Xaver Schlager während der Trainings des ÖFB-Nationalteams
APA/Robert Jaeger
Nations League

Österreich will Kroaten Nerv ziehen

Bei der dritten Ausgabe der UEFA Nations League ist Österreichs Fußballnationalteam erstmals in der A-Liga am Start und trifft zum Auftakt am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Osijek auf Kroatien. Beim Debüt von Teamchef Ralf Rangnick ist Österreich Außenseiter, als solcher will man aber dem Vizeweltmeister mit einer aktiven Spielweise den Nerv ziehen.

„Wir wollen das Gefühl der Kontrolle haben. Gerade gegen Teams wie Kroatien, die sehr spielstark sind und gern den Ball haben, ist das doppelt wichtig. Wenn du sie kicken lässt, wird es schwierig, überhaupt in Ballbesitz zu kommen“, sagte Rangnick, der seinem Team in einer intensiven Woche seine Spielidee einzubläuen versuchte. „Wir wollen ein gutes Spiel machen und versuchen zu gewinnen“, betonte Rangnick, dessen Team als Underdog in der A1-Gruppe mit Weltmeister Frankreich und EM-Halbfinalist Dänemark positiv überraschen kann.

„Wir werden bestmöglich versuchen, die Inhalte auf dem Platz umzusetzen“, sagte Xaver Schlager stellvertretend. Dazu gehört auch, furchtlos in eine Partie wie gegen den Vizeweltmeister um Luka Modric zu gehen. „Er ist großartig, ein Weltklassespieler. Aber er ist kein Superman“, betonte der Wolfsburg-Legionär. Wie sein Vorgänger Franco Foda gab Rangnick von seiner Aufstellung vorab noch nichts preis, einzig Champions-League-Sieger David Alaba ist nach seiner verspäteten Anreise in Wien geblieben, Philipp Lienhart fehlt krank.

Nations-League-Auftakt ohne Alaba

Die Premiere von Ralf Rangnick beim Nations-League-Auftakt in Kroatien findet ohne David Alaba statt. Der neue Teamchef sieht ihn erst im Spiel gegen Dänemark in der Startelf.

Rangnick-Debüt in Osijek

In der ostkroatischen Stadt Osijek startet also die Ära von Rangnick als Teamchef des österreichischen Nationalteams. Die viertgrößte Stadt Kroatiens, die an der Drau liegt, hat etwas mehr als 100.000 Einwohner und viele Grünflächen, daher gastiert das ÖFB-Team auch im Stadion Gradski vrt (Stadtgarten, Anm.). Das wurde 1980 erbaut und fasst 18.000 Zuschauer, berühmtester Sohn der Stadt ist Davor Suker, dessen Weltkarriere beim hiesigen Club NK seinen Ursprung nahm.

Stadion Gradski vrt in Osijek
Reuters/Antonio Bronic
Im 18.000 Zuschauer fassenden Stadion Gradski vrt gibt Ralf Rangnick sein Debüt als ÖFB-Teamchef

Nun hofft Österreich vorerst auf einen positiven Start in die Rangnick-Ära. Das gelänge naturgemäß mit einem Sieg, auch mit einem Remis, und als Außenseiter könnte man selbst eine Niederlage hinnehmen, vorausgesetzt die Leistung und der Einsatz stimmen. Die Anhänger sehnen sich nach ansehnlichem Fußball, diesbezüglich hofft Rangnick, dass seine Spieler das vorhandene Potenzial vollends ausschöpfen.

Das ÖFB-Team ist als Weltranglisten-34. nach Osijek gereist, wo der aktuelle Vizeweltmeister und 16. der Weltrangliste wartet. Gegen die Kroaten gab es für Österreich in fünf Duellen ebenso viele Niederlagen. „Statistiken sind dazu da, um sie zu ändern“, meinte Rangnick, der nach Höherem strebt. Man sei in der Gruppe mit den weiteren Gegnern Frankreich und Dänemark zwar klarer Underdog, „aber das macht es noch interessanter. Wettquoten spielen keine Rolle.“

Alaba lässt Kroatien aus

Rangnick hofft auf Kontrolle seiner Mannschaft, über 90 Minuten werde das gegen einen Gegner wie Kroatien aber naturgemäß nur schwer möglich sein. „Es geht darum, die richtigen Momente zu erwischen.“ Mit welcher Aufstellung das gelingen soll, ließ er offen, neben den länger verletzten Martin Hinteregger und Florian Grillitsch und dem aktuell grippeerkrankten Lienhart fehlt sonst nur Alaba.

