Eishockey-WM

Finnland nach Krimi neuer Weltmeister

Olympiasieger Finnland hat sich im eigenen Land spektakulär zum neuen Weltmeister gekürt. Am Sonntagabend rang das finnische Kollektiv in Tampere den 27-fachen Champion Kanada mit 4:3 (0:0 0:1 3:2) nach Verlängerung nieder. Die Bronzemedaille ging an Tschechien.

Nach einem dramatischen Schlussdrittel, in dem sich die Kanadier erst durch zwei Treffer von Zach Whitecloud (58. Minute) und Max Comtois (59.) kurz vor dem Ende in die Overtime retteten, besorgte Sakari Manninen in der 67. Minute vor 11.487 begeisterten Fans in Tampere den vierten finnischen WM-Titel nach 1995, 2011 und 2019.

Zuvor hatte der Olympiasieger nach einem Doppelpack von NHL-Star Mikael Granlund (45./46.) sowie einem weiteren Treffer von Joel Armia (55.) bis 132 Sekunden vor dem Ende schon wie der Sieger ausgesehen. Dylan Cozens (24.) hatte Kanada in Führung geschossen. Am Ende gelang die erfolgreiche finnische Revanche für die Finalniederlage im vergangenen Jahr in Riga aber erst im Nachsitzen.

Comtois gleicht für Kanada aus

Kurz vor Schluss brachte Comtois nach schöner Kombination Kanada doch in die Verlängerung.

Zwei Goldmedaillen in einem Jahr

Die Finnen wiederholten damit das bis Sonntag einmalige Kunststück Schwedens aus dem Jahr 2006, nach dem Olympiasieg auch Weltmeister zu werden. Überhaupt war es für den nun vierfachen Weltmeister die erste WM-Medaille bei einem Heimturnier. Zuvor hatte Tschechien dank eines furiosen 8:4 (1:3 1:0 6:1) gegen die USA im Spiel um Bronze die erste WM-Medaille seit zehn Jahren gewonnen.

Das Finale aber hieß bereits zum vierten Mal bei den vergangenen sechs WM-Turnieren Finnland gegen Kanada. Die Finnen hatten auch 2019 in Bratislava gegen das Eishockeymutterland triumphiert. Kanada verpasste es damit auch, sich zum alleinigen Rekordweltmeister zu machen. Russland, das ebenfalls bei 27 WM-Titeln hält, war zusammen mit Belarus wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine vom WM-Turnier ausgeschlossen worden.

Hochdramatische Schlussphase

Im Finale waren die Kanadier zunächst überlegen mit ihrem schnörkellosen und aggressiven Spiel. Das wurde aber erst im Mittelabschnitt in Überzahl belohnt. Cozens erzielte sein siebentes Turniertor und wurde damit zusammen mit seinem Landsmann Pierre-Luc Dubois und dem Tschechen David Pastrnak WM-Torschützenkönig.

Cozens trifft zum 1:0 für Kanada

Der Torjäger des Turniers nutzte die erste Überzahl zur Führung.

Im Schlussdrittel wurde es dramatisch. Bei Granlunds Ausgleich zum 1:1 verletzte sich der bis dahin starke kanadische Keeper Chris Driedger. Bis auf 3:1 zogen die Finnen davon, doch Kanada kam mit Willenskraft zurück. In der Verlängerung entschied eine Überzahlsituation schließlich das Finale.

Granlund bringt Finnen in Führung

Mit einem perfekten Schuss schoss der Star der Nashville Predators die Finnen erstmals im Finale in Führung.

Tschechien jubelt über Bronze

Im kleinen Finale lag Tschechien gegen die USA bereits mit 1:3 zurück, drehte aber mit drei Toren zu Beginn des Schlussdrittels die Partie. Die US-Amerikaner lagen nach dem ersten Drittel dank Treffern von Karson Kuhlman (10., 20./SH) und Adam Gaudette (13./PP) bzw. eines Gegentreffers von Jiri Cernoch (16.) 3:1 voran. Nach dem Anschlusstreffer von Jiri Smejkal (33.) fiel die Entscheidung in den ersten Minuten des Schlussdrittels.

Tschechen drehen Bronze-Partie gegen USA

Mit einem furiosen Schlussdrittel sicherte sich Tschechien den dritten Platz.

NHL-Star David Pastrnak (41., 44.) und Kapitän Roman Cervenka (43.), der vor dem Finale die Punktewertung mit fünf Toren und zwölf Assists anführte, sorgten mit drei Toren innerhalb von 2:46 Minuten für die Wende. David Kampf mit einem Doppelpack (55./SH, 59./EN) und Pastrnak mit seinem dritten Tor (60./PP) fixierten im Finish den Sieg.

Eishockey-WM 2022 in Finnland

Finale:
29.05. Finnland Kanada 4:3 n.V.
Spiel um Platz drei:
29.05. Tschechien USA 8:4
Halbfinale:
28.05. Finnland USA 4:3
Kanada Tschechien 6:1
Viertelfinale:
26.05. Tschechien Deutschland 4:1
Kanada Schweden 4:3 n.V.
USA Schweiz 3:0
Finnland Slowakei 4:2