Thomas Müller und Leonardo Bonucci
APA/AFP/Marco Bertorello
Nations League

Italien braucht gegen Deutschland Neustart

Erst die verpasste WM-Qualifikation, dann die Abfuhr gegen Argentinien: Europameister Italien steckt weiter tief in einer Sinnkrise, die Sehnsucht nach Erfolgserlebnissen wächst ein Jahr nach dem Gewinn des EM-Titels stetig. Am Samstag (20.45 Uhr) ist die deutsche Nationalmannschaft zum Auftakt der UEFA Nations League in Bologna zu Gast, dann soll einer erneuerten „Squadra Azzurra“ endlich der ersehnte Befreiungsschlag gelingen.

Viel Selbstvertrauen bringt die Mannschaft von Teamchef Roberto Mancini aber nicht mit. Das blamable 0:3 gegen Argentinien am Dienstagabend im „Finalissima“ im Londoner Wembley Stadium, dem Duell der Kontinentalmeister aus Europa und Südamerika, war eine Demütigung. „Italien stürzt immer tiefer“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Mancini muss seine Mannschaft nicht nur deshalb neu aufstellen.

„Viele sind gegangen, weil sie sich auch physisch erholen mussten. Sie waren nicht in der Verfassung, vier Partien zu spielen“, sagte der 57-Jährige am Freitag am „Azzurri“-Stützpunkt in Florenz. „Wir nehmen mehr Risiko auf uns, weil wir offensichtlich viel verändern“, erklärte Mancini. Damit eine weitere Enttäuschung im Stadio Renato Dall’Ara bei wahrscheinlich 30 Grad vermieden wird, bedarf es aber einer kräftigen Leistungssteigerung.

Hansi Flick
Reuters/Heiko Becker
Unter Flick ist die deutsche Nationalmannschaft noch ungeschlagen und feierte acht Siege in neun Spielen

DFB-Elf unter Flick noch ungeschlagen

Zumal die DFB-Elf unter Hansi Flick noch ungeschlagen ist, acht von neun Partien bei einem Torverhältnis von 34:3 gewann. „Wir wollen mit der bestmöglichen Mannschaft gegen Italien gewinnen“, kündigte Flick vor dem Prestigeduell an. Es sei aber „nicht ganz einfach, vorherzusagen, was es für ein Spiel wird“, ergänzte der deutsche Bundestrainer.

Als Mittel gegen das DFB-Team sieht Mancini nur eine Möglichkeit: „Das Wichtigste wäre, gut zu verteidigen und besser anzugreifen“, sagte er bei der Pressekonferenz. Italien treffe auf „eine der stärksten Mannschaften“, die schnell, technisch und mit Druck spiele und zu 100 Prozent ausgereift sei. „Es wird nicht einfach, aber wir versuchen es“, versprach er.

Statistik spricht klar für Italien

Die Statistik macht aus italienischer Sicht trotzdem ein wenig Hoffnung, denn eigentlich sind die Italiener der Angstgegner der Deutschen. 15 Siege stehen acht Niederlagen gegenüber, in Italien gelang den Deutschen zuletzt 1986 ein Erfolg. Flick hat hinsichtlich Aufstellung „die Qual der Wahl“ und kann mit Ausnahme des Dortmunders Marco Reus, der wegen eines Infekts in der Familie fehlt, auf alle seine 25 Nationalspieler zurückgreifen.

Anders die Situation für Mancini, der sich beim Umbau der „Squadra Azzurra“ schwer damit tut, neue Spieler zu finden. Zuletzt hatte sich Kapitän und Abwehrroutinier Giorgio Chiellini vom Nationalteam verabschiedet. „Das macht uns Sorge“, sagte er. So gebe es in Italien derzeit keine Stürmer. All die jungen Spieler kickten in der Serie B und hätten keine internationale Erfahrung: „Die Hoffnung ist, dass diejenigen in der Serie B schnell die Serie A erreichen können.“