Alexander Zverev (GER)
Reuters/USA Today Sports/Susan Mullane
French Open

Zverev gegen Nadal vor „größter Aufgabe“

Nach den Schlagern im Viertelfinale der French Open in Paris steht bei den Herren am Freitag im Semifinale gleich der nächste Kracher auf dem Programm. Der deutsche Tennisolympiasieger Alexander Zverev fordert mit Sandplatzkönig Rafael Nadal die höchstmögliche Hürde – und das auch noch an dessen 36. Geburtstag. Das zweite Halbfinale bestreiten der Norweger Casper Ruud und Marin Cilic.

Nadal auf Pariser Sand gilt für manche Beobachter als die schwerste Aufgabe im Herren-Tennis. Eine Auffassung, die auch Zverev vor dem Schlager am Freitag teilt. „Da ist etwas mit diesem Platz, das ihn 30 Prozent besser spielen lässt. Nur, indem er auf dem Platz ist“, sagte der Deutsche über den besten Sandplatzspieler der Geschichte und dessen Beziehung zum Court Philippe Chatrier.

Die Statistik unterstreicht Zverevs Aussage. Unglaubliche 13 Titel hat Nadal im Stade Roland Garros gewonnen, seine Bilanz: 110 Siege, drei Niederlagen. „Er geht auf den Platz, und auf einmal ist seine Vorhand 20 Kilometer pro Stunde schneller und er bewegt sich federleicht“, sagte Zverev. „Eine größere Aufgabe als gegen Rafa auf dem Court Philippe Chatrier gibt es nicht.“

Rafael Nadal (ESP)
Reuters/Pascal Rossignol
An seinem 36. Geburtstag kann Nadal einen weiteren Schritt zu seinem 14. Paris-Titel schaffen

Zverev mit Chance auf Nummer eins

Zverev hat im Viertelfinale Tenniswunderkind Carlos Alcaraz in vier Sätzen gestoppt und steht nun vor der nächsten Herkulesaufgabe. „Es wird nicht leichter“, verlautete er schmunzelnd. Vor dem Turnier sprach kaum jemand über den Weltranglistendritten, wenn es darum ging, die Halbfinalisten bei den French Open zu prophezeien. Alle redeten über das Grand-Slam-Comeback von Novak Djokovic nach dessen verpassten Australian Open, vom 19 Jahre alten Alleskönner Alcaraz und natürlich vom Paris-Dauerbrenner Nadal.

Olympiasieger Zverev würde mit einem Erfolg nur noch ein Sieg auf seinen ersten Grand-Slam-Titel fehlen. Damit einhergehend winkt Platz eins in der Weltrangliste als erster Deutscher seit Boris Becker 1991. „Ich bin in einem Alter und an einem Punkt meiner Karriere, wo ich gewinnen will, wo ich gewinnen sollte“, sagte der 25-Jährige. Sein Bruder Mischa traut ihm das zu. „Ich glaube, jetzt ist der Moment, wo er es schaffen kann“, sagte Mischa Zverev im Interview mit „Sports Illustrated“.

Nadal vor Abschied – oder doch nicht?

Mit einem Erfolg über Nadal könnte Zverev auch einen Schlussstrich unter die Paris-Auftritte des Spaniers ziehen. Dass es möglicherweise die letzten French Open für den Paris-Liebling sein könnten, ließ Nadal während des Turniers immer wieder anklingen. Zu sehr belasten den Spanier die chronischen Schmerzen am Fuß, nur mit Hilfe der Dauerbegleitung seines persönlichen Doktors schafft er es nach eigenen Angaben durch das Turnier. Gut genug, um im Gigantenduell mit dem Weltranglistenersten Djokovic im Viertelfinale den hochklassigen Schlagabtausch in vier Sätzen für sich entscheiden zu können.

Auf Nadal wartet Kraftakt

Nach seinem Erfolg über Novak Djokovic bleibt Rafael Nadal auf Kurs Richtung Grand-Slam-Titel Nummer 22. Nach dem mehr als vierstündigen Schlagabtausch mit der Nummer eins der Welt sind nun Nadals Kraftreserven gefragt.

Aber eine Niederlage in Paris könnte für den Grand-Slam-Rekordsieger (21 Triumphe) auch seine Karriere beenden. Am Donnerstag beschwichtigte Nadal allerdings. „Es war nie meine Intention, es wie einen Abschied aussehen zu lassen“, sagte der Mallorquiner im spanischen Fernsehen. „Ich habe nach wie vor Hoffnung, dass wir eine Lösung für die Probleme finden.“

Cilic in elitärem Kreis

Im medialen Schatten steigt das zweite Halbfinale zwischen dem Norweger Ruud und dem kroatischen Routinier Cilic. Dabei scheint Cilic nach seinem Sieg über den Russen Andrej Rublew in einem exklusiven Kreis auf. Vor dem Kroaten haben von den aktiven Spielern nur Djokovic, Nadal, die Schweizer Legende Roger Federer und der Schotte Andy Murray bei allen vier Grand-Slam-Turnieren ein Halbfinale erreicht. „Absolut fantastische Leistung für mich“, sagte Cilic.

Der Kroate hatte im Viertelfinale den als Nummer sieben gesetzten Russen Andrej Rublew nach einem Marathon über fünf Sätze mit 5:7 6:3 6:4 3:6 7:6 (10/2) geschlagen. „Einer musste rausfliegen, und heute war mein Tag“, hatte der 33-jährige Cilic nach dem Triumph gemeint. Ruud hatte erst nach Mitternacht das skandinavische Duell mit dem Dänen Holger Rune 6:1 4:6 7:6 (7/2) 6:3 für sich entschieden und steht nun vor dem Einzug in sein erstes Grand-Slam-Finale.

Herren-Einzel der French Open in Paris

Halbfinale:
Rafael Nadal (ESP/5) Alexander Zverev (GER/3) 7:6 (10/8) 6:6 ret.
Casper Ruud (NOR/8) Marin Cilic (CRO/20) 3:6 6:4 6:2 6:2
Viertelfinal-Tableau:
Rafael Nadal (ESP/5) Novak Djokovic (SRB/1) 6:2 4:6 6:2 7:6 (7/4)
Alexander Zverev (GER/3) Carlos Alcaraz (ESP/6) 6:4 6:4 4:6 7:6 (9/7)
Casper Ruud (NOR/8) Holger Rune (DEN) 6:1 4:6 7:6 (7/2) 6:3
Marin Cilic (CRO/20) Andrej Rublew (RUS/7) 5:7 6:3 6:4 3:6 7:6 (10/2)
Achtelfinal-Tableau:
Novak Djokovic (SRB/1) Diego Schwartzman (ARG/15) 6:1 6:3 6:3
Rafael Nadal (ESP/5) Felix Auger-Aliassime (CAN/9) 3:6 6:3 6:2 3:6 6:3
Alexander Zverev (GER/3) Bernabe Zapata Miralles (ESP) 7:6 (13/11) 7:5 6:3
Carlos Alcaraz (ESP/6) Karen Chatschanow (RUS/21) 6:1 6:4 6:4
Casper Ruud (NOR/8) Hubert Hurkacz (POL/12) 6:2 6:3 3:6 6:3
Holger Rune (DEN) Stefanos Tsitsipas (GRE/4) 7:5 3:6 6:3 6:4
Andrej Rublew (RUS/7) Jannik Sinner (ITA/11) 1:6 6:4 2:0 ret.
Marin Cilic (CRO/20) Daniil Medwedew (RUS/2) 6:2 6:3 6:2