Rafael Nadal
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French Open

„Super Mardi“ bringt zwei Schlagerspiele

Der „Super Mardi“ (deutsch „Super-Dienstag“) bei den French Open bringt zwei Schlagerspiele als Viertelfinal-Partien. Das mit großer Spannung erwartete Gigantenduell zwischen den beiden Superstars der Szene, Novak Djokovic aus Serbien und Rafael Nadal aus Spanien, findet in Paris in einer Night Session statt. Zuvor bestreiten der deutsche Olympiasieger Alexander Zverev und das spanische „Wunderkind“ Carlos Alcaraz das Viertelfinale. Viele Diskussionen gab es derweil über die Ansetzungen in Paris.

Das Duell der Superstars Djokovic und Nadal geht zum 59. Mal über die Bühne. Dabei konnte der Serbe bisher 30 Partien für sich entscheiden. Auf Grand-Slam-Ebene spricht die Statistik allerdings für Nadal: Von 17 Major-Duellen gewann der Spanier zehn. Nadals Bilanz gegen Djokovic auf Sand ist mit 19:8 ebenfalls klar positiv, insbesondere in Paris, wo der Spanier sieben von neun Matches für sich entscheiden konnte.

Doch für Djokovic spricht, dass der Weltranglistenerste und Titelverteidiger bisher mit bedeutend weniger Kraftaufwand durchs Turnier kam. In allen vier Partien blieb er ohne Satzverlust, nur einmal, in der zweiten Runde gegen den Slowaken Alex Molcan, gab er in einem Satz mehr als drei Games ab. „Roland Garros ist immer auch ein physischer Kampf“, weiß Djokovic.

Novak Djokovic
AFP/Julien De Rosa
Djokovic gab bei den French Open bisher noch keinen Satz ab

Nadal kann seine Zuversicht in Paris vor allem daraus schöpfen, dass ihn auf Sand und im Westen von Paris so leicht keiner bezwingt. Seine unglaubliche Bilanz am Bois de Boulogne steht bei 109 Siegen und drei Niederlagen. Für zwei der drei Niederlagen sorgte Djokovic selbst, zuletzt bezwang er Nadal im Halbfinale des Vorjahres in vier Sätzen.

Zudem ist Djokovic in Paris weiter davon angetrieben, als der Spieler mit den meisten Grand-Slam-Titeln in die Geschichte einzugehen. Doch seit den Australian Open Ende Jänner liegt Nadal in diesem Ranking mit 21 Triumphen einen Titel vor Djokovic, der die Querelen rund um seine erzwungene Ausreise aus Australien wegen der fehlenden Coronavirus-Impfung aber abgeschüttelt zu haben scheint. Denn bei den French Open beeindruckt er mit einer scheinbar unerschütterlichen Dominanz.

Nadal deutet Karriereende an

Allerdings weiß auch Djokovic, was auf ihn zukommt. „Es ist die größte Herausforderung, die du hier in Roland Garros haben kannst“, sagte der Weltranglistenerste aus Serbien über das Duell mit Nadal. Der 13-malige Paris-Champion spielt jedoch mit dauerhaften Schmerzen am Fuß. „Vor zweieinhalb Wochen wusste ich noch gar nicht, ob ich hier überhaupt spielen kann“, gab Nadal zu.

„Ich gehe jedes Spiel so an, als könnte es das letzte in meiner Karriere in Paris sein“, so der Mallorquiner, der nach seinem hart erkämpften Fünfsatzsieg im Achtelfinale gegen Felix Auger-Aliassime über 4:21 Stunden auch sein Karriereende andeutete. „Das wird vielleicht mein letztes Match in Roland Garros, und ich würde dieses gerne am Tag spielen“, sagte der am Freitag 36 Jahre alt werdende Spanier mit Blick auf das Gigantentreffen mit Djokovic.

