Mattias Norstebo (NOR), Peter Schneider (AUT) und Mathias Trettenes (NOR)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Eishockey-WM

Norwegen versetzt Österreich Dämpfer

Einen Tag nach der Sensation gegen Tschechien hat es für Österreich bei der Eishockey-WM in Finnland im ersten von zwei Schlüsselspielen im Kampf um den Klassenerhalt einen Dämpfer gegeben. Die Mannschaft von Teamchef Roger Bader musste sich am Mittwoch Norwegen mit 3:5 (1:1 1:2 1:2) geschlagen geben. Die Österreicher ließen damit die große Chance aus, vorzeitig mit einem Bein in der WM 2023 zu stehen.

Vor 6.137 Zuschauern in der Nokia Arena erwischte Österreich sichtlich von den Strapazen des Vortages gezeichnet im vierten Spiel seinen bisher schwächsten Tag. Dominque Heinrich brachte die Auswahl des Österreichischen Eishockeyverbands (ÖEHV) zwar im Powerplay in Führung, danach gab Baders Auswahl aber das Spiel aus der Hand. Mats Rosseli Olsen (8./SH, 48./PP2), Andreas Martinsen (21.), Martin Roymark (32.) und Martin Rönnild (60./EN) sorgten für drei wichtige Punkte für Norwegen. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Lukas Haudum (27./PP) und der Anschlusstreffer von Peter Schneider kurz vor Schluss (57./PP) waren diesmal zu wenig.

Die Österreicher bleiben trotz der bitteren Niederlage im ersten von zwei wahrscheinlichen Entscheidungsspielen mit drei Punkten auf dem Konto aber weiter voll im Rennen um den Klassenerhalt. Am Donnerstag steht für Baders Auswahl dringend notwendige Regeneration auf dem Programm, ehe am Freitag (19.20 Uhr, live in ORF Sport +) mit Lettland der Auftakt zum nächsten Doppel erfolgt. Nur einen Tag später wartet Gastgeber und Olympiasieger Finnland.

Heinrich sorgt für schnelle Führung

Nach dem überraschenden Punktegewinn gegen die USA und dem sensationellen Sieg über Tschechien gehen die Österreicher durch Dominique Heinrich (7.) im Powerplay in Führung.

„Ich bin mit dem Schluss zufrieden, das letzte Drittel war stark. Wir wären beinahe noch zum Ausgleich gekommen, bevor die Norweger den Empty-Net-Treffer geschossen haben. Wir haben aber Mühe gehabt, ins Spiel einzusteigen“, sagte Teamchef Bader, „es ging ein halbes Spiel lang, bis wir so richtig in die Gänge gekommen sind. Leider hat es zum Schluss nicht mehr gereicht.“

Erwartete Rochaden

Wie erwartet stand diesmal wieder David Kickert im Tor und verschaffte damit Bernhard Starkbaum eine Pause. Sein Clubkollege bei den Vienna Capitals stand Kickert aber als Ersatzmann zur Seite. Thomas Raffl übernahm wieder seine etatmäßige Rolle als Kapitän, nachdem dem 36-Jährigen ein Tag mehr Pause gegönnt worden war. Bei den Norwegern war Mathis Olimb – der gegen die Briten zweimal getroffen hatte – die wichtigste Personalie. Der Routinier konnte entgegen ersten Vermutungen auflaufen.

Auch wenn so manchen österreichischen Fans vielleicht noch die Nachbetrachtung des Erfolges gegen die Tschechen in den Knochen saß, waren die österreichischen Schlachtenbummler bereit für einen weiteren Feiertag. Zwar nutzten schon einige finnische Zuschauer die Nachmittagspartie zum Aufwärmen für den späteren Schlager gegen den Erzrivalen Schweden, trotzdem war noch genug Platz, um eine überdimensionale österreichische Flagge auf der Tribüne auszubreiten.