UEFA Nations League

Freitag, 20.45 Uhr, live in ORF1

Kroatien – Österreich

Osijek, Stadion Gradski vrt, SR Kavanagh/ENG

Aufstellungen:

Kroatien: Ivusic – Juranovic, Caleta-Car, Pongracic, Sosa – Kovacic, Brozovic, Pasalic – Majer, Kramaric, Brekalo

Österreich: Lindner – Danso, Trauner, Wöber – Lainer, X. Schlager, Sabitzer, Laimer, Weimann – Arnautovic, Onisiwo

Der Champions-League-Sieger traf zwar am Mittwoch in Bad Tatzmannsdorf ein, flog aber nicht nach Kroatien, sondern stößt erst am Samstag in Wien wieder dazu. „Wir hatten ein Gespräch, in dem wir übereingekommen sind, dass er hier bleibt“, so Rangnick, dessen Gegenüber Zlatko Dalic auf Inter-Star Ivan Perisic verzichten muss.

Im nächsten Spiel am Montag im Wiener Happel-Stadion gegen Dänemark werde Alaba definitiv beginnen – als Kapitän. Wer in Abwesenheit des Wieners die Schleife tragen wird, wollte der Coach nicht verraten. „Es soll ein Spieler mit genug Erfahrung sein.“ Der Kapitän werde von ihm und seinem Trainerteam, nicht von der Mannschaft bestimmt, stellte Rangnick klar, auch um sich diesbezüglich Zeit zu ersparen.

Tormannthema bleibt noch eines

In puncto Torhüter – infrage kommen Heinz Lindner, Patrick Pentz, Martin Fraisl – ließ sich der Deutsche nicht in die Karten blicken. „Dass es in Österreich zuletzt keine ganz klare Nummer eins gegeben hat, ist mir bewusst. Wir müssen schauen, wer sich herauskristallisiert und wer am besten zu der Art, wie spielen wollen, passt.“ In den vier anstehenden Länderspielen wird wohl jeder der Keeper Einsatzzeit bekommen, kündigte Rangnick an.

Klarer erscheint hingegen, so haben sich zumindest die Indizien in dieser Woche verdichtet, dass Rangnick und das Trainerteam mit Langzeitassistent Lars Kornetka gegen Kroatien auf eine Dreierkette setzt. So dürfte Feyenoord-Legionär Gernot Trauner sein Comeback nach über einem Jahr im Zentrum geben.

Kroatien ist gewarnt

Die Kroaten versprachen im Vorfeld nicht nur Vollgasfußball, sondern zeigten sich auch gewarnt nach der Teamchefrochade. Kotrainer Vedran Corluka kennt Rangnick von seiner letzten Profistation bei Lok Moskau 2021. Rangnick war damals Berater der Russen. „Ich kenne seine Philosophie, Österreich wird 100 Stundenkilometer gehen. Wenn wir nicht die richtige Antwort haben, werden wir in großen Schwierigkeiten sein“, so Corluka, dessen Team im März gegen Slowenien 1:1 spielte und Bulgarien 2:1 bezwang. „Österreich ist eine gute Mannschaft und wird unter dem neuen Trainer sicher noch besser sein“, meinte Chelsea-Spieler Mateo Kovacic vor dem NL-Auftakt.

Für Österreich ist es das elfte Spiel in diesem Bewerb, der 2018 aus der Taufe gehoben wurde, um die unattraktiven Freundschaftsspiele abzulösen. In der zweitklassigen B-Liga holte man in zehn Spielen sechs Siege und zwei Remis bei zwei Niederlagen. Sollte Österreich die Gruppe überraschend gewinnen, spielt man in einem Final Four 2023 um den Titel, als Letzter steigt man ab. Für Österreich ist es zunächst eine Spielwiese, in der Ära Rangnick lautet das erste große Ziel EM 2024 in Deutschland – in der Heimat des neuen Teamchefs.

Österreichs Länderspielbilanz gegen Kroatien

5 Spiele – 5 Niederlagen (Torverhältnis 2:9)

26. April 2000, Wien (FS): Österreich – Kroatien 1:2 (1:1)

28. Februar 2001, Rijeka (FS): Kroatien – Österreich 1:0 (1:0)

23. Mai 2006, Wien (FS): Österreich – Kroatien 1:4 (1:2)

8. Juni 2008, Wien (EM): Österreich – Kroatien 0:1 (0:1)

19. Mai 2010, Klagenfurt (FS): Österreich – Kroatien 0:1 (0:0)