Eintracht Frankfurt Spieler
Reuters/Kai Pfaffenbach
Europa League

Frankfurt träumt von Titel und mehr

Eintracht Frankfurt mit Trainer Oliver Glasner bestreitet nach 1960 und 1980 zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte ein Europapokal-Endspiel. Der deutsche Bundesligist trifft am Mittwoch (21.00 Uhr) im Finale der UEFA Europa League in Sevilla auf die Glasgow Rangers. Eintracht, das auf dem Weg ins Endspiel unter anderem Barcelona und West Ham aus dem Weg räumte, träumt nun vom Titelgewinn und von der erstmaligen Qualifikation für die Champions League.

„Dieses Finale ist schon etwas Außergewöhnliches. Wir wollen die Grenze noch einmal verschieben und natürlich den Titel holen“, sagte Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann. Ausgerechnet im „Spiel des Jahrhunderts“, wie Clubikone Alexander Meier die Partie bezeichnete, fehlt der Eintracht der Mann mit der meisten internationalen Erfahrung im Kader. ÖFB-Verteidiger Martin Hinteregger hat nach einer Oberschenkelverletzung (zugezogen gegen West Ham) die Wunderheilung verpasst.

Das Erfolgsrezept wird aber auch in Abwesenheit des Kärntner Abwehrchefs nicht umgeschrieben. „Es geht darum, unseren Spirit auf den Platz zu bekommen, mit aller Begeisterung und Leidenschaft. Ich möchte Eintracht-Frankfurt-Fußball sehen, so wie gegen West Ham United und Barcelona“, sagte Glasner. „Wenn uns das gelingt, bin ich zuversichtlich, dass es einen positiven Ausgang geben wird.“

Glasner versetzt Frankfurt in Ekstase

Als erst fünfter österreichischer Trainer steht Oliver Glasner am Mittwoch in einem Europacup-Finale. Die erste Saison bei Eintracht Frankfurt könnte im Endspiel der UEFA Europa League in Sevilla gegen die Glasgow Rangers mit seinem bisherigen Karrierehöhepunkt enden.

Ein Sieg würde zugleich die erstmalige Qualifikation für die Champions League bedeuten – und den 123 Jahre alten Traditionsverein sportlich und finanziell auf ein völlig neues Level katapultieren. „Es ist krass, dass du im Finale stehst und mit dem Europa-League-Sieg in die Königsklasse kommen kannst. Das ist ein extremes Denken“, sagte Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche.

Eintracht Frankfurt Spieler Martin Hinteregger zusammen mit Trainer Oliver Glasner
Reuters/Kai Pfaffenbach
Glasner (rechts) wird trotz der Abwesenheit von Abwehrchef Hinteregger (links) sein Erfolgsrezept nicht umschreiben

Frankfurt mit stetiger Entwicklung

„Die Europa-League-Gefühle sind immer größer geworden. Ich bin entspannt und mit sehr großer Freude und Stolz auf die Spieler angereist“, berichtete Glasner beim letzten Pressetermin vor der Partie. „Gefühlt drückt uns ganz Deutschland die Daumen“, sagte der 47-jährige Oberösterreicher. Europäisches Tafelsilber haben beide Clubs schon länger nicht mehr gewonnen. Frankfurt hat vor 42 Jahren den UEFA-Cup (Finale gegen Mönchengladbach) geholt. Exakt 50 Jahre ist es her, dass die Rangers im Europacup der Cupsieger triumphierten.

Ein Sieg wäre für Frankfurt die vorläufige Krönung einer stetigen Entwicklung in den vergangenen Jahren seit der 2016 gegen Nürnberg mit Ach und Krach bestandenen Bundesliga-Relegation. Es folgten 2017 das knapp verlorene Pokalfinale gegen Borussia Dortmund, 2018 der Pokal-Triumph gegen Bayern München, 2019 der Einzug ins Europa-League-Halbfinale, 2020 der Vorstoß ins Pokal-Halbfinale und jetzt das Endspiel auf Europas großer Fußballbühne.

Glasner genießt Euphorie

Schon jetzt hat sich der deutsche Verein in Europa einen Namen gemacht – vor allem durch den legendären Auftritt im Viertelfinale beim FC Barcelona, als 30.000 Eintracht-Anhänger im Camp Nou eine magische Fußballnacht zelebrierten.

In Sevilla könnte Glasner nun zum ersten Österreicher avancieren, der nach Ernst Happel 1983 als Trainer im Europacup triumphiert. „Die Spieler sind die Protagonisten, die meine Hirngespinste auf dem Platz umsetzen müssen“, so Glasner, der die Mannschaft in den Mittelpunkt stellte. „Ich genieße es, mit diesen Jungs und diesem Verein das Finale zu bestreiten, mit der ganzen Euphorie, die wir ausgelöst haben.“

Fans sorgen für Ausnahmezustand

Das Endspiel in Andalusien wird nicht nur wegen Temperaturen von weit über 30 Grad hitzig werden. Mehr als 120.000 Schlachtenbummler (70.000 Rangers-Fans) verwandeln Sevilla in eine Stadt im Ausnahmezustand. Das 40.000 Zuschauer fassende Stadion Ramon Sanchez Pizjuan hätte mehrmals ausverkauft werden können. Beide Clubs erhielten jeweils nur 10.000 Tickets.

Eintracht Frankfurt Fans
APA/AFP/Christof Stache
Die Frankfurter Fans sorgen für eine außergewöhnliche Stimmung

Wer im Stadion dabei ist, hat sich die Teilnahme „ersungen“. Die Eintracht etwa bevorzugt bei der Ticketvergabe die lautstarken und aktiven Fans. Die Anhänger des Gegners werden stimmlich gewiss dagegenhalten. „Es kann absolut unangenehm werden, wenn es nicht so läuft“, sagte Rangers-Spieler Leon Balogun über die Leidenschaft der Fans. „Trotzdem ist es absolute Liebe und Besessenheit. Das macht diese Fans aus. Ich liebe es, diese Wucht.“

Optimismus und Selbstvertrauen

Beide Clubs eint der Optimismus und das Selbstvertrauen nach geschafften Großtaten. Mit Siegen gegen Betis Sevilla, FC Barcelona und West Ham wurde Frankfurt in Europa zur „Weißen Bestie“. Die Rangers andererseits haben Borussia Dortmund, Roter Stern Belgrad, Braga und RB Leipzig „völlig verdient eliminiert“, wie Glasner meinte. Vor allem Leipzig habe er „noch nie in solchem Trouble gesehen wie in der ersten Halbzeit bei den Rangers“.

Der schottische Vizemeister (hinter Celtic) wird von ähnlichen Tugenden getragen wie Glasners Frankfurter. Der Verein zeichnet sich ebenfalls durch mannschaftliche Geschlossenheit, Kampfgeist und Heimstärke aus.