Roma-Trainer Jose Mourinho
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Fußball

Tränen von Rom bis Glasgow

Der Europacup hat am Donnerstag einen besonders emotionalen Abend geboten. Die Traditionsclubs Glasgow Rangers, Eintracht Frankfurt, Feyenoord Rotterdam und AS Roma zogen mit beherzten Auftritten und euphorisch von ihren Fans gefeiert nach langen Durststrecken in die Endspiele der Europa und Conference League ein. Da flossen sogar bei Jose Mourinho Tränen.

Der 59-Jährige, „The Special One“ genannt, ist der erste Trainer, der mit vier verschiedenen Vereinen in europäische Finals eingezogen ist. Nach dem Einzug mit Roma ins Finale der Conference League weinte der sonst so coole und von sich durchaus überzeugte Portugiese hemmungslos.

„Warum ich in Tränen ausgebrochen bin? Weil ich fühle, was sie alle fühlen. Es ist ein großer Club ohne die Trophäensammlung für die soziale Bedeutung des Vereins“, sagte der Startrainer nach dem 1:0 im Rückspiel der Conference League gegen Leicester City.

Roma setzt sich gegen Leicester durch

Mit einem 1:0-Heimsieg gegen Leicester schaffte AS Roma seine erste europäische Finalteilnahme seit der Niederlage gegen Inter Mailand im UEFA-Cup 1991.

Mourinho ist jetzt „wie ein Vater“

„Das ist noch keine Trophäe, nur ein Finale. Aber es bedeutet ihnen sehr viel. Meine Emotionen galten ihnen“, sagte Mourinho mit Blick auf die 70.000 Fans im heimischen Stadio Olimpico. „Über die Jahre bin ich weniger egozentrisch und mehr wie ein Vater geworden. Es ist ein Sieg für die Familie“, ergänzte Mourinho.

„Es geht nicht nur um die Familie auf dem Platz und der Bank, sondern im gesamten Stadion. Das ist unser größter Verdienst: Diese Empathie und das Gefühl von Familie, das wir mit den Fans geschaffen haben.“ Er kann als erster Coach die Champions League, Europa League und Conference League gewinnen. Alle vier bisherigen internationalen Finali gewann er: das UEFA-Pokal-Finale 2003 und das Champions-League-Finale 2004 mit dem FC Porto sowie die Endspiele in der Königsklasse 2010 mit Inter Mailand und der Europa League 2017 mit Manchester United.

„Ein besonderes Gefühl“

„Ich hatte das Glück, in größeren und prestigeträchtigeren Endspielen als diesem zu spielen“, sagte Mourinho. „Aber wie wir hier eine familiäre Atmosphäre geschaffen haben, gibt mir ein besonderes Gefühl.“ Am 25. Mai im albanischen Tirana will Mourinho die Roma gegen Feyenoord Rotterdam auch zum Titel führen.

Den Niederländern reichte mit ÖFB-Legionär Gernot Trauner, der mit einem Weitschuss die Chance auf seinen ersten Pflichtspieltreffer für Feyenoord hatte, bei Olympique Marseille ein 0:0 nach dem 3:2 im Hinspiel. Für Roma wäre es erst der zweite internationale Titel nach dem Sieg im Messestädte-Pokal 1961.

Conference League: Trauner im Finale

Der frühere LASK-Abwehrchef Gernot Trauner ist mit Feyenoord Rotterdam ins Endspiel der neu gegründeten Conference League eingezogen. Das Finale findet am 25. Mai in Tirana statt.

„Hat uns von oben zugeschaut“

Aber nicht nur in Frankfurt und Rom war die Begeisterung über den Einzug in das jeweilige Finale überbordend, auch in Glasgow feierten Spieler und Fans ausgelassen diesen historischen Abend. Doch nach den aufgeladenen 90 Minuten und dem Einzug ins Finale der Europa League wurde es in der Kabine der Glasgow Rangers still.

Schweigeminute für den verstorbenen Zeugwart der Glasgow Rangers Jimmy Bell
Reuters/Russell Cheyne
Die Mannschaften stellten sich vor dem Spiel für eine Trauerminute in Gedenken an Rangers-Zeugwart Jimmy Bell auf

„Wir haben uns einen Moment genommen und auf Jimmy den Zeugwart angestoßen. Ich bin sicher, er hat uns von oben zugeschaut. Wir werden ihn für den Rest unseres Lebens vermissen“, sagte Trainer Giovanni van Bronckhorst. Der legendäre Zeugwart Jimmy Bell war zwei Tage vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen RB Leipzig gestorben.

Mehr als nur der Zeugwart

Bell war eine Ikone der Rangers und das 3:1 über Konrad Laimer und Co. zu einem großen Teil ein Sieg für ihn. „Worte können nicht beschreiben, wie viel Jimmy uns allen bedeutet hat. Er war das Fundament des Clubs und hat alle berührt. Ich bin erst seit einer Saison hier, aber er hat mich aufgenommen und ich kann nicht hoch genug über ihn sprechen“, sagte Rangers-Siegestorschütze John Lundstram.

Die Rangers hatten ihr Herz auf dem Platz gelassen, doch nach dem Abpfiff ging die Party erst richtig los. Der 40-jährige Torwart Allan McGregor schloss auf dem Rasen die Augen, reckte beide Arme in den Nachthimmel und sang die Lieder der Fans voller Inbrunst mit.

Auf den Tribünen flippten die Fans aus, selbst die VIP-Gäste sprangen überglücklich auf und ab. Zu den Klängen von Belinda Carlisles „Heaven is a place on earth“ besangen fast 50.000 Menschen Lundstram, ihren Helden und Torschützen zum 3:1. „John Lundstram is the beast on earth“ hallte es minutenlang durch das legendäre Ibrox. Bell hätte diesen Abend sicherlich geliebt.