Oliver Glasner (Eintracht)
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Fußball

Für Frankfurt zählt nur noch Europa

Eintracht Frankfurt ordnet derzeit seinem Erfolgslauf in der Europa League alles unter. Auch die Spiele in der deutschen Bundesliga, das wurde bei der 0:2-Niederlage am Montagabend in Leverkusen deutlich. Acht Umstellungen in der Startelf hatte Trainer Oliver Glasner vorgenommen. Der Blick des Oberösterreichers war offenkundig schon auf Europa gerichtet.

„Man hat an der Aufstellung gesehen, dass das Spiel am Donnerstag absolute Priorität hatte“, so Glasner. Der 47-Jährige hatte sein Elf gegen Leverkusen gleich an acht Positionen umgestellt, Abwehrchef Martin Hinteregger war nicht einmal im Kader. Glasners Fokus zielt auf das EL-Rückspiel gegen West Ham United und den erhofften Finaleinzug.

„Wir wollten die, die letzten Donnerstag gespielt haben und wohl diesen Donnerstag spielen, maximal 45 Minuten auf dem Platz lassen. Diese Rücksicht haben wir genommen. Das ist unüblich für die Bundesliga. Aber in der Bundesliga können wir keinen Startplatz für Europa mehr erreichen, und am Donnerstag geht es um den ersten Finaleinzug nach über 40 Jahren. Deshalb war das richtig, und da stehe ich zu“, begründete Glasner seine Entscheidung.

„Passt auf, dass ihr euch nicht wehtut“

Frankfurt hatte das Hinspiel gegen West Ham in London vergangene Woche mit 2:1 gewonnen und hat nun am Donnerstag (21.00 Uhr, live in ORF1) Heimrecht – wie schon gegen den FC Barcelona erneut das wichtigste Eintracht-Match seit Langem. Glasner wies aber Einschätzungen zurück, das Bundesliga-Spiel am Montag sei hergeschenkt worden, und meinte ironisch nach der Niederlage: „Meine letzten Worte an die Spieler waren: Passt auf, dass ihr euch nicht wehtut. Und gratuliert Leverkusen nach dem Spiel.“

Oliver Glasner (Eintracht)
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Auch der ehemalige Frankfurt-Tormann Lukas Hradecky (l.) wünschte seinem Ex-Club für die Europa League viel Glück

Die Eintracht-Fans schienen mit Glasners Priorisierung keine Probleme zu haben. Sie feierten ihr Team mit „Europapokal“-Gesängen. „Man muss den Jungs ein großes Dankeschön entgegenbringen für ihr Verständnis“, sagte Frankfurts Mittelfeldspieler Timothy Chandler über die Anhänger. „Sie verstehen, dass es nicht immer so einfach ist, den Schalter umzulegen. Sie haben sich aber heute für Donnerstag warmgesungen.“

Auch der Gegner hat Verständnis

Leverkusens Robert Andrich zeigte Verständnis für die Glasner-Strategie: „Man kann verstehen, dass sie es heute so gemacht haben. Wir hoffen, dass sie es am Donnerstag ziehen werden.“ Überhaupt dürfte die Eintracht am Donnerstag gegen West Ham große Sympathien aus der Liga verspüren, auch von Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky, der von 2015 bis 2018 für Frankfurt spielte. „Am Donnerstag bin ich wieder Eintracht-Fan“, sagte der Finne.

Nur drei Jahre nach dem denkwürdigen Lauf bis ins Halbfinale, als erst im Elfmeterschießen gegen Chelsea Schluss war, arbeitet die Glasner-Elf nun am nächsten internationalen Coup. „Man hat das Gefühl, es gibt nur ein Thema momentan“, sagte Eintracht-Keeper Kevin Trapp.

Der EL-Finaltag am 18. Mai, mit dem möglichen deutschen Gegner RB Leipzig, würde zum Fußballfeiertag, bei dem wie schon zuvor gegen Barcelona Zehntausende nach Sevilla reisen und weitere Zehntausende in der Mainmetropole feiern. Am Ende der Reise könnte der zweite internationale Titel der Frankfurter stehen – nach dem Gewinn des UEFA-Cups 1980.

Deutsche Bundesliga, 32. Runde

Montag:

Leverkusen – Frankfurt 2:0 (1:0)

Leverkusen: Baumgartlinger ab der 87. Minute Frankfurt: Ilsanker auf der Bank, Hinteregger nicht im Kader

Tore: Paulinho (18.), Schick (51.)

Mönchengladbach – Leipzig 3:1 (2:1)

Tore: Embolo (17.), Hofmann (45.+2, 77.) bzw. Nkunku (36.)

Rote Karte: Elvedi (64./Gladbach)

Mönchengladbach: Lainer spielte durch Leipzig: Laimer bis zur 80. Minute

Samstag:

Mainz – Bayern München 3:1 (2:1)

Tore: Burkardt (18.), Niakhate (27.), Barreiro (57.) bzw. Lewandowski (33.)

Mainz: Onisiwo bis zur 89. Minue, Stöger ab der 92. Minute, Nemeth auf der Bank Bayern: Sabitzer bis zur 46. Minute

Stuttgart – Wolfsburg 1:1 (0:1)

Tore: Führich (89.) bzw. Brooks (13.)

Stuttgart: Kalajdzic spielte durch Wolfsburg: Schlager spielte durch, Pervan auf der Bank

Bielefeld – Hertha BSC 1:1 (0:0)

Tore: Nilsson (91.) bzw. Tousart (54.)

Bielefeld: Wimmer spielte durch, Prietl bis zur 66. Minute, Schöpf auf der Bank

Dortmund – Bochum 3:4 (2:2)

Tore: Haaland (18./Elfmeter, 30./Elfmeter, 62.) bzw. Polter (3.), Holtmann (8.), Locadia (81.), Pantovic (85.)

Augsburg – Köln 1:4 (0:2)

Tore: Niederlechner (73.) bzw. Thielmann (12.), Uth (15.), Modeste (63., 78.)

Augsburg: Gregoritsch spielte durch Köln: Ljubicic spielte durch, Kainz bis zur 71. Minute, Schaub ab der 71. Minute

Hoffenheim – Freiburg 3:4 (1:1)

Tore: Kramaric (32.), Stiller (49.), Rudy (84.) bzw. Sallai (23.), Günter (50.), Höler (70.), Jeong (73.)

Hoffenheim: Baumgartner bis zur 65. Minute, Grillitsch (verletzt) und Posch (gesperrt) nicht im Kader Freiburg: Lienhart spielte durch

Freitag:

Union Berlin – Greuther Fürth 1:1 (0:1)

Tore: Michel (72.) bzw. Hrgota (33.)

Union: Trimmel spielte durch

Tabelle: