Alexander Grünwald (Austria Wien) verabschiedet sich von den Fans
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Bundesliga

Austria vor schwieriger Saison

Mit dem 4:2-Heimsieg über Vizemeister Sturm Graz hat die finanziell angeschlagene Wiener Austria am Samstag dank des unerwartet erfolgreichen Endes einer Bundesliga-Saison voller möglicher Fallstricke in den Partymodus geschaltet – und blickt doch einer etwas ungewissen Zukunft entgegen. Auf Lokalrivale Rapid wartet hingegen nach dem 1:2 beim WAC und Platz fünf mit dem Play-off um einen ECL-Quali-Platz eine unfreiwillige Saisonverlängerung.

Denn welche Truppe die erste Europacup-Gruppenphase seit fünf Jahren in Angriff nimmt, ist derzeit nicht abzusehen. „Es wird nicht einfacher werden“, meinte auch Trainer Manfred Schmid. Sicher ist den Wienern, die dank BL-Platz drei im Play-off zur UEFA Europa League ein- und im Falle des dortigen Ausscheidens in die Gruppenphase der Conference League umsteigen, eine Antrittsprämie von rund 3,6 bzw. 2,9 Millionen Euro.

„Natürlich ist das sehr, sehr schön, wenn wir im ersten Jahr sehr viel Geld einspielen können“, freute sich Schmid, dessen Club unter finanziellen Altlasten stöhnt und wohl nicht nur aus reiner Überzeugung verstärkt auf junge Akteure setzte.

Austria sichert sich Platz drei

Die Wiener Austria hat sich den dritten Platz und den damit fixen internationalen Startplatz gesichert. In der letzten Runde besiegten die „Veilchen“ Vizemeister Sturm Graz mit 4:2.

Auch wenn die Mannschaft im Schnitt keine klassisch junge ist und der Beitrag von Routiniers wie den am Samstag teils unter Tränen in die Fußballpension verabschiedeten Alexander Grünwald und Markus Suttner nicht zu unterschätzen ist: Spieler wie Matthias Braunöder (20 Jahre), Eric Martel (20) und Aleksandar Jukic (21) prägten die abgelaufene Saison, auch Leonardo Ivkic, Muharem Huskovic, Noah Ohio und Can Keles zählen zu diesem Kreis.

„Team ist zusammengewachsen“

„Die Entwicklung der jungen Spieler ist überragend“, so Schmid. „Das ganze Team ist zusammengewachsen. Die Spieler sind am Boden geblieben. Ich habe auch einen tollen Eindruck, wie die Spieler miteinander umgehen.“ Als man Mitte September in der 7. Runde als Tabellenletzter beim LASK 2:0 gewonnen hatte, sei ihm klar gewesen, dass sein Team das Potenzial einigermaßen ausreizen würde können. Aber auch, wie man sich mit vier Siegen en suite noch in die Meistergruppe spielte, „hat mich beeindruckt“, erinnerte sich Schmid.

Der Sommer wird wohl einen doch empfindlichen personellen Umbruch bringen. Suttner und Grünwald spielen ab sofort nur noch in der Geschäftsstelle, die Leihen von Mittelfeldmann Martel und Stürmer Ohio enden. Der Bundesliga-Tormann der Saison, Patrick Pentz, wurde zuletzt gerüchteweise mit Schalke 04 in Verbindung gebracht. Und auch Mittelfeldakteur Braunöder, eben zum BL-Newcomer der Saison gekrönt, dürfte einige Angebote auf dem Tisch liegen haben.

„Nächste Saison wird nicht einfacher werden“

„Die nächste Saison wird nicht einfacher werden, wenn man schaut, welche Führungsspieler, welche erfahrenen Spieler weggehen. Und der eine oder andere wird uns noch verlassen. Das ist leider so bei einer finanziellen Situation wie unserer“, gab Schmid zu bedenken. Man sei „natürlich schon in der Planung“, so der 51-Jährige. Das Ziel: „Wir spielen in einer europäischen Gruppenphase. Der Kader muss größer werden, die Kaderqualität muss sich verbessern“, stellte Schmid klar. „Ich habe das (als Kotrainer, Anm.) bei Köln erlebt, als wir in die Gruppenphase gekommen sind. Da hatten wir nur 13, 14 Spieler zur Verfügung und die mussten alle drei, vier Tage spielen. Das wird wahrscheinlich nicht funktionieren, deswegen bin ich vorgewarnt.“

