Real-Spieler jubeln mit CL-Pokal
APA/AFP/Javier Soriano
Champions League

Real Madrid schnappt sich den Pokal

Chaos vor dem Anpfiff, ein überragender Thibaut Courtois und das entscheidende Tor von Vinicius Junior waren am Samstag die Hauptdarsteller des Finales der UEFA Champions League vor 75.000 Zuschauern im Stade de France von Paris. 1:0 gewann Real Madrid mit David Alaba das Endspiel gegen vergeblich anstürmende Liverpooler und krönte sich zum 14. Mal zum Sieger in der Meisterklasse.

ÖFB-Star Alaba, der in der Verteidigung zwar laufend beschäftigt war, sich aber keinen Fehler erlaubte, darf sich damit zum dritten Mal nach 2013 und 2020 und gleich in seiner ersten Saison mit Real Champions-League-Sieger nennen. Real-Coach Carlo Ancelotti feierte seinen vierten Titel und ist damit erfolgreichster Trainer in der Champions League. Der 14. Titel für das „Weiße Ballett“ ist überhaupt die absolute Bestmarke.

Zu verdanken hatten die Spanier ihren Erfolg einerseits Vinicius Junior, der in der 59. Minute einen Konter eiskalt zum einzigen Treffer der Partie abschloss, aber noch viel mehr ihrem Torhüter Courtois. Der Belgier hielt, was zu halten war, und noch mehr. Er war an diesem Abend für Mohamed Salah, Sadio Mane und Co. nicht zu bezwingen.

ZIB 9:00 mit Champions League (ab 1:40 Minuten)

Real Madrid hat zum bereits 14. Mal die Königsklasse des Fußballs für sich entschieden. Spaniens Meister feierte im Champions-League-Finale im Stade de France bei Paris gegen Liverpool einen 1:0-Erfolg. ÖFB-Star David Alaba durfte den Pokal nach 2013 und 2020 (jeweils mit FC Bayern) zum dritten Mal in die Höhe stemmen.

Chaos vor dem Anpfiff

Nicht so gut aufgestellt wie die Real-Abwehr waren jedoch die Organisatoren des aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine von St. Petersburg nach Paris verlegten Finales. Vor dem Endspiel kam es zu Tumulten und Chaos im und um das Stadion.

Das Finale im Stade de France wurde daher erst mit 37-minütiger Verspätung angepfiffen. Laut diversen Berichten gab es Probleme, weil Liverpool-Fans nicht rechtzeitig ins Stadion kamen und andere sich ohne Ticket Zutritt zum Stadion verschafft hatten. Laut UEFA blockierten jedoch zahlreiche englische Fans mit gefälschten Tickets die Zugänge und sorgten so für die Verzögerungen beim Einlass.

Fans vor dem Stadion
AP/Christophe Ena
Die Vorkommnisse vor der Partie, als wieder Fans ohne Tickets ins Stadion gelangten, werden noch für Diskussionen sorgen

Ähnliche Vorfälle gab es zuletzt bei der EM 2021 in London beim Finalspiel zwischen Italien und England. Videos in sozialen Netzwerken zeigten, wie Fans mit Liverpool-Trikots die meterhohen Zäune rund um die Arena überkletterten. Sogar Tränengas kam zum Einsatz, da englische Anhänger über den Presseeingang ins Stadion gelangt waren.

Die Kritik von Fans, angeblich wurden Hunderte von ihnen trotz Karte nicht eingelassen, und Experten ging in Richtung der Pariser Polizei und der UEFA. Nach der mittlerweile obligatorischen, aber kurzen und bunten Showeinlage durch die kubanische Sängerin Camila Cabello wurde dann auch Fußball gespielt. Beide Teams gingen in Bestbesetzung in die Partie, Alaba bestritt sein bereits 103. Match in der Meisterklasse.

Real hält sich zurück, Liverpool nicht

Die ersten Minuten waren ausgeglichen, Liverpool war jedoch bemüht, das Spiel zu machen, Real war noch in abwartender Position. Eine Taktik, die die Spanier in dieser Saison schon öfter gezeigt hatten, um dann in den Schlussminuten aufzudrehen. Mohamed Salah hatte in der 16. Minute die erste Torchance, als der den Ball vom Fünfer beinahe an Courtois vorbeibugsiert hätte. Es war ein erstes Aufflackern der Offensivkraft der „Reds“.

Sadio Mane
AP/Kirsty Wigglesworth
Sadio Manes (l.) Schuss in der 21. Minute traf die Stange, Alaba (r.) konnte dabei nur zuschauen

Weitere Torschüsse von Thiago und Salah in den nächsten Minuten folgten. Noch größer war die Chance auf das erste Tor in der 21. Minute, als Mane die Real-Verteidiger inklusive Alaba narrte und sein Schuss an die Stange klatschte. Courtois hatte dabei noch die Finger im Spiel. Die Mannschaft von Jürgen Klopp war nicht zu bremsen und drängte auf den Führungstreffer, von Real war offensiv so gut wie nichts zu sehen, vereinzelte Versuche wurden von der Liverpooler Defensive im Ansatz zunichtegemacht.

Verwirrung vor der Pause

Doch so wie zu Beginn die Fans für Chaos und Verwirrung gesorgt hatten, verzögerten zu Ende der ersten Halbzeit Schiedsrichter Clement Turpin und sein Team die Partie. Entgegen dem Spielverlauf hatte Karim Benzema seine erste Toraktion zu einem vermeintlichen Treffer gemacht, doch war der 15-fache CL-Torschütze dabei zuvor im Abseits.

