Rafael Nadal (Spanien)
Reuters/USA Today Sports/Susan Mullane
French Open

Nadal ringt Djokovic im Gigantenduell nieder

Rafael Nadal hat im Gigantenduell im Viertelfinale der French Open den Weltranglistenersten Novak Djokovic niedergerungen. Der 13-fache French-Open-Sieger besiegte den serbischen Titelverteidiger um 01.16 Uhr Mittwochfrüh in Paris nach 4:12 Stunden mit 6:2 4:6 6:2 7:6 (7/4). Nadal trifft im Halbfinale nun auf den deutschen Olympiasieger Alexander Zverev, der zuvor den spanischen Jungstar Carlos Alcaraz in vier Sätzen mit 6:4 6:4 4:6 7:6 (9/7) bezwungen hatte.

„Bon soir“, sagte Nadal in einer wahren Night Session auf dem Court Philippe Chatrier zum Publikum. „Es ist sehr emotional, für mich ist es unglaublich, hier zu spielen. Alle wissen, wie wichtig mir dieses Turnier ist“, so der Spanier, der in Roland Garros unglaubliche 13 seiner 21-Major-Titel gewonnen hat. Nun fehlen ihm „nur“ noch zwei Siege, um hier neuerlich den Coupe des Mousquetaires in den Himmel zu strecken.

Doch daran dachte Nadal um diese Zeit noch nicht. „Es war ein sehr hartes Match, Novak ist zweifellos einer der besten Spieler der Geschichte. Es gibt nur einen Weg, ihn zu schlagen: bis zum letzten Ball das Beste zu zeigen.“ Von Platzinterviewerin Marion Bartoli auf die besondere Magie, die Nadal mit Paris und diesem Court verbindet, angesprochen, bestätigte der Mallorquiner das einmal mehr. „Ohne Zweifel gibt es keinen anderen Platz wie diesen für mich. Die Liebe der Leute hier in Paris zu fühlen bedeutet mir alles.“

Rafael Nadal (Spanien) jubelt
Reuters/Gonzalo Fuentes
„Sandplatzkönig“ Nadal hat in einem spannenden Viertelfinale Djokovic in vier Sätzen bezwungen

Das 59. Duell der Superstars war von Beginn an intensiv und auf höchstem Niveau. Nach 25 Minuten Spielzeit stand es gerade einmal 2:1 aus Sicht von Nadal. Nach 49 Minuten entschied der Spanier schließlich mit 6:2 den ersten Satz für sich. Zunächst ging es in dieser Tonart weiter: Wieder ein zwölfminütiges Game zum Auftakt. Diesmal brauchte Nadal sieben Breakbälle, ehe er Djokovic neuerlich den Aufschlag abnahm. Als er mit einem flotten zweiten Break eine 6:2 3:0-Führung hergestellt hatte, waren viele Nadal-Fans schon frohen Mutes.

Djokovic kämpft sich zurück

Doch Djokovic kämpfte sich auf 2:3 heran, und dann dauerte das sechste Game allein rund 20 Minuten: Nadal vergab mehrere Chancen auf das 4:2, und nun nutzte der „Djoker“ den fünften Breakball zum 3:3-Gleichstand. Bei 5:4 verwertete Djokovic dann den zweiten Break- und Satzball zum 6:4 nach 2:16 Stunden. Auch den dritten Durchgang eröffnete Djokovic, und zum dritten Mal holte Nadal das Service des 35-jährigen Serben. Der Mallorquiner steigerte sich wieder, Djokovic wurde etwas fehlerhafter, und so gelang Nadal das zweite Break zum 4:1. Diesen Vorteil ließ er sich nicht nehmen. Nach 2:59 Stunden stellte er auf 6:2 bzw. die 2:1-Satzführung her.

Novak Djokovic (Serbien)
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Für Titelverteidiger Djokovic sind die French Open dieses Jahr im Viertelfinale vorbei

Im vierten Satz schien ein schnelles Break zum 2:0 Djokovic auf Kurs zu Satz fünf zu bringen, und bei 5:3 hatte der Weltranglistenerste dann auch zwei Satzbälle, doch Nadal schaffte zum 4:5 das Rebreak und tatsächlich nach 2:5 das 5:5. Und es wurde auch nichts aus dem erst vierten Fünfsatzduell der beiden aktiven Tennislegenden in der 59. Auflage dieses Klassikers. Das Match wurde im Tiebreak entschieden, Nadal war in diesem überlegen mit 6/1 in Front, nutzte aber erst nach 4:12 Stunden den vierten Matchball. Damit verkürzte der 36 Jahre alt werdende Nadal im Head-to-Head mit Djokovic nun auf 29:30.

Zverev entzaubert „Wunderkind“ Alcaraz

Im Halbfinale trifft Nadal auf Alexander Zverev, der „Wunderkind“ Carlos Alcaraz in vier Sätzen entzauberte. Der als Nummer drei gesetzte Deutsche verwandelte in einer hochklassigen Partie nach 3:18 Stunden seinen zweiten Matchball und darf damit weiter vom ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere träumen. Der 25-Jährige steht zum zweiten Mal in Folge in Paris und insgesamt zum fünften Mal in seiner Karriere in einem Major-Halbfinale.

