Oliver Glasner
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Europa League

Glasner lässt nach Triumph „die Sau raus“

Nach dem Europa-League-Triumph von Sevilla hat Oliver Glasner in der Nacht auf Donnerstag in lieb gewordener Tradition per „Bauchfleck“ gefeiert, die Tage danach will der Oberösterreicher nun „die Sau rauslassen“. Eintracht Frankfurt mit dem Coach aus Oberösterreich genoss nach dem 5:4 im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers den größten Moment der Clubgeschichte mit den euphorisierten Fans. Für Glasner endete seine erste Saison bei der Eintracht mit internationalen Höhen und nationalen Tiefen im Jubelmeer.

Nach dem Erfolg im Elfmeterschießen gegen den schottischen Club brachen bei den Frankfurtern und ihren Zehntausenden Fans in Sevilla und daheim alle Dämme. „Wir haben immer nach Superlativen gesucht. Aber es gibt einfach kein Wort, um das zu beschreiben“, sagte Torhüter Kevin Trapp, der neben Torschütze Rafael Borre zum zweiten Matchwinner der Hessen wurde. Beim Stand von 1:1 glänzte Trapp kurz vor Ende der Verlängerung mit einer Fußabwehr aus wenigen Metern und parierte im Elferkrimi den Versuch von Aaron Ramsey. Alle anderen neun Schützen verwerteten ihre Versuche.

„Heute werde ich auch einmal die Sau rauslassen. Und morgen auch. Und wahrscheinlich auch übermorgen. Und wenn es nicht mehr geht, werde ich in den wohlverdienten Urlaub gehen“, sagte Glasner nach dem Triumph. Wenn die Mannschaft am Donnerstagabend den Pokal am Frankfurter Römer präsentiert, dürfte die Main-Metropole eine Party bisher unbekannten Ausmaßes erleben. Etwa 100.000 Menschen werden erwartet. Entsprechend groß war auch bei Glasner die Vorfreude: „Die Reise endet nicht hier in Sevilla, sie endet mit unseren Fans am Römer.“

Eintracht Frankfurt holt Europacup-Pokal

Der österreichische Trainer Oliver Glasner triumphierte im Europacup: Seine Mannschaft Eintracht Frankfurt gewann in einem hochspannenden Pokalfinale in Sevilla gegen die Glasgow Rangers im Elfmeterschießen mit 5:4 und holte damit erstmals nach 42 Jahren den Pokal wieder nach Hessen.

Mit dem Erfolg schrieb die Eintracht 42 Jahre nach dem Gewinn des UEFA-Cups Vereinsgeschichte und darf sich nun auch über einen Millionenregen freuen. Nach Platz elf in der abgelaufenen Saison in der deutschen Bundesliga stand für die Frankfurter in Sevilla auch das internationale Geschäft auf dem Spiel. Nun darf der Club als fünfter deutscher Vertreter in der Champions League antreten.

Oliver Glasner mit Mannschaft
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Glasner stemmte nach dem Triumph in Sevilla den Pokal in die Höhe, anschließend begann die Partynacht

„Wird kein Harakiri geben“

Einen Vorgeschmack auf die Königsklasse gibt es schon am 10. August beim Supercup. Dann heißt der Gegner in Helsinki entweder Liverpool oder Real Madrid. Trotz aller Wachstumschancen will sich der Verein aber treu bleiben. „Wir gehen jetzt nicht groß einkaufen, weil wir uns einmal für die Champions League qualifiziert haben“, sagte Eintracht-Präsident Peter Fischer. „In diesem Verein wird es kein Harakiri geben.“

„Die Reise geht weiter in der Champions League“, sagte der verletzte Martin Hinteregger, der die Partie offenbar nervös wie nie als Zuschauer verfolgt hatte. Bei der Siegerehrung durfte der österreichische Internationale ebenso mitfeiern wie Stefan Ilsanker, der im Herbst zwei Kurzeinsätze in der Gruppenphase verbucht hatte. Im Frühjahr war er nicht mehr dabei, sein Vertrag endet.

Martin Hinteregger und Rafael Borre (Frankfurt)
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Hinteregger, der das Finale verletzungsbedingt verpasste, jubelte anschließend mit Torschütze Borre

Scheitern im Vorjahr Grund für Triumph

Alle 13 Bewerbspartien blieb die Eintracht in der Europa League ungeschlagen. Einen Grund für die Erfolge sah Glasner in der verpassten Champions-League-Qualifikation im vergangenen Jahr. „Wisst ihr, wo die Ursache für den heutigen Titel liegt? Im letztjährigen Scheitern an der Qualifikation. Das ist so oft im Leben so. Es gibt Rückschläge und dann zeigt sich, ob du ein Großer bist“, so der 47-Jährige. „Die Mannschaft und der Verein sind zurückgekommen, sind belohnt worden für die Beharrlichkeit. So ist Fußball, so ist das Leben“, fügte Glasner an.

Erst im Sommer hatte der ehemalige LASK-Coach von seinem Landsmann Adi Hütter, der nach Mönchengladbach wechselte, übernommen. Mit nahm Glasner vom VfL Wolfsburg auch seinen „Ko“ Michael Angerschmid, sein zweiter Assistent Ronald Brunmayr kam von Blau Weiß Linz an den Main. Das Trio erlebte zu Beginn schwierige Wochen. Anfang November musste Sportvorstand Markus Krösche seinen Trainer gegen aufkommende Kritik verteidigen. Vom Abstiegskampf war damals die Rede. Etwas mehr als sechs Monate später scheinen dies längst vergangene Misstöne.

Nur einmal verstummte in Sevilla die Unterstützung der Eintracht-Fans. Ein Fan stürzte Medienberichten zufolge während des Finales von der Tribüne. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, soll sich der Anhänger einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen haben und musste am Spielfeldrand minutenlang behandelt werden. Er sollte dem Bericht zufolge noch am Donnerstag nach Frankfurt gebracht und dort operiert werden. Wegen des Vorfalls hatten die Frankfurter Anhänger zwischenzeitlich ihre Unterstützung für ihr Team fast gänzlich eingestellt.

Enttäuschte Rangers

Die Rangers gingen als Geschlagene vom Feld. Nach der Führung durch Joe Aribo sahen die Schotten kurz wie die Sieger aus, dem Sieg im Cup der Cupsieger 1972 sollte jedoch keine weitere Trophäe folgen. „Es ist nie nett zu verlieren. Jedem tut es weh“, sagte Trainer Giovanni van Bronckhorst.

Weh tat den Rangers die von Trapp vereitelte Großchance von Ryan Kent. „Er hat alles getan, was er konnte. Es war eine großartige Parade“, sagte van Bronckhorst. Die Rangers müssen als schottischer Vizemeister nun durch die Mühlen der Qualifikation, um an der Champions League teilzunehmen.