Karim Benzema
Reuters/Lee Smith
Was zunächst nach einer klaren Abseitsstellung von Benzema (M.) aussah, sorgte für eine längere Spielunterbrechung

Ob der Ball allerdings zum Franzosen von einem Mit- oder doch einem Gegenspieler gekommen war, sorgte für eine längere Analyse der Videocrew. Am Ende war es kein Tor. Der Ball war zwar vom Knie Fabinhos zu Benzema geprallt, aber nach Ansicht des VAR eben ohne Absicht, die in diesem Fall dann entscheidend ist. Unter dem Strich der ersten Hälfte blieb jedenfalls die Erkenntnis, dass die Offensivbemühungen von Real Madrid nicht finalwürdig waren.

Vinicius Junior trifft, Courtois hält

Auch in den ersten Minuten nach der Pause änderte sich die Charakteristik des Spieles nicht, außer dass die „Reds“ noch bissiger und angriffslustiger schienen. Doch es gibt Fußballweisheiten, die werden nicht alt: Tore, die man nicht schießt, bekommt man.

Vinicius Junior trifft
Reuters/Gonzalo Fuentes
Der entscheidende Moment, als Vinicius Junior die einzige Unachtsamkeit der Liverpool-Abwehr ausnutzte

Das musste auch Liverpool erkennen, als Vinicius Junior auf der linken Seite völlig unbehelligt über den halben Platz lief und in der 59. Minute die scharfe Vorlage von Federico Valverde von rechts in aller Ruhe zum 1:0 über die Linie schoss. Kurz darauf war es einmal mehr Courtois, der Real vor einem Treffer bewahrte, als er sich bei einem gut angetragenen Schuss von Salah lang machte, ebenso in der 69. Minute mit einer Fußabwehr gegen Salah.

Liverpool findet keine Lücke

Angeführt vom scheinbar unüberwindbaren Courtois steigerte sich Real und Liverpool fiel zurück. Acht Spiele mehr als die Spanier hatten die Engländer in dieser Saison bestritten, doch Liverpool verlor nur drei seiner bisher 62 Matches. Real hatte allein vier von zwölf CL-Partien verloren, doch im Finale sah es nicht danach aus.

Klopp brachte Diogo Jota statt Luis Diaz, den Ex-Salzburger Naby Keita anstelle von Jordan Henderson und Roberto Firmino ersetzte Thiago. Liverpool drängte weiter, die Versuche wurden jedoch zusehends hektischer. Courtois (82. Glanztat gegen Salah) und die Real-Verteidigung waren nicht zu bezwingen, keine Lücke tat sich auf.

Die Torschussstatistik von 24:4 zugunsten der „Reds“ war am Ende erdrückender Beweis ihrer mangelnden Effizienz. So jubelte Real mit Alaba nach knappen Siegen gegen Titelverteidiger Chelsea, Paris Saint-Germain und Favorit Manchester City schließlich auch im Finale über einen Erfolg gegen Liverpool.

Stimmen zum Spiel:

David Alaba (Real-Abwehrspieler): „Ich bin über-überglücklich. Natürlich kommt man her mit dem Traum, die Champions League zu gewinnen, dann erreichst du das heute, das ist schon wirklich unglaublich. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Der Glaube, den wir diese Saison haben, ist unglaublich. Wir werden nicht nervös, wir glauben an unsere Stärken, dann schlagen wir zu.“

Carlo Ancelotti (Real-Trainer): „Ich kann es einfach nicht glauben. Es war ein schwieriges Spiel, wir haben in der ersten Hälfte sehr gelitten, aber am Ende, wenn man auf all die Spiele in dieser Saison schaut, glaube ich, dass wir es uns verdient haben, den Bewerb zu gewinnen. Es ist ein fantastischer Club und ein Team mit einer enorm großen Qualität und starkem mentalen Charakter.“

Thibaut Courtois (Real-Tormann): „Es war nötig, dass ich ein Finale in meiner Karriere gewinne. Ich bin richtig glücklich und stolz auf die Leistung der Mannschaft. Wir haben die besten Clubs der Welt geschlagen. Manchester City und Liverpool waren unglaublich in dieser Saison. Liverpool hat auch heute ein großartiges Match gespielt, aber wir hatten eine Chance und haben das entscheidende Tor gemacht.“

Jürgen Klopp (Liverpool-Trainer): „Das ist für die Jungs natürlich jetzt brutal schwer. Wenn der Torwart ‚Man of the Match‘ (Real-Torhüter Courtois, Anm.) ist, weißt du, das irgendwas scheiße gelaufen ist. Ich sehe schon, dass wir eine geile Saison gespielt haben, bei den Jungs dauert es noch ein wenig. Morgen feiern wir in Liverpool zwei Trophäen. Wir haben ein außergewöhnliches Jahr gespielt, das ist in dem Moment natürlich völlig wurscht.“

Champions League, Finale

Samstag:

Liverpool – Real Madrid 0:1 (0:0)

Saint-Denis, Stade de France, 75.000, SR Turpin (FRA)

Tor: 0:1 (59.) Vinicius Junior

Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, Van Dijk, Konate, Robertson – Fabinho, Thiago (77./Firmino), Henderson (77./Keita) – Luis Diaz (65./Diogo Jota), Mane, Salah

Real Madrid: Courtois – Carvajal, Eder Militao, Alaba, Mendy – Valverde (86./Camavinga), Casemiro, Kroos, Modric (90./Ceballos) – Benzema, Vinicius Junior (93./Rodrygo)

Gelbe Karte: Fabinho

Die Besten: Mane, Henderson, Salah bzw. Courtois, Alaba, Vinicius Junior