NBA-Spieler Jakob Pöltl (Spurs)
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NBA

Pöltl hat sich in die Auslage gespielt

Jakob Pöltl ist zurück in seiner Heimat. Einen Monat nach dem Aus im Play-in mit den San Antonio Spurs in der National Basketball Association (NBA) blickte Österreichs Pionier in Wien positiv auf seine persönlich bisher beste Saison zurück, die ihn auch für andere Teams interessant gemacht hat. Der 26-Jährige möchte gerne in Texas bleiben, würde sich aber auch bei einem Trade keine Sorgen machen. „Ich kenne meinen Wert“, sagte der Wiener, der nach vier Jahren Pause vor einem Comeback im Nationalteam steht.

Die im Aufbau befindlichen Spurs mussten sich im April in New Orleans geschlagen geben und verpassten zum dritten Mal in Folge die Play-offs. „Ich weine dem nicht nach“, sagte Pöltl angesprochen auf die noch laufende Postseason, die er aus der Ferne verfolgen muss. Eine Play-off-Teilnahme wäre auch eine sehr positive Überraschung gewesen, weniger überraschend war die Weiterentwicklung des 2,16 Meter großen Centers, der sich auch als Führungsspieler hervortat.

„Ich bin zufrieden mit meiner persönlichen Leistung. Es war wieder ein Schritt in die richtige Richtung, ich möchte mich allerdings auch immer weiter verbessern“, betonte Pöltl, der in seiner sechsten Saison mehrere persönliche Bestmarken aufstellte: 13,5 Punkte, 9,3 Rebounds, 2,8 Assists und 29 Minuten Spielzeit – so gut lief es im Schnitt noch nie. Was seine Zukunft betrifft, sieht sich Pöltl gut aufgestellt. „Ich möchte gerne in San Antonio bleiben, aber auch ein Trade wäre für mich nichts Neues. Ich mache mir keine Sorgen, ich glaube, dass ich mich auch bei anderen Mannschaften in der NBA durchsetzen könnte.“

„Ich war in Trade-Gespräche verwickelt“

Pöltl hat sich in der NBA längst einen Namen gemacht, nur zwei Spieler hatten etwa einen besseren Wert als seine 3,9 Offensiv-Rebounds pro Partie. Mit 1,7 Blocks gehört er in einer anderen Kategorie ebenfalls zu den Top Fünf. „Es gibt genügend Dinge, wo ich mich verbessern kann. Es geht auch darum, flexibler zu werden“, so Pöltl ehrgeizig. Bei den Spurs ist er längst ein wichtiger Bestandteil, seine Stärken haben ihn aber auch interessant für andere Teams gemacht. Im Winter fiel sein Name rund um die Trade-Deadline. „Ich war in Trade-Gespräche verwickelt“, so Pöltl, der mit seinen rund acht Millionen Euro pro Jahr zu den Geringverdienern als Stammkraft auf seiner Position gehört.

NBA-Spieler Jakob Pöltl (Spurs) mit Medienvertretern
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Einmal im Jahr stellt sich Pöltl in Wien den Fragen der österreichischen Medien

Ein Jahr steht Pöltl bei den Spurs noch unter Vertrag, eine vorzeitige Vertragsverlängerung ist in naher Zukunft ebenso möglich wie auch ein neuerlicher Trade, der ihn 2018 von Toronto nach San Antonio führte. „Ich mache mir jetzt darüber noch nicht viele Gedanken“, meinte Pöltl, der spätestens 2023 auch im Salär zulegen wird. Der Wiener fühlt sich in Texas weiterhin rundum wohl, „ich bekomme viele Minuten, das Vertrauen. So spiele ich gerne Basketball. Es geht mir auch nicht darum, noch extra ein paar Millionen herauszukitzeln.“

Wenngleich die aktuelle Phase des fünffmaligen NBA-Champions schöner sein könnte. „Es ist ein üblicher Lauf in der NBA, dass man mal im Mittelfeld ist“, so Pöltl. „Heuer lag der Fokus, das junge Team zu entwickeln und Erfahrung zu sammeln, etwa auch, was das Play-in betrifft.“ Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auch auf den Superstar an der Seitenlinie, Trainerlegende Gregg Popovich. „Ich gehe davon aus, dass er weitermacht, vielleicht noch einige Jahre. Er hat noch die Energie“, sagte Pöltl, der für sich heuer die Golden State Warriors als Favoriten auserkoren hat, über den 73-jährigen Altmeister.

