Menschenansammlung mit Fahnen und Bengalischem Feuer vor dem Prinzeparkstadion in Paris
AFP/Julien de Rosa
Fußball

Protest statt Meisterparty bei PSG

Normalerweise herrscht in einem Stadion ausgelassene Stimmung, wenn der Meistertitel geschafft ist. So war es am Wochenende zumindest in München bei den Bayern und in Salzburg. Doch bei Paris Saint-Germain ticken die Uhren anders. Das Starensemble fuhr mit einem 1:1 gegen RC Lens die insgesamt zehnte Meisterschaft in der Ligue 1 ein – trotzdem war die Atmosphäre im Parc des Princes gespenstisch. Frustrierte PSG-Anhänger hatten das Stadion längst verlassen. Statt Party gab es einen Protest gegen die Clubführung, die eine Fülle von Problemen zu bewältigen hat.

Zum fünften Mal in sechs Jahren war für PSG im CL-Achtelfinale Schluss. 2020 hatte Paris das Endspiel gegen Bayern München verloren. Trotz horrender Investitionen in ihren mit Superstars gespickten Kader warten die Pariser weiter auf den ersten Gewinn des wichtigsten Clubtitels im europäischen Fußball. Und offenbar nur der zählt. Selbst die acht Meisterschaften und sechs Cupsiege, die der Verein seit 2013 eingefahren hat, können die Stimmung da kaum heben.

Das Aus in der UEFA Champions League gegen Real Madrid überlagert beim französischen Hauptstadtclub alles. In „surrealen Atmosphären“ habe sein Team seitdem gespielt, sagte Sportchef Leonardo. „Ich verstehe diese Dinge nicht, weil man im Fußball gewinnt und verliert“, sagte Mittelfeldspieler Marco Verratti zum Boykott der Fans. „Wir versuchen es immer, wir versuchen es von ganzem Herzen.“ Torjäger Kylian Mbappe zeigte mehr Verständnis. „Wenn sie feiern wollen, feiern sie, wenn sie nicht feiern wollen, feiern sie nicht“, sagte der 23-Jährige.

Paris Saint-Germain’s Marquinhos, Presnel Kimpembe, Kylian Mbappe und Neymar
AFP/Bertrand Guay
PSG-Kapitän Marquinhos und die Superstars Kylian Mbappe sowie Neymar waren mit einer eigenartigen Stimmung konfrontiert

Coach Pochettino steht vor Entlassung

Medien berichten von einem bevorstehenden Trainerwechsel. Schon Carlo Ancelotti, Laurent Blanc, Unai Emery und Thomas Tuchel kostete der verpasste CL-Titel den Job. Nun scheint der 50-jährige Mauricio Pochettino an der Reihe zu sein. Die Zeitung „Le Parisien“ schrieb, dass die Entscheidung im Club bereits gefallen sei und wohl nur noch verkündet werden müsse. Wunschkandidat für die Nachfolge soll Zinedine Zidane sein. Laut einem Bericht hat sich aber Antonio Conte, derzeit Cheftrainer bei Tottenham, selbst für den Job angeboten.

Während die organisierten Fans bereits den Rücktritt der Clubführung um Nasser al-Chelaifi gefordert hatten, deuten sich tatsächlich weitere Veränderungen an. Auch Leonardo könnte in naher Zukunft seinen Job verlieren, „Le Parisien“ nannte den Namen von Arsene Wenger als Kandidat für die Nachfolge. Der 72-jährige Franzose Wenger hatte von 1996 bis 2018 den FC Arsenal betreut und ist bis heute bestens in der Fußballwelt vernetzt. Eine Bestätigung für den Kontakt zwischen Wenger und PSG gibt es bisher nicht.

Paris Saint-Germain’s Coach Mauricio Pochettino
AFP/Alain Jocard
Auch Coach Mauricio Pochettino scheiterte am großen Ziel: dem Gewinn der Champions League

Transferaktivitäten sorgen für Unmut

Bestätigt ist, dass Fans am Samstag vor dem Stadion Feuerwerk und Rauchbomben gezündet und „Wir sind PSG“ gerufen haben. Mbappe verwies darauf, dass die Mehrheit der Anhänger auf den Tribünen geblieben sei. Die Minderheit repräsentiere nicht alle PSG-Unterstützer, sagte er. Ihr Zorn auf die Chefetage ist aber gewaltig. Der Verein müsse sich auf allen Ebenen neu organisieren, eine tägliche Präsenz des Präsidenten sei notwendig, hieß es schon vor gut einem Monat.

Auch die Transferaktivitäten sorgen beim Anhang für Unmut. Zu Keylor Navas war vorigen Sommer noch Gianluigi Donnarumma als zweiter Weltklassetormann geholt worden. Außerdem kam der von Verletzungen gebeutelte spanische Abwehrstar Sergio Ramos, der es in der laufenden Saison erst auf zehn Pflichtspieleinsätze brachte. Auch die Verpflichtung von Lionel Messi erzeugte – zumindest auf dem Platz – noch nicht die erhoffte Wirkung. Das argentinische Superstar bereitete in der Liga zwar 13 Tore vor, erzielte aber nur drei selbst.