Jubelnde Glasgow-Rangers-Fans
Reuters/Russell Cheyne
Europa League

Renaissance der Rangers vor Krönung

Der finanzbedingte Absturz in die tiefen des schottischen Fußballs und die damit verbundene sportliche Bedeutungslosigkeit in Europa ist nicht einmal zehn Jahre her. Doch Begriffe wie Insolvenz oder vierte Liga sind bei den Glasgow Rangers längst vergessen. Die Schotten haben stattdessen mit ihrer Tradition, einem starken Kollektiv und den einmaligen Fans eine Wucht erzeugt, die sie bis ins Finale der UEFA Europa League getragen hat. Nun soll am Mittwoch die Krönung dieser bemerkenswerten Renaissance erfolgen.

In Andalusien steht der ganz große Showdown gegen Eintracht Frankfurt (21.00 Uhr) auf dem Programm. „Ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Es fühlt sich außergewöhnlich gut an“, sagte Trainer Giovanni van Bronckhorst, der im vergangenen Herbst auf Steven Gerrard folgte. Auf dem Spiel steht nun nicht nur ein Titel, sondern auch das Fixticket für die Champions League.

Bis zu 100.000 Schotten sollen nach Sevilla reisen, um ihr Team zu unterstützen. „Der Slogan ‚Make us dream again‘ beschreibt den aktuellen Zustand am besten. Alle sind super euphorisch, und möchten wie wir den Titel gewinnen“, sagte Leon Balogun, der seit 2020 für den Club spielt. Es wäre das ideale Jahr dafür: 150 Jahre nach Clubgründung, 50 Jahre nach dem einzigen internationalen Titel im Europapokal der Pokalsieger und zehn Jahre nach dem vorläufigen Tiefpunkt, den der Verein bestens weggesteckt hat.

Trainer Giovanni van Bronckhorst (Glasgow Rangers)
APA/AFP/Andy Buchanan
Nach dem Meistertitel mit Steven Gerrard übernahm Giovanni van Bronckhorst im November 2021 das Ruder bei den Rangers

Kollektiv und Kampfgeist als Erfolgsformel

Gemessen am Personal sind die Rangers kein vorprogrammiertes Finalteam. James Tavernier als torgefährlicher Außenverteidiger oder Offensivspieler Ryan Kent haben zwar auf sich aufmerksam gemacht, sind aber keine klassischen Stars. Die Schotten zeichnen sich – ähnlich wie Frankfurt – durch mannschaftliche Geschlossenheit, Kampfgeist und Heimstärke aus. Das reichte immerhin für das Weiterkommen gegen deutlich höher gehandelte Teams wie Dortmund und Leipzig.

„In diesem Jahr wird einer die Europa League gewinnen, der nicht zu den üblichen Verdächtigen gehört“, sagte Axel Hellmann. Der Frankfurt-Vorstandssprecher fügte an: „Wenn die Eintracht nicht spielen würde, würde ich wissen, für wen mein Herz schlägt.“ Nämlich die Rangers, die als Kultclub eine riesige Fankultur haben und mit ihrer Spielweise Sympathien in ganz Europa erworben haben. Frankfurts Trainer Oliver Glasner nannte das Rangers-Spiel „unglaublich druckvoll und aggressiv“ sowie „sehr, sehr zweikampfstark“.

Jubel von James Tavernier (Glasgow Rangers)
Reuters/Lee Smith
Bereits sieben Tore steuerte James Tavernier für die Rangers bis zum Finaleinzug bei

Rangers setzen auf den Fanfaktor

Tavernier, der als Außenverteidiger die Torschützenliste der Europa League anführt, ist für das Endspiel gegen den deutschen Bundesligisten optimistisch: „Wir sind gerade voller Selbstvertrauen.“ Balogun nennt Frankfurt „eine machbare Aufgabe“ und setzt für das Endspiel ebenfalls auf den Faktor Fans.

„Es kann absolut unangenehm werden, wenn es nicht so läuft. Trotzdem ist es absolute Liebe und Besessenheit. Das macht diese Fans aus. Ich liebe diese Wucht“, sagte der Defensivspieler. Leipzig hat das vor zwei Wochen erst zu spüren bekommen, als beim 1:3 in Glasgow der 1:0-Polster aus dem Heimspiel und damit auch das Ticket für ein rein deutsches Finale verloren ging. Ibrox sei „wie eine Urgewalt“, stellte Balogun fest. Diesmal wird im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan gespielt – beide Fangruppen haben 10.000 Tickets erhalten.