Rafael Nadal
Reuters/Dylan Martinez
Der 13-fache French-Open-Sieger Nadal könnte sich auf seiner Abschiedstour befinden

Nun, Nadals vielleicht letzter Wunsch am Ort seiner größten Triumphe wurde nicht erhört. Wie erwartet wurde die Partie am Abend angesetzt. Und dadurch sieht sich der 13-fache Roland-Garros-Sieger im Nachteil, wie er deutlich machte: „Ich spiele nicht gerne nachts auf Sand. Die Luftfeuchtigkeit ist höher, der Ball ist langsamer und die Bedingungen können sehr, sehr ‚heavy‘ sein, besonders wenn es kalt ist.“

Die für Nadal einschneidendste Auswirkung am Abend ist, dass sein extremer Topspin einen Teil der Wirkung verliert. Dessen ist sich natürlich Djokovic bewusst. Auf die Frage, ob er lieber am Tag oder am Abend spielen würde, meinte der Serbe: „Ich kann nur sagen, dass Rafa und ich unterschiedliche Anträge stellen würden.“

„Wunderkind“ fordert Olympiasieger

Der Sieger des Topduells trifft dann im Halbfinale auf Olympiasieger Zverev oder auf Jungstar Alcaraz. Das spanische „Wunderkind“ begeisterte im Achtelfinale erneut die Tenniswelt: Mit einer Demonstration der Stärke bewies der 19-Jährige seine Ambitionen auf den French-Open-Titel und lieferte den bisher spektakulärsten Schlag des Turniers gleich noch mit. Mit einem durch die eigenen Beine gespielten Lob verdutzte der Jungstar nicht nur seinen russischen Gegner Karen Chatschanow, sondern auch die Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier und vor den Fernsehgeräten weltweit.

„Er ist im Moment der beste Tennisspieler der Welt“, hatte Zverev bereits zuvor über Alcaraz gesagt, der nun seit 14 Spielen ungeschlagen und der neue Superstar der Szene ist. Zverev ist es ein Dorn im Auge, dass der sechs Jahre jüngere Spanier sportlich drauf und dran ist, an ihm vorbeizuziehen – wenn er es nicht schon längst ist.

Alcaraz geht als Favorit in die Partie

Denn zwischen den Auftritten von Alcaraz und Zverev liegen in der französischen Hauptstadt bisher Welten. Einzige Parallele ist, dass beide in der zweiten Runde über fünf Sätze gehen und einen Matchball abwehren mussten. Ansonsten tritt Alcaraz mit einer für sein Alter bemerkenswerten Reife und Dominanz auf, während sich Zverev irgendwie immer noch suchend auf dem roten Sand im Stade Roland Garros bewegt.

Carlos Alcaraz und Alexander Zverev
AFP/Oscar Del Pozo
Im Finale beim Masters-1000-Turnier in Madrid gewann Alcaraz (links im Bild) klar mit 6:3 6:1 gegen Zverev

Gegen den spanischen Qualifikanten Bernabe Zapata Miralles leistete sich Zverev im Achtelfinale 64 vermeidbare Fehler. Eine ähnliche Performance gegen Alcaraz, und das Viertelfinale am Dienstag dürfte schnell vorbei sein. Wie das Finale von Madrid vor einem Monat, das Alcaraz in etwas mehr als einer Stunde klar gewann. Rein tennisspezifisch geht Alcaraz als klarer Favorit in das Duell um den Halbfinal-Einzug.

Zverev kritisiert Ansetzungen

Was allerdings für Zverev sprechen könnte, ist sein Ärger über die vermeintliche Vorzugsbehandlung des jungen Spaniers durch die Organisatoren in Paris. „Alcaraz spielt gefühlt jedes Match auf dem Court Philippe Chatrier. Klar ist er der neue Superstar, er ist das neue Gesicht des Tennis, und es ist ja auch schön, etwas Neues zu sehen“, sagte Zverev. „Aber es sollte schon ein bisschen mehr aufgeteilt sein, wer wann spielt.“ Im bisherigen Verlauf der French Open spielte Alcaraz dreimal im größten Stadion der Anlage, Zverev dagegen nur einmal.

„Es ist schon sehr offensichtlich, in welche Richtung es gehen soll und wen das Turnier weiter haben will“, so Zverev. Er habe das Gefühl, „dass die anderen Spieler ein bisschen links liegen gelassen werden“. Mit der Ansetzung dürfte Zverev dieses Mal immerhin zufrieden sein. Die Partie gegen Alcaraz ist das dritte Spiel nach 12.00 Uhr im größten Stadion der Anlage.