Wie gewonnen, so zerronnen

Dass es in der Partie um viel ging, war beiden Mannschaften anzumerken. In den ersten Minuten fand das statt, was man im Sportjargon gerne „vorsichtiges Abtasten“ nennt. Die Norweger versuchten, die müden Knochen der Österreicher zwar mit viel Körpereinsatz mürbe zu klopfen, doch die hielten vorerst dagegen. Auch Kickert bestand die erste Bewährungsprobe gegen Mathis Olimb (4.). Eine Strafe gegen das zweite Mitglied der Familie Olimb, Ken Andre, nutzten die Österreicher auch zur Führung. Heinrich hämmerte die Scheibe mit gemessenen 122,7 km/h in den Winkel (7.). Die von den Norwegern gesehene Torhüterbehinderung entpuppte sich nach Videostudium als Sinnestäuschung.

Doch Österreich konnte das neuerliche Powerplay nach der missglückten Challenge nicht nutzen. Ganz im Gegenteil: Ein Missverständnis nutzte Rosseli Olsen zum Konter, die Scheibe flitzte unter Kickert durch, und nur 45 Sekunden nach dem 1:0 war die Partie wieder ausgeglichen. So ganz konnten die Österreicher vor allem die geistige Müdigkeit nach der emotionalen Achterbahnfahrt gegen die Tschechen nicht abschütteln. Anders waren viele Abspielfehler und im Vergleich zu den vorangegangenen Partien relativ viele Strafen nicht zu erklären. Kickert war es zu verdanken, dass es nach 20 Minuten beim 1:1 blieb.

Rosseli Olsen trifft nach Patzer zum Ausgleich

In Unterzahl gelingt den Norwegern nach einer Unachtsamkeit der ÖEHV-Auswahl durch Mats Rosseli Olsen postwendend der Ausgleich zum 1:1.

Norwegen schiebt sich in Führung

55 Sekunden nach Wiederbeginn war es aber mit ausgeglichenen Verhältnissen vorbei. Denn Martinsen bugsierte den Puck aus spitzem Winkel an Kickert vorbei ins Tor. Diesmal hatte Bader mit seinem Einspruch Pech, denn dass Johannes Johannesen beim Schuss halb auf Kickert lag, war einem Rempler eines Österreichers geschuldet. Die Führung der Norweger ging in Ordnung, denn die Skandinavier waren die spielbestimmende Mannschaft. Österreich kam – auch aufgrund längerer Unterzahlphasen – weiter nur schwer in die Gänge.

Bis auf den Schnitzer vor dem 1:1 konnten sich die Österreicher aber sonst auf ihr Powerplay verlassen. Haudum gelang mit einem ansatzlosen Schuss der zweite Treffer in Überzahl (27./PP), auch weil Manuel Ganahl Henrik Haukeland die Sicht verstellt hatte. Zwar bekam die ÖEHV-Truppe wieder etwas Aufwind, doch fünf Minuten später war dieser wieder weggeblasen. Und auch die neuerliche norwegische Führung fiel eher in die Kategorie unglücklich: Denn ein Schuss von Michael Haga wurde zweimal abgefälscht. Weil Roymarks Schläger der letzte war, bekam die norwegische Nummer 22 den Treffer zum 3:2 zugesprochen.

2:2 durch Lukas Haudum

Der KAC-Stürmer trifft im Powerplay punktegenau und bringt Österreich mit Norwegen wieder auf gleich.

Matchstrafe bringt Österreich in Bredouille

Mit der neuerlichen Führung im Rücken nahmen die Skandinavier das Heft nun etwas fester in die Hand. Österreich hielt zwar dagegen, so locker wie noch tags zuvor gegen die Tschechen war man aber aufgrund der kurzen Pause nicht auf den Beinen. Zwar erspielten sich die Österreicher auch ihre Chancen, aber wenn, dann ging der Puck knapp vorbei oder wurde eine Beute von Haukeland. So wie in der 42. Minute, als Nico Feldner nach einem schönen Steilpass alleine am norwegischen Tormann scheiterte.

Vorentscheidung durch Rosseli Olsen

Mit seinem zweiten Treffer bringt Mats Rosseli Olsen Norwegen mit 4:2 in Führung und sorgt so für eine Vorentscheidung.

Nicht einmal eine Minute später brachte Philipp Wimmer sein Team zusätzlich in die Bredouille: Der 21-Jährige, der normalerweise im Salzburger Farmteam in der Alps Hockey League spielt, traf Eirik Salsten mit einem Check unglücklich am Kopf. Das brachte Wimmer eine Matchstrafe und Österreich fünf Minuten Unterzahl. Die konnte Norwegen zwar nicht nutzen, aber die österreichischen Kraftreserven schienen aufgebraucht. Als die Norweger aufgrund einer weiteren Strafe sogar kurzfristig zwei Mann mehr waren, schlug Rosseli Olsen mit seinem zweiten Tor vermeintlich den Deckel drauf (48.).

