Jai Hindley
Reuters/Jennifer Lorenzini
Radsport

Hindley schreibt mit Giro-Sieg Geschichte

Jai Hindley hat sich den Sieg beim Giro d’Italia im abschließenden Zeitfahren nicht mehr nehmen lassen. Der 26-Jährige behauptete seine am Vortag übernommene Führung am Sonntag in Verona über 17 Kilometer vor Olympiasieger Richard Carapaz (Ineos) souverän. Damit gewann die Italien-Rundfahrt bei der 105. Auflage erstmals ein Australier. Zudem sorgte Hindley für den ersten Erfolg des deutschen Bora-Teams bei einer Grand Tour.

Vor zwei Jahren war Hindley im Sunweb-Dress am letzten Tag noch hinter den zuvor zeitgleichen Tao Geoghegan Hart zurückgefallen. Diesmal ließ er im Zeitfahren – das der Italiener Matteo Sobrero für sich entschied – aber nichts mehr anbrennen. Hindley war am 29. Geburtstag von Carapaz nur einige Sekunden langsamer als der Ecuadorianer, im Endklassement lag der Australier ungefährdet 1:18 Minuten vor dem Giro-Gewinner von 2019.

„Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, unglaublich. Ich bin wirklich stolz, dass ich das als erster Australier geschafft habe“, betonte Hindley und war froh, dass sich die Ereignisse von 2020 nicht wiederholt hatten. „Ich hatte schon im Hinterkopf, was damals war, ich habe natürlich gehofft, dass das nicht mehr passiert, und alles gegeben“, sagte der nach dem Zieleinlauf erstmals seit drei Jahren mit seiner Familie vereinte Australier.

Umsturz auf vorletzter Etappe

Bis zum Samstag hatte sich Hindley mit dem Olympiasieger ein enges Duell geliefert. Der knapp führende Ineos-Fahrer brach auf der vorletzten Etappe zur Bergankunft am Fedaia-Pass aber ein und fiel deutlich hinter den angreifenden Hindley zurück. Andere Sieganwärter wie der zweifache Etappengewinner Simon Yates, Romain Bardet und Tom Dumoulin schieden vorzeitig verletzt oder erkrankt aus. Ein Gesamtsieg blieb einmal mehr auch dem drittplatzierten Spanier Mikel Landa (Bahrain) verwehrt. Als bester Italiener landete mit bereits großem Rückstand der nach dieser Saison abtretende Vincenzo Nibali (Astana) auf Rang vier. Der Sizilianer hatte 2016 für den bis dato letzten Heimerfolg gesorgt.

Gamper brilliert als Helfer

Anteil am Triumph von Bora-Neuzugang Hindley, der die Blockhaus-Etappe gewann, hatte als Helfer sein österreichischer Teamkollege Patrick Gamper. Wichtige Stützen des Siegers in den Bergen waren seine Kokapitäne Wilco Kelderman und Emanuel Buchmann sowie Lennard Kämna. Während Kämna die vierte Etappe zum Ätna gewann, endeten bereits dort die Hoffnungen im Gesamtklassement von Felix Gall. Der Osttiroler hatte sich nach starken Vorleistungen bei seiner ersten Grand Tour Chancen auf einen Top-15-Platz ausgerechnet.

Im weiteren Verlauf zeigte sich Gall auf einzelnen Etappen aber wieder vorne, als bestes Tagesergebnis schaute für den AG2R-Fahrer ein elfter Rang heraus, im Endklassement wurde er 50. „Ich habe mir schon ein bisschen mehr erhofft, aber es war trotzdem eine gute Erfahrung und ein besonderes Erlebnis. Das wird mich mit Sicherheit weiterbringen“, sagte Gall und berichtete von drei sehr harten Wochen. „Es waren wenige Tage dabei, wo ich mich gut gefühlt habe, wo ich mein normales Level habe abrufen können.“ . Das rot-weiß-rote Topresultat lieferte Tobias Bayer (Alpecin) mit Rang sechs am drittletzten Tag ab.

105. Giro d’Italia

21. Etappe

Verona - Verona, 17,4 km (EZF):
1. Matteo Sobrero ITA 22:214
2. Thymen Arensman NED + 0:23
3. Mathieu Van der Poel NED 0:40
4. Bauke Mollema NED 1:08
5. Ben Tulett GBR 1:12
6. Mauro Schmid SUI 1:17
7. Magnus Cort DEN 1:18
8. Tobias Foss NOR 1:19
9. Michael Hepburn AUS 1:24
10. Richard Carapaz COL -"-
15. Jai Hindley AUS 1:31
53. Tobias Bayer AUT 2:40
55. Felix Gall AUT 2:41
123. Patrick Gamper AUT 4:08
144. Matthias Brändle AUT 5:04

Gesamtwertung

Endstand nach 21 Etappen:
1. Jai Hindley AUS 86:31:14
2. Richard Carapaz ECU + 1:18
3. Mikel Landa ESP 3:24
4. Vincenzo Nibali ITA 9:02
5. Pello Bilbao ESP 9:14
6. Jan Hirt CZE 9:28
7. Emanuel Buchmann GER 13:19
8. Domenico Pozzovivo ITA 17:29
9. Hugh John Carthy GBR 17:54
10. Juan Pedro Lopez ESP 18:40
50. Felix Gall AUT 2:58:05
100. Tobias Bayer AUT 4:57:16
108. Patrick Gamper AUT 5:13:44
147. Matthias Brändle AUT 6:52:52