Lukas Haudum (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Eishockey-WM

Österreich stellt sich erstem Schlüsselspiel

Keine 24 Stunden nach der Sensation gegen Tschechien wartet auf Österreich bei der Eishockey-WM in Tampere am Mittwoch (ab 15.15 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) gegen Norwegen ein erstes Schlüsselspiel im Kampf um den Klassenerhalt. Auch wenn Teamchef Roger Bader diesen Begriff tunlichst vermeidet, ist die Ausgangslage glasklar: Mit einem weiteren Erfolg wäre das große Ziel zum Greifen nahe. Doch es heißt aufpassen, denn die Skandinavier sind seit 2006 Stammgast in der A-Gruppe – und ausgeruht.

Im Gegensatz zu Österreich hatten die Norweger am Dienstag spielfrei und damit auch die Chance, den 2:1-Erfolg im Penaltyschießen der Außenseiter gegen den sechsfachen Weltmeister Tschechien genau unter die Lupe zu nehmen. Teamchef Petter Thoresen sah dabei eine aufopfernd kämpfende österreichische Mannschaft, die die Gunst der Stunde nutzte und im 20. Anlauf den ersten Sieg gegen die Tschechen überhaupt einfuhr.

„Das war schon exzellent, wie wir das gespielt haben“, hatte auch Teamchef Bader in den Katakomben der Nokia Arena nur Lob für seine Spieler übrig. Anstatt sich mit einer „ehrenvollen“ 0:1-Niederlage zufriedenzugeben, fighteten seine Spieler bis zum Schluss und wurden mit zwei Punkten belohnt. Nach der knappen 2:3-Niederlage in der Verlängerung gegen die USA hält Österreich nach drei Spielen unerwartet bei drei Zählern. Im Powerranking des internationalen Verbands ist Rot-Weiß-Rot auf Platz acht zu finden – und damit so weit vorne wie überhaupt noch nie.

Österreich schlägt Tschechien

Österreichs Eishockeyteam hat am Dienstag in seinem dritten Spiel bei der WM in Finnland für eine Sensation gesorgt. Die Mannschaft von Teamchef Roger Bader gewann in der Nokia Arena von Tampere sensationell gegen den sechsfachen Weltmeister Tschechien im Penaltyschießen mit 2:1.

Obwohl sich Bader nach dem Triumph gegen Tschechien an der Hotelbar ein Bier gönnen wollte und wohl auch seinen Spielern ein kurzes Anstoßen erlaubt hatte, waren die Gedanken des Schweizers schon unmittelbar nachdem die letzten Töne der Bundeshymne verklungen waren, bei der nächsten Aufgabe. „Bis zum Abendessen dürfen sie sich freuen und nach dem Abendessen ist der Fokus auf Norwegen“, so Bader am Dienstagabend, denn mit Norwegen warte „eine harte Partie. Sie hatten spielfrei und wir haben viel Kraft gebraucht.“

Viel Erfahrung im Oberhaus

Anders als die Österreicher starteten die Norweger schwerfällig in das Turnier. Nach einer 0:5-Abfuhr zum Auftakt gegen Gastgeber Finnland ließen die Skandinavier gegen Großbritannien eine klare 3:0-Führung im letzten Drittel noch aus der Hand rutschen und mussten am Ende über einen 4:3-Sieg im Penaltyschießen froh sein. Gegen Lettland unterlag man knapp mit 2:3. Ein Sieg gegen Österreich würde die Angespanntheit bei den aktuell auf Rang sieben liegenden Norwegern in Sachen Klassenerhalt daher gehörig lösen.

Erfahrung, wie man in er A-Gruppe bleibt, hat die Wintersportgroßmacht auch im Eishockey genug. Seit dem Aufstieg 2005 gehört Norwegen zum fixen Bestandteil des Oberhauses. 2011 und 2012 schaffte man jeweils den Sprung ins Viertelfinale. Auch danach hatte man mit der Abstiegsfrage nicht viel am Hut. „Sie sind seit 15 Jahren in der A-Gruppe, und das hat schon seinen Grund“, verwies Teamchef Bader auf die Erfahrung der Mannschaft rund um die routinierten Brüder Mathis und Ken Andre Olimb: „Um sie zu schlagen, brauchen wir wieder eine starke Leistung.“

Mathis Olimb (NOR) gegen Robert Lachowicz (GBR)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Mathis Olimb (l.), bereits 2011 bester Vorlagengeber der WM, ist der „Leitwolf“ im norwegischen Team

„Haben noch nichts erreicht“

Trotz der kurzen Regenerationszeit ist der Teamchef allerdings überzeugt, dass seine Spieler nach den bisher gezeigten Leistungen auch im ersten von wahrscheinlich zwei Schlüsselspielen – Stichwort Großbritannien – nicht nachlassen werden. „Wir denken nur von Spiel zu Spiel, wir reden darüber, den nächsten Schritt zu machen. Die Mannschaft ist so fokussiert, so aufnahmefähig, hat einen so guten Charakter, dass es uns gelingen wird, uns auf den nächsten Schritt zu konzentrieren“, sagte der 57-Jährige.