Schneider sorgt noch einmal für Hoffnung

Mit dem Anschlusstreffer zum 3:4 sorgt Peter Schneider bei den Österreichern kurzfristig noch einem für Hoffnung.

Schneider-Tor bringt noch einmal Hoffnung

Doch wie schon gegen Tschechien gelang es den Österreichern im Finish noch einmal, die letzten Reserven aus sich herauszukitzeln – und sie wurden dafür dank ihrer Powerplaystärke an diesem Nachmittag belohnt. Schneider nutzte in der 57. Minute in Überzahl einen Abpraller aus spitzem Winkel zum Anschlusstreffer. Jetzt war nicht nur die Mannschaft, sondern waren auch die Fans wieder hellwach.

Die Chance auf einen „Lucky Punch“ so wie gegen Tschechien war auf einmal wieder da. Marco Kasper verpasste ihn aus der Drehung nur knapp (58.). Doch anders als gegen den sechsfachen Weltmeister war den Österreichern das Glück diesmal nicht hold. Rönnild sorgte mit einem Schuss ins verwaiste österreichische Tor für die Entscheidung.

Eishockey-A-WM 2022 in Finnland

Mittwoch:

Österreich – Norwegen 3:5

(1:1 1:2 1:2)

Tore: Heinrich (7./PP), Haudum (27./PP), Schneider (57./PP) bzw. Rosseli Olsen (8./SH, 48./PP), Martinsen (21.), Roymark (32.), Ronnild (60./EN)

Norwegen: Haukeland – Johannesen, Lilleberg; Krogdahl, Norstebö; Klavestad, Rokseth; Kaasastul, Geheb – K.A. Olimb, M. Olimb, Rosseli Olsen; Martinsen, Haga, Roymark; Hoff, Trettenes, Jakobsson; Salsten, Brekke, Ronnild

Österreich: Kickert – Maier, Unterweger; Zündel, Heinrich; B. Wolf, Hackl; Brunner, Wimmer – Kasper, Haudum, Lebler; Schneider, Nissner, Th. Raffl; Feldner, Wukovits, Ganahl; Schwinger, Achermann, P. Huber

Strafminuten: 8 + Matchstrafe Wimmer bzw. 14

Gruppe B in Tampere

Tabelle:
1. Finnland 7 6 0* 1** 0 25:5 19
2. Schweden 7 5 1* 1** 0 27:10 18
3. Tschechien 7 4 0* 1** 2 19:13 13
4. USA 7 3 2* 0** 2 18:12 13
5. Lettland 7 2 1* 0** 4 14:20 8
6. Österreich 7 1 1* 2** 3 16:22 7
7. Norwegen 7 1 1* 0** 5 15:29 5
8. Großbritannien 7 0 0* 1** 6 10:33 1

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale - Gruppenletzter steigt ab

Spielplan:
13.05. USA Lettland 4:1
Finnland Norwegen 5:0
14.05. Österreich Schweden 1:3
Tschechien Großbritannien 5:1
Finnland Lettland 2:1
15.05. Norwegen Großbritannien 4:3 n.P.
Österreich USA 2:3 n.V.
Schweden Tschechien 5:3
16.05. Lettland Norwegen 3:2
Finnland USA 4:1
17.05. Österreich Tschechien 2:1 n.P.
Schweden Großbritannien 6:0
18.05. Österreich Norwegen 3:5
Schweden Finnland 3:2 n.P.
19.05. USA Großbritannien 3:0
Tschechien Lettland 5:1
20.05. Finnland Großbritannien 6:0
Österreich Lettland 3:4 n.P.
21.05. USA Schweden 3:2 n.V.
Österreich Finnland 0:3
Tschechien Norwegen 4:1
22.05. Lettland Großbritannien 4:3
Schweden Norwegen 7:1
23.05. Tschechien USA 1:0
Österreich Großbritannien 5:3
24.05. Schweden Lettland 1:0
USA Norwegen 4:2
Finnland Tschechien 3:0