Muteti erzielte die zweitbeste jemals in Wien gelaufene Zeit und gewann vor seinem Landsmann Leonard Langat (2:06:59) und dem Favoriten Oqbe Kibrom (2:07:25) aus Eritrea. Auf den vom Äthiopier Getu Feleke 2014 aufgestellten Streckenrekord fehlten dem 30-Jährigen 1:12 Minuten. „Ich freue mich über meine Bestzeit, aber auch für den Organisator. Es ist eine tolle Leistung. Ich habe nicht erwartet, eine 2:06 zu laufen. Aber ich habe immer auf meinen Körper gehört und ich habe gespürt, dass ich es kann“, sagte Muteti, der seine persönliche Bestzeit gleich um 1:52 Minuten unterbot, im ORF-Interview.
Bester Österreicher wurde bei angenehmen Temperaturen Lemawork Ketema, der nach 2:15:42 Stunden als 13. die Ziellinie überquerte. Damit verpasste der gebürtge Äthiopier allerdings das von ihm angepeilte EM-Limit von 2:14:30 klar. „Das war nicht mein Tag“, sagte ein enttäuschter Ketema. Seine Pacemaker hätten sehr oft ihr Tempo gewechselt, nach 27 Kilometern lief er alleine und hatte zusätzlich mit starkem Gegenwind auf der Prater Hauptallee zu kämpfen. Andreas Vojta (2:23:21) beendete seinen ersten Marathon auf Rang 19. Timon Theuer kam bei Kilometer acht zu Sturz und musste später mit einer Hüftverletzung aufgeben.
Kenianische Triumphe mit Streckenrekord
Der Vienna City Marathon hat einmal mehr kenianische Siege gebracht. Bei den Damen gab es bei der 39. Ausgabe sogar einen neuen Streckenrekord. Vorjahressiegerin Vibian Chepkirui absolvierte am Sonntag die 42,195 Kilometer in 2:20:59 Stunden und blieb damit 1:13 Minuten unter der von ihrer Landsfrau Nancy Kiprop im Jahr 2019 aufgestellten Bestmarke. Bei den Herren gewann Cosmas Muteti in einer Zeit von 2:06:53 Stunden.
Startschuss durch Bundespräsident Van der Bellen
Nach der coronavirusbedingten Absage 2020 und dem Comeback im September 2021 fand das Event wie gewohnt wieder zum Frühjahrstermin im April statt. Um 8.58 Uhr gab Bundespräsident Alexander Van der Bellen das Startsignal auf der Wagramer Straße. „Den Beginn, diese Spannung und nervöse Konzentration möchte ich an Ort und Stelle erleben“, sagte Van der Bellen im ORF-Interview. Mit einer kurzen Ansprache an die Teilnehmer wollte er Energie „über die ganze Welt verbreiten“.

Muteti fängt Favorit Kibrom noch ab
Die überraschend große Spitzengruppe war jedenfalls voller Energie, die österreichischen Spitzenläufer um Ketema und Theuer ordneten sich direkt in einer Verfolgergruppe ein. Die 17-köpfige Elite, die in Wien erstmals von einem auf einem Begleitfahrzeug angebrachten Bildschirm mit Livezwischenzeiten unterstützt wurde, hatte nach zehn Kilometern eine vielversprechende Durchgangszeit von 29:57 Minuten.
Auch die von den Tempomachern auf den Asphalt gelegten 1:03:21 Stunden zum Halbmarathon waren noch im Plan für den angepeilten Streckenrekord. Doch im zweiten Teil des Rennens erschwerte böiger Wind die Mission. Bei Kilometer 30 setzte Kibrom eine Attacke, lief einige Zeit allein an der Spitze und schien schon wie der sichere Sieger. Doch Muteti teilte sich seine Kräfte besser ein, übernahm vier Kilometer vor dem Ziel die Führung und ließ sich den Triumph nicht mehr nehmen.

Österreicher Bauernfeind gewinnt Halbmarathon
Den Sieg im Halbmarathon sicherte sich nach 2019 erneut der Österreicher Mario Bauernfeind mit einer persönlichen Bestzeit von 1:05:35 Stunden. Der 31-Jährige setzte sich sechs Sekunden vor ÖLV-Marathon-Rekordler Peter Herzog, der nach einer Verletzungspause zurückkehrte, durch. „Wenn man in der Heimatstadt so gewinnt, ist das natürlich Wahnsinn und unglaublich“, sagte Bauernfeind. Bei den Frauen war die Britin Victoria Kenny (1:16:16) die Schnellste.