Filip Stojkovic (SK Rapid Wien) und Manfred Fischer (FK Austria Wien)
APA/EXPA/Thomas Haumer
Bundesliga

„Remis-Fluch“ lastet auf Wiener Derby

Am Sonntag (17.00 Uhr) steht in der Generali Arena der 336. Wiener Schlagabtausch zwischen der Austria und Rapid auf dem Programm. Das letzte Derby der aktuellen Saison der Admiral Bundesliga winkt mit einem besonderen Preis, denn der Sieger bringt sich in Poleposition für Rang drei und damit einen Fixplatz in einem Europacup-Bewerb. Dazu muss allerdings der „Remis-Fluch“ gebrochen werden, denn einen Gewinner in einem Derby gab es schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr.

Rapid geht als aktueller Dritter mit zwei Punkten Vorsprung auf den violetten Erzrivalen in das drittletzte Spiel der Saison und könnte mit einem Erfolg einen großen Schritt in Richtung eines kleinen Geldregens machen. Denn jene Mannschaft, die mit Saisonende auf Platz drei steht, spielt im Herbst fix in einer europäischen Gruppenphase und darf damit zumindest drei Millionen Euro für die Vereinskassa einplanen.

Der Haken an der Sache: Die bisherigen drei Vergleiche zwischen der Austria und Rapid endeten jeweils mit 1:1. Sechs Spiele sind es in Summe bereits, in denen keine Mannschaft als Sieger vom Platz gehen konnte. Der bisher letzte Erfolg gelang auch Rapid. Anfang September 2019 setzten sich die Hütteldorfer ausgerechnet auswärts am Verteilerkreis gegen den Erzrivalen durch.

Bundesliga, 30. Runde

Sonntag, 17.00 Uhr:

Austria – Rapid

Generali Arena, SR Jäger

Mögliche Aufstellungen:

Austria: Pentz – Martins, Mühl, Galvao, Suttner – Demaku, Fischer – Jukic, Fitz, Keles – Djuricin

Rapid: Gartler – Stojkovic, Hofmann, K. Wimmer, Moormann – Aiwu, Ljubicic – Schick, Knasmüllner, Grüll – Zimmermann

Derby als „Spiel für Fans“

Zumindest Rapids Sportdirektor Zoran Barisic machte keinen Hehl daraus, dass die zusätzliche Finanzspritze aufgrund der Planungssicherheit gern gesehen wäre. Der Wiener wies aber auch auf die sportliche Bedeutung hin, den ganzen Herbst über Europacup zu spielen. „Es wäre sehr wertvoll, um zu wachsen und sich in der eigenen Entwicklung auf das nächste Niveau zu hieven“, erklärte der Sportchef, der einmal mehr für den Sommer einen großen personellen Umbruch ankündigte.

Vorerst aber steht das Duell mit dem Erzrivalen im Fokus. „Das Derby ist ein Spiel für unsere Fans. Es wird heiß hergehen, die Vorfreude ist groß“, meinte Barisic. In den vergangenen Partien gegen die Austria sei Rapid nicht vom Glück begünstigt gewesen. „Mir wäre es lieber, wir sind diesmal nicht die bessere Mannschaft und fahren mit drei Punkten heim. Am Sonntag zählt das nackte Ergebnis“, so der grün-weiße Sportdirektor.

Rapids Innenverteidiger sind zurück

Dieser Meinung schloss sich Trainer Ferdinand Feldhofer an. „Egal wie – wenn wir drei Punkte machen, können wir zufrieden sein.“ In diesem Fall wäre Endrang drei nahezu fixiert, sagte der Steirer. Gegen die Austria muss Feldhofer zwar auf den verletzten Ferdy Druijf verzichten, ansonsten aber sieht die Personalsituation besser aus als noch vor wenigen Wochen.

Vor allem auf der Innenverteidigerposition, wo Maximilian Hofmann, Kevin Wimmer und Emanuel Aiwu zur Verfügung stehen, ist man aus Hütteldorfer Sicht wieder gut besetzt. Letzter könnte ins zentrale Mittelfeld wechseln oder in einer Dreierkette agieren, diesbezüglich hielt sich der 42-Jährige aber bedeckt. Außerdem ließ Feldhofer offen, wer anstelle des gesperrten Niklas Hedl im Tor stehen wird. Paul Gartler ist wieder fit, als weiterer Kandidat gilt Bernhard Unger.

Egal wer spielt, die Motivation, die Remisserie im Derby zu brechen, ist bei Rapid groß. „Motivieren musste ich in dieser Woche nicht viel“, sagte Feldhofer. Verteidiger Hofmann erinnerte an die lange Wartezeit auf einen Sieg gegen die Austria. „Es gibt bei uns einige Spieler, die noch nie ein Derby gewonnen haben, die wollen jetzt endlich gewinnen.“ Rapid ist überhaupt seit drei Runden sieglos, aus den jüngsten sechs Partien gelang nur ein einziger voller Erfolg.

Austria fühlt keinen Druck mehr

Die Austria wiederum wartet aktuell bereits sechs Runden auf einen Sieg und will diese Serie vor voller Kulisse beenden. Freitagmittag waren über 13.000 Karten verkauft, die Hausherren gaben Tickets nur an Abonnenten und Mitglieder ab. Rapid erhielt 1.600 Karten. „Welcher Zeitpunkt wäre schöner, als im Derby wieder zu siegen zu beginnen?“, fragte Manfred Schmid, der sich in jedem Fall ein emotionales letztes Saisonderby erwartet.

Der Blick auf die Tabelle – in der der Austria die Konkurrenz aus Kärnten im Nacken sitzt – soll kein Zittern verursachen. „Druck fühlen wir keinen. Wir haben eine Riesenausgangssituation, jetzt hängt es an uns, was wir daraus machen“, meinte Schmid. Er verwies noch einmal auf die Lage zu Beginn der Saison, als die Austria am Tabellenende lag. „Da war der Druck riesengroß. Wir waren für viele ein Abstiegskandidat und keine Mannschaft, die drei Runden vor Schluss die Möglichkeit auf Platz drei hat. Die Saison kann jetzt nicht mehr schlecht werden.“

Violettes Mittelfeld mit Löchern

Den 51-jährigen Austria-Trainer plagen vor dem Schlager Personalprobleme im Mittelfeld. Eric Martel ist gesperrt, Matthias Braunöder absolvierte nach seiner Bänderverletzung im Sprunggelenk erst am Freitag einen ersten Trainingsversuch. Ein Einsatz des U21-Teamspielers gegen Rapid scheint ausgeschlossen. Schmid will eine Lösung finden und im Fall der Fälle am System tüfteln.

Marco Djuricin – Austrias Torschütze beim jüngsten 1:1 – könnte Sonntag wieder von Start weg dabei sein, nachdem der Stürmer in den vergangenen Spielen nur als Wechselspieler zum Einsatz kam. Der letzte violette Erfolg in einem Heimderby ist schon lange her. Am 16. Dezember 2018 wurde Rapid mit 6:1 abgefertigt. Torhüter Patrick Pentz sah die Zeit für violetten Jubel wieder gekommen, mahnte aber: „Es liegt an uns. Wir müssen unseren Matchplan 90 Minuten lang durchziehen. Nur so haben wir die Chance, endlich wieder einmal zu Hause ein Derby zu gewinnen.“