Jürgen Klopp
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Champions League

Liverpool steht vor mächtiger Hürde

Juventus Turin, Bayern München und jetzt Liverpool? Villarreal will im Halbfinale der UEFA Champions League den nächsten Favoriten und ehemaligen Titelträger aus dem Weg räumen. Teil eins der Vorschlussrunde geht am Mittwochabend (21.00 Uhr) an der Anfield Road über die Bühne. Während für die Spanier schon die erste CL-Finalteilnahme ein historischer Erfolg wäre, haben die „Reds“ höhere Ziele und dabei den dritten Titelgewinn nach 2005 und 2019 fest im Visier.

Den benötigen die Engländer auf dem Weg zum noch nie geschafften Quadruple. Der erste Teil des historischen Gewinns von vier Titeln in einer Saison ist mit dem Erfolg im Ligacup schon getan. Im FA-Cup-Endspiel wartet am 14. Mai im Finale Chelsea, in der Premier League fehlt fünf Runden vor Schluss nur ein Punkt auf Tabellenführer Manchester City – jenes Team, das von der Truppe von Chefcoach Jürgen Klopp zuletzt im FA-Cup-Halbfinale bezwungen wurde. Es folgten weitere wertvolle Siege in der Liga gegen Manchester United und zuletzt gegen Everton.

Die Marschrichtung stimmt also, was auch an der Jahresbilanz abzulesen ist. In 26 Pflichtspielen setzte es nur in der Königsklasse gegen Inter Mailand eine nicht relevante Niederlage, 21 Partien nahmen ein siegreiches Ende. „Wir haben sehr hart dafür gearbeitet, um so weit zu kommen, jetzt geht es auch darum, die sehr vielen interessanten Spiele zu genießen“, sagte Stürmer Divock Origi. Der Belgier wird trotz seines Treffers zum 2:0 im Merseyside-Derby am Sonntag wieder als „Joker“ gefragt sein.

Mohamed Salah hingegen soll von Beginn an sein Konto von bisher 30 Saisonpflichtspieltoren aufbessern, um dem ganz großen Clubziel näherzukommen. „Es war 2019 ein unglaubliches Glücksgefühl, als wir die Champions League gewonnen haben, deshalb möchte ich das wieder erleben“, betonte der 29-jährige Ägypter. Mit Sadio Mane, der 2021/22 19-mal getroffen hat, könnte auch ein Ex-Salzburger in der Offensive des Viertelfinal-Bezwingers von Benfica Lissabon eine tragende Rolle spielen.

Klopp: „Es wird schwer“

Den von Unai Emery gecoachten Europa-League-Champion nehmen die Engländer aber nicht auf die leichte Schulter. „Villarreal hat vielleicht den erfolgreichsten Trainer in Cupwettbewerben. Es ist unglaublich, was er macht. Wer Juventus und Bayern rauswirft, steht verdient im Halbfinale“, sagte Klopp.

Emery hat 84 Prozent seiner K.-o.-Duelle in der Königsklasse und in der Europa League seit der Saison 2009/10 gewonnen – darunter das EL-Finale 2016 mit FC Sevilla gegen Liverpool. Viermal holte er dort den Titel, 2021 gegen Manchester United. Eine bessere Quote als Emery hat nur Ex-Real-Madrid-Coach Zinedine Zidane (88 Prozent).

Unai Emery
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Emerys Erfolgsbilanz im Europacup flößt Klopp Respekt ein

Klopp bezeichnete die Aufgabe auch deshalb als „hart, hart, hart“. Die Abwehrkünste der Spanier beim 1:1 in München haben den Deutschen beeindruckt. „Es wird schwer, aber es ist das Halbfinale in der Champions League. Wenn es nicht schwer wäre, würde etwas falsch laufen.“ Und Origi ergänzte: „Es ist uns auch bisher nie leicht gefallen, Erfolge einzufahren. Wir nehmen die Herausforderung an und versuchen, sie zu meistern.“

Gäste wollen Revanche

Villarreal hat keine guten Erinnerungen an die Liverpool-Heimstätte. 2016 gab es dort im Europa-League-Halbfinale nach einem 1:0-Heimsieg eine 0:3-Niederlage und das bittere Aus. Sechs Jahre später soll im wichtigsten Europacup-Bewerb nun die Revanche dafür gelingen. Ein kleiner Vorteil der Spanier ist, dass sie sich mehr als eine Woche lang auf das Duell vorbereiten konnten, weil die spanische Liga am Wochenende wegen des Cupfinales abgesehen von einem Barcelona-Nachtragsspiel Pause hatte.

„Liverpool weiß, dass wir auf europäischer Ebene großartig performt haben, in der Lage waren, zwei Topteams auszuschalten. Sie wissen daher, dass es nicht einfach wird. Sie werden sich als Favorit sehen, natürlich, aber auch Respekt haben“, meinte Emery. Sein Respekt ist groß. „Das ist die beste Liverpool-Mannschaft, die ich je gesehen habe. Das ist eine zusätzliche Motivation, zu versuchen, sie zu bezwingen.“

Will das „Gelbe U-Boot“ auch nächste Saison Champions-League-Luft schnuppern, muss wohl der Titel her, da in der Liga mit einem Rückstand von neun Punkten auf einen Top-Vier-Platz die Chancen für den Siebenten nur gering sind. Dafür darf aber zunächst einmal nicht wieder ein englisches Team zum Stolperstein werden. In ihrem bisher einzigen CL-Halbfinale 2006 hatte Villarreal gegen Arsenal gesamt hauchdünn mit 0:1 den Kürzeren gezogen.