Eishockey-WM

Finnland hat Österreich klar im Griff

Olympiasieger und WM-Gastgeber Finnland hat bei den Titelkämpfen in Tampere gegen Österreich wie erwartet seine Pflicht erfüllt. Die Finnen entschieden am Samstag den Vergleich mit der Mannschaft von Teamchef Roger Bader sicher mit 3:0 (1:0 1:0 1:0) für sich. Die Österreicher verkauften sich trotz klarer Überlegenheit einmal mehr im Turnier teuer. Nach einem Ruhetag am Sonntag wartet am Montag der Showdown gegen Großbritannien (19.20 Uhr, live in ORF Sport +).

Valtteri Filppula (2.), Mikael Granlund (25.) und Toni Rajala (48.) sorgten in der mit 11.573 Zuschauern ausverkauften Nokia Arena für den souveränen Sieg des Gastgebers. Die Österreicher gingen zwar im sechsten Spiel in Tampere erstmals leer aus, zeigten aber trotz der kurzen Pause nach dem Spiel gegen Lettland eine vor allem kämpferisch starke Leistung. Das Ergebnis spiegelte den Einsatz der Österreicher und die starke Leistung von Goalie David Kickert wider, denn die Statistik wies 39:19 Schüsse für Finnland aus.

Für Österreich liegt der Fokus nun auf dem Entscheidungsspiel gegen den Abstieg am Montag gegen Großbritannien. Im Gegensatz zu den Briten kann sich Baders Mannschaft vor dem Showdown erholen. Großbritannien ist am Sonntag (15.20 Uhr) gegen Lettand im Einsatz. Finnland verteidigte mit dem zweiten Shutout in Folge seine Führung in Gruppe B. Zum Abschluss der Vorrunde wartet auf die Hausherren am Dienstag der Schlager gegen Tschechien.

Finnen zu stark für Österreich

Die österreichische Nationalmannschaft hat am Samstag bei der Eishockey-WM ihr vorletztes Gruppenspiel gegen Gastgeber und Olympiasieger Finnland mit 0:3 verloren. Die Finnen waren bereits für das Viertelfinale qualifiziert, Österreich kämpft am Montag in Tampere gegen Großbritannien um den Klassenerhalt.

Torhüter-Rochade wird fortgesetzt

Österreichs Aufgebot hatte im Vergleich zur knappen Niederlage gegen Lettland hohen Wiedererkennungswert. Teamchef Bader schickte mehr oder weniger die gleichen Linien wie keine 24 Stunden davor aufs Eis. Die zwei Ausnahmen: Goalie Bernhard Starkbaum hatte wie erwartet im Hinblick auf die Großbritannien-Partie einen freien Samstag, David Kickert war die Vertretung. Dazu durfte sich auch Dominique Heinrich eine Pause gönnen. „Damit er für das letzte Spiel frisch ist“, sagte Bader im ORF-Interview. Philipp Wimmer benötigte nach seiner Sperre von einem Spiel sowieso Praxis.

Übersicht Halle während des Spiels
GEPA/Daniel Goetzhaber
11.573 Zuschauer sorgten in Tampere für prächtige Stimmung

Obwohl in Tampere wie in den vergangenen vier Tagen Kaiserwetter herrschte, das zu einem Ausflug in die weitläufige Wald- und Seenlandschaft rund um die Stadt einlud, war die Nokia Arena beim vorletzten Auftritt der Gastgeber in der Gruppenphase mehr oder weniger voll. Die österreichischen Schlachtenbummler durchbrachen die blau-weiße Wand auf den Tribünen nur vereinzelt. Gegen Österreich erwarteten sich die Fans ein ähnliches Ergebnis wie tags zuvor gegen die Briten. Ein 6:0 war somit die finnische Vorgabe.

Finnischer Blitzstart

In der Anfangsphase musste man im österreichischen Fanblock weit oben unter den Dachträgern der Arena bereits befürchten, der Wunsch der Finnen würde bereits im ersten Drittel in Erfüllung gehen. Denn auf ein Geduldsspiel wollten sich die Gastgeber offenkundig nicht einlassen. Genau 1:45 Minuten dauerte es daher, bis die Scheibe im Netz zappelte. Filppula, einst eine tragende Säule im Spiel der Detroit Red Wings, hatte sich im Rücken der Abwehr vor das österreichische Tor gestohlen und ließ Kickert keine Chance.

Filppula mit früher Führung

Nach nur 1:45 Minuten traf der frühere Star der Detroit Red Wings zur Führung für die Gastgeber.

In der Folge zeigte sich aber der bei dieser WM schon oft gezeigte Charakter, der in der österreichischen Mannschaft steckt. Denn Rot-Weiß-Rot ließ sich auch von der „kalten Dusche“ nicht aus der Ruhe bringen und blieb weiter ruhig. Finnland gab klar den Ton an und prüfte Kickert aus allen Lagen gezählte 16 Mal, doch Baders Burschen hielten mit vereinten Kräften bis zur Pause dicht – ein Achtungserfolg. Österreichische Torschüsse konnte man aber trotzdem an einer Hand abzählen, es waren auch nur drei der Kategorie harmlos.

Kickert im Dauerstress

Auch den zweiten Abschnitt begannen die Finnen zur Freude ihrer Fans überfallsartig. Und fast hätte sich die Geschichte des Blitzstarts auch wiederholt, doch Harri Pesonen, der von den im Vorwärtsgang befindlichen Österreichern übersehen worden war, brachte die Scheibe zweimal nicht an Kickert vorbei (22.). Keine drei Minuten später war der 28-Jährige, der im zweiten Drittel 15-mal unter Beschuss genommen wurde, jedoch chancenlos. NHL-Superstar Granlund, der vor elf Jahren in Bratislava mit seinem „Lacrosse-Tor“ gegen Russland weltberühmt geworden war, staubte zum 2:0 für die Finnen ab.

