokovic auch mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung.

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatten die Organisatoren des dritten Majors des Jahres am Mittwoch verkündet, dass Spielerinnen und Spieler aus Russland und Belarus bei dem Rasenklassiker vom 27. Juni bis zum 10. Juli nicht dabei sein dürfen.

Aktuell fünf Männer und acht Frauen betroffen

Betroffen davon sind unter anderen der Weltranglistenzweite Daniil Medwedew und seine russischen Landsleute Andrej Rublew (ATP-8.), Karen Chatschanow (26.) und Aslan Karazew (30.) sowie bei den Frauen die Weltranglistenvierte Aryna Sabalenka aus Belarus, deren Landsfrau Viktoria Asarenka (18.) und die Russin Anastasia Pawljutschenkowa (15.). Aktuell würden aus den Top 50 fünf Männer bzw. acht Frauen in Wimbledon fehlen. Die Organisatoren räumten ein, es sei hart für die Betroffenen, dass sie unter den Handlungen der russischen Führung leiden müssten.

Die belarussische Tennisspielerin Aryna Sabalenka
AP/Leslie Billman
Für Sabalenka und Co. bleiben die Tore von Wimbledon heuer verschlossen

„Wir wollen sie nicht komplett ausgeschlossen haben“, sagte die ukrainische Spitzenspielerin Jelena Switolina am Donnerstag der BBC. „Wenn Spieler nicht ihre Stimme erheben gegen die russische Regierung, dann ist es das Richtige, sie auszuschließen.“ Wie andere ukrainische Spieler hatte die pausierende 27-Jährige zuvor die Organisationen WTA und ATP zu einer Aufforderung an die russischen und belarussischen Spieler aufgerufen, sich klar zu positionieren.

Wimbledon ist das erste Tennisevent, das diesen Schritt geht. Kritik daran gab es auch von den beiden Profiorganisationen ATP und WTA. „Die WTA hat immer wieder betont, dass einzelne Sportlerinnen und Sportler nicht aufgrund ihrer Herkunft oder aufgrund von Entscheidungen der Regierungen ihrer Länder bestraft oder an der Teilnahme gehindert werden dürfen“, hieß es in einer Stellungnahme der Damen-Organisation.

Die WTA werde Schritte und mögliche Maßnahmen gegen diese Entscheidung prüfen. Die ATP teilte mit, es sei unfair, Spieler wegen ihrer Nationalität zu diskriminieren, und stelle einen Bruch der Regel dar, dass die Teilnahme an dem Grand-Slam-Turnier alleine vom ATP-Ranking abhängig sei. Russland kritisierte die Entscheidung in Wimbledon scharf.

Russland: „Politische Befangenheiten“

„Ein weiteres Mal werden Sportler zu Geiseln irgendwelcher politischer Befangenheiten, politischer Intrigen, feindlicher Handlungen gegen unser Land gemacht. Das ist nicht hinnehmbar“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Zahlreiche andere Sportarten haben Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus bereits in den vergangenen Wochen von ihren Veranstaltungen ausgeschlossen.