Die Spieler sind mit ihrem Chef d’accord. Trotz geschwellter Brust nach dem bisher Erreichten wurde auch nach der Sensation gegen Tschechien betont, dass man noch nicht über der Ziellinie, sprich fix für die WM im kommenden Jahr qualifiziert, sei. „Wir haben drei gute Spiele gemacht, im Endeffekt aber noch nichts erreicht. Wir müssen gegen Norwegen genau mit dem gleichen Mindset wie gegen die Topnationen reingehen“, sagte Verteidiger David Maier, einer jener WM-Debütanten, die bisher aufzeigen konnten. Auch Kapitän Thomas Raffl sieht es wie sein junger Teamkollege: „Wir sind auf einem guten Weg, geschafft ist noch nichts.“

Österreichs Asse im Ärmel

Raffl hat jedenfalls eines mit den Norwegern gemein: Auch der 36-jährige Kapitän der Österreicher war beim Sensationserfolg über die Tschechen nur Zaungast. Im Hinblick auf die wichtige Aufgabe am Mittwoch bekam auch der älteste Spieler im Bader-Kader einen zusätzlichen Tag Pause. Torhüter David Kickert wurde wohl ebenfalls für die Norwegen-Partie geschont und dürfte seinen Kollegen Bernhard Starkbaum, der gegen Tschechien zum „Man of the Match“ gekürt wurde, ersetzen.

Da aber auch Kickert bei der knappen Niederlage gegen USA eine Topleistung abgeliefert hat, müssen sich die österreichischen Fans keine Sorgen über einen Leistungsabfall auf der Torhüterposition machen. „Mit Starkbaum und Kickert haben wir zwei Weltklassetorhüter. Ein Wahnsinn, was sie leisten“, sagte auch Stürmer Peter Schneider über die beiden Schlussleute. Die Statistik gibt dem Matchwinner im Shoot-out gegen Tschechien recht: Mit einer gemeinsamen Fangquote von 92,47 Prozent sind Starkbaum und Kickert die Nummer vier bei den Torhütern – und das nach Spielen gegen Schweden, die USA und Tschechien.

Gruppe B in Tampere

Tabelle:
1. Finnland 7 6 0* 1** 0 25:5 19
2. Schweden 7 5 1* 1** 0 27:10 18
3. Tschechien 7 4 0* 1** 2 19:13 13
4. USA 7 3 2* 0** 2 18:12 13
5. Lettland 7 2 1* 0** 4 14:20 8
6. Österreich 7 1 1* 2** 3 16:22 7
7. Norwegen 7 1 1* 0** 5 15:29 5
8. Großbritannien 7 0 0* 1** 6 10:33 1

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale - Gruppenletzter steigt ab

Spielplan:
13.05. USA Lettland 4:1
Finnland Norwegen 5:0
14.05. Österreich Schweden 1:3
Tschechien Großbritannien 5:1
Finnland Lettland 2:1
15.05. Norwegen Großbritannien 4:3 n.P.
Österreich USA 2:3 n.V.
Schweden Tschechien 5:3
16.05. Lettland Norwegen 3:2
Finnland USA 4:1
17.05. Österreich Tschechien 2:1 n.P.
Schweden Großbritannien 6:0
18.05. Österreich Norwegen 3:5
Schweden Finnland 3:2 n.P.
19.05. USA Großbritannien 3:0
Tschechien Lettland 5:1
20.05. Finnland Großbritannien 6:0
Österreich Lettland 3:4 n.P.
21.05. USA Schweden 3:2 n.V.
Österreich Finnland 0:3
Tschechien Norwegen 4:1
22.05. Lettland Großbritannien 4:3
Schweden Norwegen 7:1
23.05. Tschechien USA 1:0
Österreich Großbritannien 5:3
24.05. Schweden Lettland 1:0
USA Norwegen 4:2
Finnland Tschechien 3:0