Granlund staubt zum 2:0 ab

Der Starspieler der Nashville Predators steht nach einer Kickert-Abwehr goldrichtig und staubt ab.

Die Österreicher blieben trotz des Dauerdrucks überraschend ruhig und konzentriert. Als Finnland etwas den Gasfuß entlastete, nutzte Baders Team die Gelegenheit und erspielte sich Chancen zum Anschlusstreffer durch Geburtstagskind Lukas Haudum (31.) und Benjamin Nissner (32.). Kurz darauf scheiterte Manuel Ganahl bei einem Konter in Unterzahl (33.). Apropos Unterzahl: Fast hätte Österreich den Finnen kurz vor Drittelende noch einen Shorthander mit in die Kabine gegeben. Aber Jussi Olkinuora packte gegen Ali Wukovits praktisch mit der Pausensirene aus.

Finnen spielen Partie heim

Den Anschlusstreffer der Österreicher hätten die Fans in Tampere womöglich als Affront aufgefasst. Zu schmeichelhaft war aus ihrer Sicht das Ergebnis für die klar unterlegenen Gäste. Dank eines groß aufspielenden Kickerts und weiterhin großen Einsatzes hielt Rot-Weiß-Rot den Schaden aber weiter in Grenzen.

Nur bei einem präzisen Schuss von Rajala, der genau die Lücke zwischen Schulter und Querlatte fand, war der österreichische Goalie chancenlos. Dass seinen Vorderleuten für eine Schlussoffensive etwas die Kraft fehlte, war am Ende auch bedeutungslos. Spätestens bei der finnischen Hymne waren die österreichischen Gedanken sowieso schon bei Großbritannien.

Stimmen zum Spiel:

Roger Bader (Teamchef): „0:3 darf man gegen diese Mannschaft schon verlieren, wir haben uns gut verkauft. Im ersten Drittel waren wir zu passiv, wir haben versucht, mehr die Mittelzone zuzumachen, das ist uns nicht so gelungen, wie ich mir das vorgestellt habe. Sie sind mit viel Wucht und Tempo in unsere Zone gekommen, es war nur ein Tor, aber sie hatten zahlreiche Möglichkeiten. Dann haben wir die Trap angepasst, das ging besser, im Schlussdrittel haben wir mehr Forechecking betrieben, das ging noch besser.“

Lukas Haudum (Stürmer): „Die Finnen sind ein unglaubliches Team, von hinten bis vorne, spielen so konstant, so diszipliniert. Egal ob es 0:0 oder 10:0 steht: Sie ziehen ihr Ding durch, das macht sie so extrem stark. Ein 0:3 ist sehr okay, wir haben auch absichtlich sehr passiv gespielt am Anfang, am Schluss haben wir es geändert. Wer weiß, was raus gekommen wäre, hätten wir normal gespielt. Aber Kraft sparen war vielleicht gescheiter.“

Eishockey-A-WM 2022 in Finnland

Samstag:

Finnland – Österreich 3:0

(1:0 1:0 1:0)

Tampere, 11.573 Zuschauer

Tore: Filppula (2.), Granlund (25.), Rajala (48.)

Strafminuten: 2 bzw. 6

Österreich: Kickert – Maier, Unterweger; Zündel, B. Wolf; Hackl, Kirchschläger; Brunner, Wimmer – Kasper, Haudum, Ganahl; Schneider, Nissner, Th. Raffl; Lebler, Wukovits, P. Huber; Schwinger, Achermann, Feldner

Finnland: Olkinuora – Lindell, Othamää, Lehtonen, Hietanen; Heiskanen, Seppälä; Friman, Vatanen – Mänalanen, Björninen, Anttila; Granlund, Manninen, Hartikainen; Rajalaala, Filppula, Sallinen; Pesonen, Lammikko, Armia

Gruppe B in Tampere

Tabelle:
1. Finnland 7 6 0* 1** 0 25:5 19
2. Schweden 7 5 1* 1** 0 27:10 18
3. Tschechien 7 4 0* 1** 2 19:13 13
4. USA 7 3 2* 0** 2 18:12 13
5. Lettland 7 2 1* 0** 4 14:20 8
6. Österreich 7 1 1* 2** 3 16:22 7
7. Norwegen 7 1 1* 0** 5 15:29 5
8. Großbritannien 7 0 0* 1** 6 10:33 1

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale - Gruppenletzter steigt ab

Spielplan:
13.05. USA Lettland 4:1
Finnland Norwegen 5:0
14.05. Österreich Schweden 1:3
Tschechien Großbritannien 5:1
Finnland Lettland 2:1
15.05. Norwegen Großbritannien 4:3 n.P.
Österreich USA 2:3 n.V.
Schweden Tschechien 5:3
16.05. Lettland Norwegen 3:2
Finnland USA 4:1
17.05. Österreich Tschechien 2:1 n.P.
Schweden Großbritannien 6:0
18.05. Österreich Norwegen 3:5
Schweden Finnland 3:2 n.P.
19.05. USA Großbritannien 3:0
Tschechien Lettland 5:1
20.05. Finnland Großbritannien 6:0
Österreich Lettland 3:4 n.P.
21.05. USA Schweden 3:2 n.V.
Österreich Finnland 0:3
Tschechien Norwegen 4:1
22.05. Lettland Großbritannien 4:3
Schweden Norwegen 7:1
23.05. Tschechien USA 1:0
Österreich Großbritannien 5:3
24.05. Schweden Lettland 1:0
USA Norwegen 4:2
Finnland Tschechien 3:0