Centre Court von Wimbledon
GEPA/Alan Grieves
Tennis

Wimbledon drohen für Ausschlüsse Strafen

Den All England Tennis Championships in Wimbledon drohen nach dem in dieser Woche angekündigten Ausschluss russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler harte Konsequenzen. Laut der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ erwägt die Damen-Tennis-Organisation WTA Sanktionen gegen das Turnier, weil die Veranstalter gegen geltende Regeln verstoßen. Das berichtete die Zeitung am Donnerstagabend unter Berufung auf eine E-Mail von WTA-Chef Steve Simon.

In der Mitteilung, die „L’Equipe“ laut eigenen Angaben vorliegen soll, verurteilt Simon zwar den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der 66-jährige US-Amerikaner verweise aber auch darauf, dass noch nie einer Spielerin die Teilnahme an einem Turnier aufgrund der Handlungen ihrer jeweiligen Regierung verwehrt worden sei.

Der am Mittwoch von den Wimbledon-Veranstaltern verkündete Ausschluss verstoße gegen die Grand-Slam-Regeln und die Regeln der WTA. Der vom 27. Juni bis zum 10. Juli in London stattfindende Rasenklassiker ist das dritte der vier Grand-Slam-Turniere, die die wichtigsten Veranstaltungen der Tennissaison sind.

Möglicherweise keine Punkte für Weltrangliste

Als eine der möglichen Sanktionen nannte Simon, dass die in Wimbledon erspielten Weltranglistenpunkte nicht gewertet würden. In Madrid, wo ab der kommenden Woche ein großes gemeinsames Turnier von Damen und Herren stattfindet, solle in einer Sitzung, an der auch Turnierchefs und Vertreterinnen der Spielerinnen teilnähmen, über die weiteren Schritte beraten werden.

Auch Damen-Tennis-Ikone Billie Jean King, die vor knapp 50 Jahren entscheidend an der Gründung der WTA beteiligt war, äußerte sich ablehnend zum Wimbledon-Beschluss. „Ich kann den Ausschluss einzelner Athletinnen von Turnieren nur wegen ihrer Nationalität nicht unterstützen“, schrieb die 78-Jährige bei Twitter. Stattdessen solle der Fokus auf der finanziellen Unterstützung der Ukraine liegen.

Auch Zverev kritisiert Entscheidung

Auch immer mehr aktive Spieler kritisieren offen den Ausschluss russischer und belarussischer Athleten. Nach Novak Djokovic meldete sich am Freitag auch der Deutsche Alexander Zverev zu Wort. „Die Entscheidung zeigt, dass die verschiedenen Tennisgemeinschaften nicht zusammenstehen. Wir spielen das ganze Jahr auf der Herren-Tour mit einer Regel. Nämlich, dass die russischen Tennisspieler nicht unter russischer Flagge spielen dürfen“, sagte der 25-Jährige mit russischen Eltern am Freitag. In Wimbledon würden sie jedoch machen, was sie wollten.

Gleichzeitig befürwortete der Weltranglistendritte die Entscheidung des Tennisweltverbands (ITF), Russland und Belarus von Mannschaftswettbewerben wie dem Davis-Cup auszuschließen. „Das finde ich völlig korrekt. Weil das sind wirklich Sanktionen gegen Russland“, erklärte Zverev. „Irgendwann ergibt auch die Tennisrangliste keinen Sinn. Wenn du als Topspieler kein Grand Slam spielen darfst, macht es keinen Sinn, die Rangliste zu haben“, sagte der 25-Jährige.