„Ganz, ganz dringenden“ Bedarf sah er in der Offensive. „Wir hatten unzählige Chancen in dieser Saison, da können wir uns klar verbessern.“ Sicher sei aber nur eines: „Ich kann nur versprechen, dass die Jungs noch fitter werden“, so Schmid. „Wir werden uns aber auch im nächsten Jahr hohe Ziele setzen.“

Auch Sturm konzentriert sich auf nächste Aufgaben

Aufseiten des Vizemeisters war die Freude „natürlich ein bisschen getrübt“, wie Trainer Christian Ilzer betonte. „Wir wollten die Spannung hochhalten. Im Moment schmerzt das ein bisschen. Es ist aber auch menschlich, dass man in gewissen Bereichen dann nicht mehr dieses Level erreicht.“

Trainer Christian Ilzer (Sturm Graz)
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Sturm-Trainer Ilzer will in Zukunft den Abstand zu Salzburg weiter verringern

Sturm wird es verkraften können, die nächsten Aufgaben warten. Die Champions-League-Qualifikation etwa oder das Ziel, näher an Salzburg heranzuschnuppern. „Wir haben in dieser Saison ein hervorragendes Teamwork gehabt, enorme Laufbereitschaft. Wir müssen schauen, dass wir diese Grundlagen wieder schnell erreichen“, sagte Ilzer. „Und dann auf der Spitze mit qualitativen Fortschritten in allen Phasen noch zulegen können, um vielleicht den Abstand zu Salzburg zu verringern.“

Rapid muss Überstunden einlegen

Auf Rapid wartet hingegen eine unfreiwillige Saisonverlängerung. Die Hütteldorfer schlossen die Meistergruppe am Samstag durch eine 1:2-Niederlage beim WAC nur als Fünfter ab und müssen damit gegen den Sieger des Duells zwischen der WSG Tirol und dem LASK um einen Platz in der zweiten Runde der Conference-League-Qualifikation kämpfen.

Trainer Ferdinand Feldhofer (Rapid)
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Rapid-Trainer Feldhofer war verärgert und ratlos

Vor der Partie im Lavanttal lebte für Grün-Weiß noch die Chance auf Endrang drei und die fixe Teilnahme an einer Europacup-Gruppenphase, nun droht sogar erstmals seit 2019/20 eine Saison ohne internationalen Startplatz. Dabei schien Rapid lange auf Platz-vier-Kurs, führte 1:0 und erarbeitete sich Chancen auf weitere Treffer. Dann aber kippte das Match praktisch aus dem Nichts durch einen Wolfsberger Doppelschlag zu Beginn der Rapid-Viertelstunde.

Feldhofer ratlos

Trainer Ferdinand Feldhofer zeigte sich an seiner alten Wirkungsstätte ratlos. „Eigentlich unglaublich, wie man so ein Spiel verlieren kann. Es war irgendwie ein Selbstfaller, der uns nicht zum ersten Mal passiert ist“, sagte der Steirer im Sky-Interview. Man habe über drei Viertel der Spielzeit „hervorragend agiert“, allerdings die Effizienz vermissen lassen. Die Gegentore seien unerklärlich und aus heiterem Himmel gefallen, so Feldhofer. „Wir hatten viele Möglichkeiten und haben gefühlt gar nichts zugelassen.“

Rapids Torschütze Marco Grüll wollte die neunte Niederlage im 18. Ligaauftritt in Wolfsberg nicht allein auf Zufall und Pech zurückführen. „Es war genau das Gleiche wie in vielen Partien zuvor. Wir führen, haben Chancen, erwecken den Gegner zum Leben und stehen wieder mit leeren Händen da. Wenn das einmal passiert, okay, aber wenn man es zehnmal in einer Saison verbockt, muss es etwas mit Qualität zu tun haben“, meinte der Offensivspieler.

Ein Verpassen des Europacups hätte für die in wirtschaftlicher Hinsicht ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Rapidler unliebsame Folgen – dringend benötigte Verstärkungen wären noch schwieriger zu finanzieren. Dennoch beteuerte Sportgeschäftsführer Zoran Barisic, man werde im anstehenden Transfermarkt auf jeden Fall in der Offensive tätig werden.