Highlight-Wurf: „Selbst ‚Pop‘ hat einen Witz gemacht“

Am Spaß scheitert es offenkundig nicht. Nach seinem Highlight-Wurf in dieser Saison, ein Halftime-Buzzer-Beater von der Mittellinie, war Pöltl auch in den folgenden Tagen Gesprächsthema in der Kabine der Spurs. „Selbst ‚Pop‘ hat einen Witz gemacht“, lächelte Pöltl, der auch zu scherzen beliebte. „Ich habe gewusst, dass er reingeht.“ Überhaupt stimme die Teamchemie, was einen Verbleib auch attraktiv mache.

Vielleicht gibt es bald österreichischen Zuwachs in der NBA, der Vorarlberger Luka Brajkovic hofft, gedraftet zu werden. „Das Talent hat er“, so Pöltl, der aber weiß, dass es auch „Glück und Vertrauen von einem Team braucht“. In einer anderen US-Sportart gibt es mit Bernhard Raimann im Football-Team der Indianapolis Colts einen Neuzugang. „Es wäre schön, wenn sich auch hier etwas aufbaut.“

Pöltl ist froh, wieder einige Wochen in Österreich zu sein, wenngleich sein Gepäck nach seiner Ankunft am Dienstag noch auf sich warten lässt. Der bescheidende heimische Sportstar ist ohnehin weniger auf Materielles aus. „Freunde und Familie zu sehen ist das Schönste.“ In diesem Jahr steht auch nach zwei Jahren pandemischer Pause das Jakob Pöltl Camp für Acht- bis 14-Jährige wieder auf dem Programm. „Darauf freue ich mich schon sehr, dass das Camp wieder stattfindet. Ich will einfach Spaß mit den Kids haben, ihnen etwas beibringen.“

Nationalteam wahrscheinlicher als Oktoberfest

Freuen darf sich wohl auch der Österreichische Basketballverband (ÖBV) auf eine Rückkehr von Pöltl ins Nationalteam. „Das ist absolut ein Thema.“ Zum Abschluss der ersten Runde der Vorqualifikation zur EM-Endrunde 2025 treffen die ÖBV-Männer in Salzburg noch auf Irland (30. Juni) und Zypern (3. Juli). „Es schaut gut aus“, merkte Pöltl an. Es gebe aber noch Einzelheiten betreffend seiner Versicherung zu klären, die Spurs sowie die NBA haben jedoch ihre Unterstützung zugesichert.

Pöltl will Nationalteam verstärken

Basketballexport Jakob Pöltl befindet sich nach seiner sechsten NBA-Saison derzeit auf Heimatbesuch in Wien. Viel Zeit zum Entspannen bleibt aber nicht, denn Pöltl will nach vier Jahren Pause heuer wieder das Nationalteam verstärken.

Bis dahin trainiert und genießt Pöltl die Zeit in Wien, wo ihn auch immer mehr Leute erkennen. „Jedes Jahr etwas mehr, aber nicht zu vergleichen mit San Antonio.“ Das mache ihm zum einen nichts, zum anderen lägen die sportlichen Prioritäten eben woanders. Pöltl nimmt das gelassen zur Kenntnis, wie auch die Entbehrungen im Laufe einer NBA-Saison. So muss er wegen seiner Entwicklung in Übersee mit einem Vorhaben warten, denn „auf das Oktoberfest wollte ich schon immer“.