Karim Adeyemi
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Bundesliga

Salzburg stößt in neue Sphären vor

Österreichs Fußballserienmeister Red Bull Salzburg ist es nicht nur gewohnt, jährlich Titel einzuheimsen, sondern mittlerweile auch traditionell viele Millionen Euro einzunehmen. Mit Ansage sorgte Karim Adeyemi dafür, dessen Wechsel zu Borussia Dortmund bis zu 40 Millionen Euro in die Salzburger Kassen spült. Sportdirektor Christoph Freund sprach am Mittwoch vom „Königstransfer“ in der Red-Bull-Ära – ein bayrischer Viertligist jubelt mit.

Denn vor vier Jahren kam der Stürmer, der in Salzburg zum deutschen Nationalspieler heranreifte, von der Spielvereinigung Unterhaching. Salzburg legte für den damals 16-Jährigen kolportierte drei Millionen Euro auf den Tisch, Unterhaching soll dank einer Klausel nun zumindest weitere sechs Millionen kassieren. Salzburg kommentiert alle diese Zahlen nicht, Freund sprach aber bei einem Medientermin davon, dass man damals „viel Geld in die Hand genommen“ habe.

Ebenfalls bestätigte der Sportchef den bisherigen „Rekordtransfer“. Die durch Bonuszahlungen bis zu 40 Millionen Euro an möglicher Ablöse lassen Salzburg in eine neue Sphäre vorstoßen, was den Transfermarkt in Österreich betrifft. „Eine gute Benchmark“, sagte Freund, der aber betonte, dass man das nicht verallgemeinern könne.

Adeyemi wechselt von Salzburg nach Dortmund

Für die „Bullen“ und die österreichische Bundesliga ist das ein Rekordtransfer.

„Es ist eine Erfolgsstory, weil Karim auch international für Furore gesorgt hat, deswegen war es möglich. Es wäre aber schön, wenn sich das wiederholen lässt.“ Dem Erfolgsweg, junge Spieler zu entwickeln und für viel Geld zu verkaufen, bleibt man naturgemäß treu. Das Geld werde man wieder versuchen „gut und vernünftig zu investieren.“ Das nun erreichte Level zu erhalten werde aber eine „schöne Challenge“.

Neue „Benchmark“ für Salzburg

Erst vor einem Jahr war Patson Daka für letztlich 30 Millionen Euro von Salzburg zu Leicester City gewechselt und hatte sich an die Spitze der bisherigen Rekordtransfers in Salzburg und der Bundesliga gesetzt. Ablösesummen über 20 Millionen Euro sind keine Seltenheit mehr, seit dem durch Neo-ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick eingeleiteten Wechsel in der Philosophie vor zehn Jahren hat man über 400 Millionen Euro über Transfers eingenommen. Ausgegeben wurden keine 150 Millionen.

Grafik zu Bundesliga-Transfers
Grafik: APA/ORF.at

Auch Unterhaching freut sich über Millionenregen

Der Wechsel lohnte sich auch ein weiteres Mal für Unterhaching. Der frühere Erstligaclub hatte beim Transfer des Stürmers im Sommer 2018 nach Salzburg vertraglich eine Weiterverkaufsklausel abgeschlossen und erhält nun eine fixe Zahlung in Höhe von rund sechs Millionen Euro mit der Option auf zwei erfolgsabhängige Tranchen in Höhe von jeweils circa einer Million Euro. Zudem könnte man an einem Transfererlös bei einem Weiterverkauf Adeyemis vom BVB an einen Dritten partizipieren, wie der Verein noch am Dienstagabend mitteilte.

Adeyemi spielte zwischen 2012 und 2018 im Nachwuchsbereich der Unterhachinger, ehe er nach Salzburg ging und dort den Durchbruch schaffte. Die Spielvereinigung war in der Vorsaison aus der 3. Liga in die Viertklassigkeit abgestiegen und ist dort Tabellenfünfter. Das Geld wolle man nun nachhaltig investieren, sagte Vereinspräsident Manfred Schwabl am Mittwoch. Der 56-Jährige spielte selbst einst für den FC Tirol in der Bundesliga und gilt als Mentor von Adeyemi, der in seiner jungen Karriere den nächsten Schritt macht.

Salzburg „gesegneter Ort“, Adeyemi nicht Haaland

In Dortmund folgt der 20-Jährige unmittelbar auf Tormaschine Erling Haaland, der sich für sein künftiges Engagement bei Manchester City mit sage und schreibe 85 Treffern in 88 Pflichtspielen empfahl. Eine unangenehme Aufgabe sieht der Nachfolger darin nicht, vielmehr nahm sich der Tempodribbler am Mittwoch als Haaland-Ersatz selbst aus dem Spiel: „Weil man uns als Spielertypen nicht vergleichen kann. Ich werde versuchen, meinen Stil in die Mannschaft zu bringen.“

Er verspüre keinen Druck, „nur Vorfreude“ auf Dortmund, so Adeyemi. Salzburg verlässt er auch wehmütig. „Hier in Salzburg kann man sich nur wohlfühlen. Man erlebt so viele schöne Sachen, und es gibt so viele gute Menschen drum herum, die dir nur helfen wollen. Es ist einfach nur ein gesegneter Ort.“ Ganz fertig ist er in Österreich noch nicht. Mit 19 Treffern ist er auf dem besten Wege, die Torjägerkrone zu gewinnen, sein erster Verfolger Giacomo Vrioni (WSG Tirol) hat 15 Tore auf dem Konto. „Die Zwei möchte ich auf jeden Fall davor haben“, so Adeyemi bei noch zwei Spielen gegen Rapid und Klagenfurt. „Torschützenkönig zu werden ist das noch größere Ziel.“

Karim Adeyemi und Christoph Freund
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Adeyemi (l., im Bild mit Sportchef Freund) verlässt Salzburg auch mit Wehmut

Freund streute seinem Noch-Schützling zum Abschied ebenfalls Rosen: „Er ist so geblieben, wie er war, hat aber mehr Selbstbewusstsein und ist ein richtiger Profi geworden. Er ist beliebt bei Jung und Alt in der Kabine und ein Publikumsliebling. Er wird mit seiner spektakulären Art auch in Dortmund einer werden, davon bin ich überzeugt.“

Weitere Abgänge werden folgen

Als Adeyemi-Ersatz und Sturmpartner für den heftig umworbenen Noah Okafor (21) stehen Benjamin Sesko, Junior Adamu (20) und der von einem Kreuzbandriss zurückkehrende Sekou Koita (22) parat. Und dann ist da noch Roko Simic, der 2021 für kolportierte vier Millionen Euro aus Kroatien nach Salzburg wechselte. Für Partnerclub Liefering, bei dem auch Adeyemi begonnen hatte, erzielte der 1,90 m große Mittelstürmer 17 Tore in Liga zwei und sieben in der Youth League.

Die Kaderplanung für die neue Saison sei mit „80 bis 90 Prozent“ abgeschlossen, meinte Freund. „Der eine oder andere wird den Verein noch verlassen.“ Mit dem Brasilostürmer Fernando und dem Belgier Ignace Van der Brempt (20) habe man aber schon zwei Vorgriffe getätigt. „Ignace ist schon da, aber wahrscheinlich in einer anderen Rolle in der kommenden Saison“, sagte Freund. Das deutet auf einen Abgang von Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen hin. Das Alltagsgeschäft für Salzburg und Freund geht also weiter.