Coco Gauff
Reuters/USA Today Sports/Susan Mullane
French Open

Toptalent fordert Seriensiegerin Swiatek

Toptalent Cori Gauff fordert am Samstag (15.00 Uhr) im Damen-Finale der French Open Seriensiegerin Iga Swiatek aus Polen. Die US-Amerikanerin ist mit 18 Jahren die jüngste French-Open-Finalistin seit 21 Jahren. Die Favoritenrolle in Paris ist allerdings klar vergeben: Die topgesetzte Swiatek kommt mit einer Serie von 34 Siegen en suite auf den Centre-Court und hat zudem vor zwei Jahren schon den Titel in Roland Garros geholt.

Doch die unbekümmerte Art der jüngsten French-Open-Finalistin seit der Belgierien Kim Clijsters (2001) gemischt mit einem Reifeprozess macht Cori Gauff, die aber lieber Coco genannt werden will, zu einer gefährlichen Gegnerin. Schon mit 15 Jahren wurde das „Wunderkind“ den Fans in aller Welt zum Begriff, als sie in Wimbledon ins Achtelfinale vorgestoßen ist. Danach holte sie, ebenfalls 2019, in Linz ihren ersten WTA-Titel, 2021 folgte jener in Parma auch auf Sand.

Mit ihrer auf die Kamera geschriebenen Botschaft nach dem Semifinal-Sieg über die Italienerin Matina Trevisan zeigte Gauff, dass sie auch abseits des Tennis etwas bewegen möchte. „Peace“ und „End Gun Violence“ („Friede“ und „Beendet die Waffengewalt“) war die Nachricht, die der Teenager aus Florida in die Welt hinaus sandte.

Gauff spricht Probleme der Welt an

Der Krieg in der Ukraine und die Amokläufe in ihrer Heimat waren damit gemeint. Später darauf angesprochen, erklärte es Gauff so: „Als ich jünger war, hat mir mein Vater gesagt, dass ich die Welt mit meinem Racket verändern könne. Er hat das nicht nur gemeint, indem ich Tennis spiele. Er meinte, dass ich über Probleme wie diese spreche.“

Gauff hat einen Reifungsprozess durchgemacht, auch indem sie über die Tennis-„Blase“ hinaus gedacht hat, erzählte sie. „Meine Großmutter sagt immer, es gibt mehr im Leben als das, du musst dich auf dem Platz entspannen.“ Diese Denkweise habe sie übernehmen können. Und nun steht Gauff ohne Satzverlust im Endspiel.

Iga Swiatek
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Swiatek wird ihrer Favoritenrolle bisher gerecht und ist seit 34 Spielen ungeschlagen

Und doch ist Swiatek, die auch erst 21 Jahre alt ist, eine hohe Hürde für die US-Amerikanerin. Die Polin hört vor ihren Matches gerne Hardrock von Led Zeppelin, AC/DC oder Guns N’Roses. „Ich verwende die Musik, damit mein Gehirn etwas zu tun hat und ich vor dem Match entspannt bin. Aber sie hilft mir auch, Energie aufzubauen“, sagte die Weltranglistenerste über ihr Ritual. Und wie ein Rockstar fegt sie seit Februar auch über die Tennisplätze dieser Welt: Titel in Doha, Indian Wells, Miami, Stuttgart und Rom haben sie nicht umsonst zur ausgewiesenen Favoritin gemacht.

Swiatek greift nach zweitem French-Open-Titel

Während gerade in Paris bei den Frauen in den vergangenen Jahren sonst kaum klare Siegesanwärterinnen zu sehen waren, sondern Überraschungsgewinnerinnen den Titel holten, läuft bisher alles nach Plan für Swiatek. Abgesehen von einem Satzverlust im Achtelfinale gegen die Chinesin Zheng Qinwen hat sie einen makellosen Lauf hingelegt.

Swiatek hat ihre Nummer-eins-Position schon länger einzementiert, im Falle eines zweiten Roland-Garros-Titels hat sie dann schon fast doppelt so viele Weltranglistenpunkte als die ab Montag zweitplatzierte Anett Kontaveit aus Estland. Gauff ist ab Montag zumindest 13., schafft sie den Premieren-Grand-Slam-Titel, verbessert sie sich auf den achten Rang und wäre erstmals in den Top Ten. Zudem wäre es im internen Kampf mit ihren starken Landsfrauen Danielle Collins und Jessica Pegula ein Etappensieg, sie wäre dann erstmals auch beste US-Frau.

Gauff auch im Doppel im Finale

Gemeinsam mit der Einzel-Viertelfinalistin Pegula erreichte Gauff am Freitag zum „Aufwärmen“ auch im Doppel das Endspiel. Das ist für Gauff kein Neuland, denn sie stand bereits bei den US Open im Vorjahr gemeinsam mit ihrer Landsfrau Catherine McNally im Finale.

Unabhängig von Weltranglistenpunkten haben Swiatek und Gauff als Finalistinnen je 1,1 Millionen Euro an Preisgeld sicher, die Triumphatorin erhält sogar das doppelte Preisgeld. Im Head-to-Head der beiden steht es 2:0 für Swiatek. Im Rom-Semifinale des Vorjahres siegte die Polin 7:6 (7/3) 6:3, dieses Jahr auf dem Weg zum Miami-Titel im Achtelfinale glatt 6:3 6:1.

Damen-Einzel der French Open in Paris

Halbfinale:
Iga Swiatek (POL/1) Daria Kasatkina (RUS/20) 6:2 6:1
Cori Gauff (USA/18) Martina Trevisan (ITA) 6:3 6:1
Viertelfinal-Tableau:
Iga Swiatek (POL/1) Jessica Pegula (USA/11) 6:3 6:2
Daria Kasatkina (RUS/20) Veronika Kudermetowa (RUS/29) 6:4 7:6 (7/5)
Martina Trevisan (ITA) Leylah Fernandez (CAN/17) 6:2 6:7 (3/7) 6:3
Cori Gauff (USA/18) Sloane Stephens (USA) 7:5 6:2