Ben Johnson (West Ham United) gegen Djibril Sow (Eintracht Frankfurt)
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Europa League

Historische Chance für Frankfurt und Leipzig

Seit Einführung der Europa League in der Saison 2009/10 hat noch keine deutsche Mannschaft den zweitwichtigsten Europacup-Bewerb gewonnen, nicht einmal ins Finale schaffte es ein Club aus der Bundesliga. Am Donnerstag könnte sich das grundlegend ändern. Eintracht Frankfurt und RB Leipzig stehen vor dem Einzug ins Endspiel am 18. Mai in Sevilla. Frankfurt verteidigt gegen West Ham (21.00 Uhr, live in ORF1) einen 2:1-Vorsprung. Die Leipziger treten bei den Glasgow Rangers mit einem 1:0-Polster an.

Einem Einzug ins Europa-League-Finale am Nächsten kam Frankfurt vor drei Jahren, als die Eintracht im Halbfinale am späteren Sieger Chelsea scheiterte. Der letzte deutsche Erfolg im Vorgängerbewerb UEFA-Cup ist schon 25 Jahre her, 1997 triumphierte Schalke 04. RB Leipzig stand noch nie in einem Europacup-Finale. Das alles soll sich nun ändern.

42 Jahre nach dem ersten und bisher einzigen Europacup-Triumph, als die Eintracht mit Trainer Friedel Rausch den UEFA-Cup im rein deutschen Finale gegen Borussia Mönchengladbach gewann, ist der Traum von Titel Nummer zwei schon sehr konkret geworden. Auch auf die Statistik können die Frankfurter bauen, sie sind im Europacup nach einem Auswärtserfolg im Hinspiel noch nie ausgeschieden.

Frankfurt gegen West Ham United

Eintracht Frankfurt spielt gegen West Ham United um den Einzug ins Finale der Europa League. Für den deutschen Bundesligisten wäre es das erste Europacup-Endspiel seit 1980.

Glasner hofft auf „Außergewöhnliches“

Die Eintracht hat in der K.-o.-Phase bisher Betis Sevilla und den FC Barcelona eliminiert und mit dem Auswärtserfolg bei West Ham die Europacup-Euphorie in ungeahnte Höhen getrieben. Dem ordnen die Hessen, die in den bisher elf Spielen in dieser Europa-League-Saison ungeschlagen sind, nun alles unter. Glasner schonte am Montag im Ligaspiel in Leverkusen zahlreiche Stammkräfte wie den zuletzt erkälteten Martin Hinteregger und nahm dafür eine Niederlage in Kauf.

Motivationsreden wird es vor dem Spiel gegen die Londoner keine brauchen. „Ich habe unsere Spieler gefragt, wer schon einmal in einem internationalen Finale gespielt hat. Bis auf Rafa Borre in Südamerika ist das niemand. Das zeigt, dass das in einer Karriere eines Spielers oder Trainers etwas Außergewöhnliches ist“, erzählte Glasner, der auf Hinteregger zurückgreifen kann. Der ÖFB-Teamspieler absolvierte das Abschlusstraining am Mittwoch, ein Einsatz ist also möglich.

Breite Unterstützung motiviert

Mehr als 100.000 Karten hätte Frankfurt für das Rückspiel verkaufen können nach 300.000 Anfragen gegen Barcelona. Kein Wunder, dass Glasner breite Unterstützung für sein Team spürt. „Ich habe das Gefühl, dass ganz Deutschland Eintracht-Fan ist. Es ist eine Anerkennung da für die Leistungen. Ich denke, dass sich das die Mannschaft auch verdient hat“, sagte Glasner, der ankündigte: „Wir führen 2:1, ruhen uns aber nicht auf dem Ergebnis aus.“ Tormann Kevin Trapp ist vor dem Rückspiel jedenfalls guter Dinge: „Ich bin überzeugt, dass wir es zu Hause klarmachen werden. Das Stadion wird platzen.“

Eintracht Frankfurt Coach Oliver Glasner
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Oliver Glasner ist mit seiner Eintracht drauf und dran, ein Stück Clubgeschichte zu schreiben

West Ham hat den Finaleinzug aber noch nicht abgeschrieben. Drei Auswärtssiege erzielte das Team von Trainer David Moyes in der aktuellen EL-Saison, einen davon am 25. November bei Rapid (2:0) und zuletzt im Viertelfinale in Lyon gegen Olympique (3:0). Daher zeigte sich Moyes vor dem Rückspiel kämpferisch: „Wir sind vor dem Rückspiel vielleicht der Außenseiter, aber wir werden alles tun, um es ins Finale zu schaffen. Wir brauchen mehr Qualität im Angriff. Alle müssen sich einbringen und die Chancen nutzen, die sich uns bieten.“

Leipzig erwartet Hexenkessel im Ibrox Stadium

Noch ohne Finaleintrag im Europacup ist Leipzig. Das Team von Trainer Domenico Tedesco kassierte zwar am Montag eine 1:3-Liganiederlage in Mönchengladbach, in Glasgow sind die Sachsen rund um ÖFB-Teamspieler Konrad Laimer dennoch Favorit. Allerdings hoffen die Leipziger, diesmal mehr Möglichkeiten gegen die defensiven Schotten zu finden als im Hinspiel. „Es war eine sehr zähe Partie. Wir wissen, dass es im Ibrox Stadium nicht einfacher werden wird“, sagte Tedesco.

Auf den Heimvorteil mit 50.000 Fans im Rücken setzen die Rangers. „Wenn die Hütte brennt, werden wir auch brennen. Für solche Spiele sind wir Fußballer geworden. Da wird keiner müde Beine haben“, betonte allerdings auch Laimer. Man genieße es, bei so einer Atmosphäre zu spielen. „Wenn wir das auf den Platz bringen, was wir können, dann können wir jeden Gegner besiegen.“

Connor Goldson (Rangers) gegen Konrad Laimer (RB Leipzig)
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Konrad Laimer und Kollegen stehen vor einem harten Auswärtsspiel bei den Rangers

Die von Giovanni van Bronckhorst gecoachten Rangers wissen genau, wie man einen 0:1-Hinspiel-Rückstand aufholt. Im Viertelfinale wurde Braga daheim mit 3:1 nach Verlängerung niedergerungen, das soll nun wiederholt werden. Van Bronckhorst hofft dabei auf die Unterstützung von Stürmer Kemar Roofe sowie Aaron Ramsey, die zuletzt verletzungsbedingt gefehlt haben.