Julian Nagelsmann
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Fußball

Nagelsmann droht Bayern Umbau an

Sichtlich frustriert hat Julian Nagelsmann auf das 1:3 des alten und neuen deutschen Meisters Bayern München beim FSV Mainz 05 reagiert und indirekt die Charakterfrage an seine Spieler gestellt. „Wenn es so wirkt, als ob wir irgendeinen Dienst abhalten müssen und keine Leidenschaft da ist, ist der Punkt erreicht, wo wir etwas verändern müssen. Da sind wir gerade“, sagte der 34-jährige Trainer.

Wenn man zehn Jahre in Folge immer Meister werde, komme der Zeitpunkt, wo man sage, man müsse jetzt einiges anders machen. „Ich will, dass wir den Weg erfolgreich weitergehen und nicht irgendwann sagen, scheiße, wir haben den Punkt verpasst“, erklärte der Coach nach der Niederlage im ersten Spiel nach der neuerlichen Eroberung des Meistertitels.

Auch DFB-Teamspieler Joshua Kimmich sieht erhöhten Rede- und Handlungsbedarf bei den im Pokal und in der Champions League frühzeitig gescheiterten Bayern. „Die Leistung sollte uns zu denken geben. Natürlich sind wir letzte Woche deutscher Meister geworden. Trotzdem ist uns das in dieser Saison viel zu oft passiert“, sagte der Mittelfeldspieler und forderte: „Das müssen wir ganz klar analysieren, damit das in den nächsten zwei Spielen und vor allem in der nächsten Saison nicht mehr vorkommt.“

Joshua Kimmich
AP/Cal Sport Media/Marcio Machado
Kimmich sieht die Lage bei den Bayern ähnlich wie sein Trainer

Der Coach will sein Wissen nicht teilen

Mit ihrem blutleeren Auftritt gab das hoch bezahlte Münchner Starensemble – Marcel Sabitzer wurde zur Halbzeit ausgewechselt – vor 33.305 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena ebenso Rätsel auf wie ihr Trainer bei der anschließenden Analyse. „Ich habe eine Erklärung, aber die gebe ich euch nicht. Das ist nichts für die Medienwelt“, sagte Nagelsmann. Über die Gründe wolle er nur intern mit der Mannschaft sprechen. Ähnlich geheimnisvoll gab sich der Trainer in Bezug auf seine Planungen für die Zukunft: „Es gibt schon Ansätze zur Veränderung, aber die verrate ich nicht.“

Die Vorstellung am Samstag verstärkte den Eindruck der vergangenen Wochen, dass die Bayern teilweise ein Mentalitätsproblem haben. Schwache Spiele gegen Bochum, Red Bull Salzburg, Villarreal und jetzt Mainz – die Liste der enttäuschenden Auftritte in diesem Jahr ist lang. „Ich finde, dass wir immer eine gewisse Grundleidenschaft im Spiel benötigen. Die hatten wir heute nicht. Das ist zwar ein Stück weit menschlich, wenn du gerade Meister geworden bist. Aber trotzdem tragen wir immer noch das Bayern-Logo auf der Brust“, kritisierte Nagelsmann seine Schützlinge und betonte: „Es sind zu viele Niederlagen in dieser Art.“

Mit 1:3 noch gut bedient

Die fünfte Saisonniederlage in der Bundesliga – so viele gab es für die Münchner zuletzt vor sieben Jahren – hätte sogar noch höher ausfallen können. Gleich dreimal trafen die überlegenen Mainzer, für die Jonathan Burkardt, Moussa Niakhate und Leandro Barreiro erfolgreich waren und Karim Onisiwo eine gute Partie ablieferte, nur das Aluminium. „Wir können nicht neun hundertprozentige Chancen gegen uns kriegen, das funktioniert einfach nicht“, rügte Nagelsmann das mangelhafte Defensivverhalten. 22:7 Torschüsse für die Hausherren wies die Bilanz am Ende aus. So viele hatten die Bayern das letzte Mal vor fünf Jahren im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid zugelassen.

Das 34. Saisontor von Robert Lewandowski war zu wenig, weil es den Bayern an Leidenschaft und Emotionen fehlte. „Ich habe auch Spieler gesehen, die zwingend gewinnen wollten. Aber es waren ein Stück weit weniger als bei Mainz“, analysierte Nagelsmann. Das soll sich in den abschließenden Saisonspielen nicht wiederholen. „Grundsätzlich ist mein Anspruch, zu gewinnen“, sagte der Münchner Meistertrainer. „Das kommunizieren wir auch in der Mannschaft.“

Deutsche Bundesliga, 32. Runde

Samstag:

Mainz – Bayern München 3:1 (2:1)

Tore: Burkardt (18.), Niakhate (27.), Barreiro (57.) bzw. Lewandowski (33.)

Mainz: Onisiwo bis zur 89. Minue, Stöger ab der 92. Minute, Nemeth auf der Bank
Bayern: Sabitzer bis zur 46. Minute

Stuttgart – Wolfsburg 1:1 (0:1)

Tore: Führich (89.) bzw. Brooks (13.)

Stuttgart: Kalajdzic spielte durch
Wolfsburg: Schlager spielte durch, Pervan auf der Bank

Bielefeld – Hertha BSC 1:1 (0:0)

Tore: Nilsson (91.) bzw. Tousart (54.)

Bielefeld: Wimmer spielte durch, Prietl bis zur 66. Minute, Schöpf auf der Bank

Dortmund – Bochum 3:4 (2:2)

Tore: Haaland (18./Elfmeter, 30./Elfmeter, 62.) bzw. Polter (3.), Holtmann (8.), Locadia (81.), Pantovic (85.)

Augsburg – Köln 1:4 (0:2)

Tore: Niederlechner (73.) bzw. Thielmann (12.), Uth (15.), Modeste (63., 78.)

Augsburg: Gregoritsch spielte durch
Köln: Ljubicic spielte durch, Kainz bis zur 71. Minute, Schaub ab der 71. Minute

Hoffenheim – Freiburg 3:4 (1:1)

Tore: Kramaric (32.), Stiller (49.), Rudy (84.) bzw. Sallai (23.), Günter (50.), Höler (70.), Jeong (73.)

Hoffenheim: Baumgartner bis zur 65. Minute, Grillitsch (verletzt) und Posch (gesperrt) nicht im Kader
Freiburg: Lienhart spielte durch

Montag, 20.30 Uhr:

Leverkusen – Frankfurt -:- (-:-)

Mönchengladbach – Leipzig -:- (-:-)

Freitag:

Union Berlin – Greuther Fürth 1:1 (0:1)

Tore: Michel (72.) bzw. Hrgota (33.)

Union: Trimmel spielte durch

Tabelle: