Den Grundstein zu seinem insgesamt 23. Grand-Prix-Sieg und seinem dritten in dieser Saison legte Verstappen mit einem perfekten Start von der dritten Position aus, bei dem er den zweiten Ferrari des Spaniers Carlos Sainz gleich hinter sich ließ. Wenige Runden später schob er seinen Red Bull auch souverän an Pole-Mann Leclerc vorbei, nachdem dessen Reifen kurzfristig für Probleme gesorgt hatten. Den zweiten Sieg in Folge gab der Weltmeister nicht mehr aus der Hand, daran änderte auch eine Safety-Car-Phase nach einem Crash von Lando Norris im letzten Viertel des Rennens nichts mehr.
Zwar freute sich Verstappen über seinen dritten Sieg im fünften Rennen („Das war ganz wichtig für uns“), trotzdem waren die Gedanken des 24-Jährigen schon beim nächsten Rennen. „Wir haben immer noch einige Probleme. Wir müssen sicherstellen, dass wir verlässlicher sind“, sagte der Niederländer, nachdem Red Bull am Freitag noch mit Technikproblemen zu kämpfen hatte. Im Rennen spuckte ein defekter Sensor bei Verstappens Teamkollegen Sergio Perez zudem verwirrende Daten aus. „Das Auto ist schnell, aber wir müssen diese Probleme abstellen“, so Verstappen.
Dazu ist der Rückstand des Titelverteidigers auf Leclerc mit 19 Punkten immer noch groß – die Nachwehen von Verstappens Nullnummern in Bahrain und Australien. „Es wird ein mühsames Aufholen. Wir werden nicht jedes Rennen gewinnen, und es wird knapp werden“, wollte auch Red-Bull-Berater Helmut Marko die sprichwörtliche Kirche im Dorf lassen. Immerhin hat Verstappen mit dem zweiten Sieg hintereinander nicht nur das berühmte Momentum auf seiner Seite, bei allen drei Rennen, die er beendete, kam er als Erster ins Ziel. „Ich muss einfach immer ins Ziel kommen“, sagte Verstappen daher nach seinem 23. Sieg mit einem Augenzwinkern.
Formel 1: Verstappen auf Aufholjagd
Der erste Grand Prix von Miami hat zwar nicht ganz das erhoffte Spektakel, aber mit den Plätzen eins und zwei für die WM-Konkurrenten Max Verstappen und Charles Leclerc doch ein Duell der zwei aktuell besten Fahrer gebracht. Mit seinem zweiten Sieg in Folge rückte Titelverteidiger Verstappen dem Ferrari-Star in der WM wieder ein Stück näher, ortet aber weiter viel Aufholbedarf.
Leclerc gerne der Gejagte
Bei Ferrari war indes auch nach der zweiten Niederlage in Folge von Nervosität keine Spur, auch wenn die Ausgangslage nach dem Qualifying mit den Plätzen eins und zwei noch mehr versprochen hatte. „Wir müssen einfach immer weiter pushen. Es ist knapp, und das wollen alle so sehen“, sagte Leclerc. Der Blick auf die WM-Wertung genügte Leclerc, um zuversichtlich auf das nächste Rennen in zwei Wochen in Montmelo bei Barcelona zu blicken. „Ich mag die Position des Gejagten, weil das bedeutet, dass du etwas richtig machst“, sagte der Monegasse.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto kündigte außerdem eine neue Ausbaustufe für den F1-75 an. „Ich hoffe, sie funktionieren, damit wir sie (Red Bull, Anm.) uns wieder schnappen können“, sagte der Italiener. Im Wettrüsten um den Titel habe sich Red Bull durch einen Kraftakt bei der Entwicklung des Autos in den vergangenen Wochen einen kleinen Vorteil verschafft. „Aber die Budgetgrenze setzt ein Limit für die Ausgaben. Also hoffe ich, sie hören irgendwann auf mit dem Entwickeln“, sagte Binotto.
Grand Prix von Miami: Das ganze Rennen
Das erste Rennen in Florida und der dritte Saisonsieg von Verstappen in voller Länge.
Der Konkurrenz bleibt hingegen vorerst nichts übrig, als dem Topduo beim WM-Kampf neidisch zuzuschauen. Serienweltmeister Mercedes ist nur noch dritte Kraft und kommt einfach nicht näher, George Russell als Fünfter und Lewis Hamilton als Sechster waren chancenlos. „Wir sind im Niemandsland“, klagte Teamchef Toto Wolff. Auch die ambitionierten Herausforderer McLaren, Alpine und Aston Martin haben die radikale Regelreform nicht für den großen Wurf nutzen können. Dem Rest fehlen die finanziellen Mittel.
Kritische Stimmen trotz Starauflaufs
Apropos großer Wurf: Die Premiere der Formel 1 im „Sunshine State“ Florida wurde in den Augen vieler Beobachter zumindest sportlich diesem Prädikat aufgrund des über weite Strecken unspektakulären Rennverlaufs nicht gerecht. „Der Regen bleibt aus, das Spektakel weitestgehend auch“, urteilte etwa der Schweizer „Blick“. Auch die englische „Sun“ hatte sich am Ende mehr vom ersten Rennen in Miami erwartet: „Der Bau einer frischen Rennstrecke um das Hard Rock Stadium der Miami Dolphins herum und eine beneidenswerte Gästeliste (…) ergeben nicht notwendigerweise ein gutes Rennen.“ Die „Süddeutsche Zeitung“ fragte sich, „wie überzeugend amerikanisch“ der erste Grand Prix in Miami denn gewesen sei.
Immerhin die in den Medien gern zitierte Gästeliste stellte sogar den Starauflauf beim Grand Prix von Monte Carlo locker in den Schatten. Unter den 85.000 Zuschauern, die der Premiere beiwohnten, tummelten sich nicht nur Sportstars wie Fußballikone David Beckham und Skikönigin Lindsey Vonn sowie die Tennisidole Serena und Venus Williams und NBA-Legende Michael Jordan oder die Football-Stars Tom Brady sowie Dan Marino, der Sieger Verstappen auf dem Podium die Trophäe überreichte, sondern auch zahlreiche VIPs von außerhalb des Sports. So war auch die ehemalige First Lady Michelle Obama Zaungast im Schatten des Hard Rock Stadium.
Die Landschaft, inklusive eines künstlichen Jachthafens, die rund um das Stadion der Miami Dolphins so wie die Rennstrecke temporär errichtet wurde, gab aber auch einen kleinen Vorgeschmack, was die Formel-1-Fans wohl im nächsten Jahr erwartet. Denn nach dem Rennen in Miami und dem Grand Prix der USA in der texanischen Hauptstadt Texas kommt 2023 mit einem Rennen in Las Vegas ein weiteres Event auf US-Boden hinzu. Und in der Glücksspielmetropole werden die Organisatoren in Sachen Show im Vergleich zu Miami wohl noch ein Schäuferl drauflegen.