Alexander Zverev
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Zverev zog nach einer guten Leistung ins Halbfinale von Paris ein

„Ich wusste, dass ich von Anfang an mein bestes Tennis spielen muss, und ich habe es getan“, sagte Zverev im Siegerinterview auf dem Platz. „Er (Alcaraz, Anm.) wird dieses Turnier mehrere Male gewinnen. Ich hoffe, ich schaffe es, bevor er anfängt, uns alle zu schlagen.“

Für Zverev war es der erste Sieg gegen einen Top-Ten-Spieler bei einem der vier Grand-Slam-Turniere überhaupt. Und das auch noch gegen den Spieler der Stunde. Denn Alcaraz hatte zuvor 14 Spiele in Serie nicht verloren und vor den French Open die Turniere in Barcelona und Madrid gewonnen. Vor allem in der spanischen Hauptstadt war der Jungstar groß aufgetrumpft und hatte nacheinander Nadal, Djokovic und im Finale Zverev geschlagen. Dort hatte der Deutsche beim 3:6 1:6 nicht den Hauch einer Chance gehabt.

Carlos Alcaraz
Reuters/Gonzalo Fuentes
Nach 14 Siegen in Serie hat Zverev den Lauf des 19-jährigen Alcaraz im Viertelfinale von Paris gestoppt

Zverev beweist Nervenstärke

Im Stade Roland Garros sah das am Dienstag ganz anders aus. Denn Zverev agierte deutlich aggressiver als in den Spielen zuvor und ließ Alcaraz so nicht sein gewohnt dominantes Spiel aufziehen. Zudem bewies er gleich zu Beginn Nervenstärke, als er in seinem ersten Aufschlagspiel einen Breakball des Spaniers abwehrte. Stattdessen nahm er Alcaraz wenig später selbst das Service ab und bestimmte fortan zur Verwunderung der Zuschauer das Geschehen.

Im vierten Satz versuchte der sich nun steigernde Alcaraz zwar mehrmals das Momentum auf seine Seite zu ziehen. Doch Zverev hielt dagegen und schaffte das Break zum 5:4. Zum Sieg reichte das zunächst aber noch nicht, weil Alcaraz das Rebreak gelang. Die Entscheidung musste so im Tiebreak fallen, wo Zverev einen Satzball abwehrte, um den Sieg wenig später zu fixieren. „Ich bin extrem glücklich, dass ich das Tiebreak gewonnen habe“, gestand Zverev.

Trevisan und Gauff erstmals im Halbfinale

Bei den Damen steht die Italienerin Martina Trevisan erstmals in ihrer Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier im Halbfinale. Die ungesetzte 28-Jährige besiegte die Kanadierin Leylah Fernandez 6:2 6:7 (3/7) 6:3 und trifft in der Vorschlussrunde auf die zehn Jahre jüngere Cori Gauff, die ebenfalls ihr Halbfinal-Debüt bei einem Major gibt. Die auf Position 18 eingestufte US-Amerikanerin bezwang ihre Landsfrau Sloane Stephens mit 7:5 6:2.

Gauff und Trevisan im Halbfinale

Bei den French Open in Paris sorgte die erst 18-jährige Coco Gauff weiter für Furore. Nach einem Zweisatzsieg über Landsfrau Sloane Stephens steht die US-Amerikanerin erstmals in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinale.

Trevisan vergab gegen die als Nummer 17 gesetzte Fernandez, die mit Fußproblemen zu kämpfen hatte, im zweiten Satz beim Stand von 5:4 einen Matchball und gab den Durchgang noch im Tiebreak an die US-Open-Finalistin von 2021 ab. Die Nummer 59 der Welt ließ sich davon allerdings nicht beirren, stürmte im Entscheidungssatz zu einer 4:0-Führung und verwandelte schließlich nach 2:21 Stunden ihren zweiten Matchball.

Martina Trevisan
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Trevisan steht zum ersten Mal in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinale

„Beim ersten Matchball war ich nervös, habe zu viel nachgedacht. Darüber, dass ich nur noch einen Punkt vom Halbfinale weg bin. Danach habe ich mich mit der Situation arrangiert und habe einfach weitergemacht“, sagte Trevisan nach ihrem Sieg. Die Italienerin hatte schon vor zwei Jahren in Paris das Viertelfinale erreicht, damals aber gegen die spätere Siegerin Iga Swiatek verloren. Zu diesem Duell kann es nun frühestens im Finale kommen.

Gauff gewinnt hochklassige Partie

Teilweise hochklassige und lange Ballwechsel zeigten Gauff und Stephens im Anschluss an den Trevisan-Erfolg, meist hatte aber der Teenager gegen die 29-jährige Stephens, die 2018 im Paris-Finale stand, das bessere Ende für sich. Nach genau 90 Minuten nutzte Gauff ihren zweiten Matchball zum Einzug in die Runde der letzten Vier.

„Ich bin so glücklich und kann kaum Worte finden. Bis zum letzten Jahr habe ich vielleicht zu sehr versucht, den Erwartungen anderer gerecht zu werden“, meinte Gauff und fügte hinzu: „Es geht vielmehr darum, das Leben zu genießen.“ Die 18-Jährige stand in Roland Garros bereits im Vorjahr im Viertelfinale, nun ist sie einen Schritt weiter und darf sich über den vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere freuen.