Marko Arnautovic (AUT), Trainer Ralf Rangnick (AUT) und Gernot Trauner (AUT)
APA/Robert Jaeger
Nations League

Rangnicks Traumdebüt macht Lust auf mehr

Österreichs Fußballnationalmannschaft hat am Freitag beim Debüt von Teamchef Ralf Rangnick mit einem 3:0-Sieg zum Auftakt der UEFA Nations League bei Vizeweltmeister Kroatien aufhorchen lassen. Der 63-jährige Deutsche lobte seine Spieler letztlich für die Vorstellung, sprach aber auch die Probleme in den ersten 30 Minuten an. Die letzten 60 hätten aber gezeigt, „was mit der Mannschaft möglich ist und welche Qualitäten sie hat“. Für Trainer, Spieler, Funktionäre und Fans hat das eindeutig Lust auf mehr gemacht.

Nach einem heißen Sommertag in der ostkroatischen Stadt Osijek blieb Rangnick im Pressekonferenzraum des betagten Stadions Gradski vrt nach seinem Traumeinstand betont cool, verfiel keineswegs in Euphorie, sondern analysierte nüchtern das Geschehene. Rangnick wusste die Partie richtig einzuordnen. Er unterstrich aber auch gleich in seinem ersten Spiel, dass er genau jener Mann sein kann, den diese Spielergeneration benötigt, um das sichtbare Potenzial auszuschöpfen.

Das zeigte auch seine trockene Analyse nach dem Spiel. „Ich glaube nicht, dass bei uns irgendeiner euphorisch wird. Das Ergebnis klingt fantastisch, aber für mich ist es wichtiger, wie wir nach der Umstellung aufgetreten sind und sich die Mannschaft insgesamt präsentiert hat. Das war ja am Schluss auch kein Zufall, dieses Ergebnis hat sich die Mannschaft durch starke 60 Minuten am Ende absolut verdient“, sagte Rangnick, der die schwierige Anfangsphase zuallererst ansprach.

Traumdebüt macht Lust auf mehr

Der erste Sieg einer ÖFB-Nationalmannschaft gegen Kroatien sorgt für Aufbruchsstimmung.

„Wir hatten in den ersten 20, 25 Minuten Probleme, nicht nur gegen den Ball. Wir haben es kaum geschafft, den Gegner unter Druck zu setzen und haben die Bälle viel zu schnell hergegeben. Da hätte es 1:0 oder 2:0 für Kroatien stehen können.“ Die Umstellung von Dreier- auf Viererkette habe dem Team gutgetan, das Tor von Marko Arnautovic kurz vor der Pause geholfen, aber „in der zweiten Hälfte war es auch eine überzeugende Leistung. Insgesamt war es natürlich ein richtig guter Start in die Nations League“, zeigte sich Rangnick zufrieden.

Umstellungen verhelfen Team auf Siegerstraße

Rangnick ließ das Team wie erwartet mit einer Dreierkette beginnen, in der Grundformation ergab das ein 3-5-2. Doch es brachte nicht den gewünschten Ertrag, Kroatien hatte die Spielkontrolle und deutlich mehr Abschlüsse. „Da haben wir uns schwergetan, und uns hat auch Heinz Lindner (Tormann, Anm.) im Spiel gehalten. Zudem braucht man in solchen Phasen ein wenig Glück, das hatten wir heute auch.“

Spielerisch konnte die Mannschaft gegen ballsichere Kroaten den Matchplan in dieser Konstellation zunächst nicht umsetzen. „Deswegen habe ich mich dann entschlossen, nach 25 Minuten auf 4-2-2-2 umzustellen, weg von einer Dreierkette“, schilderte Rangnick. „Wir hatten dann schon in der nächsten Viertelstunde mehr Szenen in der gegnerischen Hälfte.“

Rangnick und sein Trainerteam sorgten mit weiteren Umstellungen für einen neuerlichen Schub und tauschten in der Halbzeit gleich dreifach aus, „die frischen Leute haben geholfen, uns zu stabilisieren“. Zwölf Minuten später war die Messe nach einem Doppelschlag durch „Joker“ Michael Gregoritsch und Marcel Sabitzer gelesen. „Wir haben fast nichts mehr zugelassen, haben zwei wunderschöne Tore geschossen und hätten zwei, drei mehr machen können. Daher bin ich zufrieden mit der letzten Stunde, die erste halbe hat gezeigt, dass es darum geht, eine gute Balance im Spiel zu haben.“

Traumdebüt für Rangnick in Kroatien

Österreich schlägt Kroatien mit 3:0

Den Traumstart in die Nations League wollte Rangnick nicht überbewerten. „Es war ein Anfang, ein erstes Spiel in einer richtig schweren Gruppe. Aber ich finde schon auch, dass das Spiel in der letzten Stunde gezeigt hat, was mit dieser Mannschaft möglich ist und welche Qualitäten sie hat – defensiv als auch im Spiel nach vorne.“

„Viele Spieler für verschiedene Positionen“

Lob gab es für praktisch alle Spieler, mehrmals erwähnt wurden Abwehrchef Gernot Trauner nach dessen geglücktem Comeback oder „Joker“ Nicolas Seiwald, der für sein junges Alter „abgezockt“ spielte. Auch über Andreas Weimann („War etwas unter dem Radar“) oder Christopher Trimmel („Hat eine überragende Saison bei Union Berlin gespielt“) verlor Rangnick nur positive Worte. Überhaupt gefiel ihm die zweite Hälfte mit mehr Spielkontrolle und kaum Chancen für Kroatien sehr. „Das zeigt für die Zukunft, wie wir spielen müssen.“

 Maximilian Woeber (AUT) in Aktion
GEPA/Johannes Friedl
Wöber zeigte als Linksverteidiger eine ansprechende Leistung

Eine „enorm wichtige“ Erkenntnis war zudem, dass sich auf der personell eher dürftig aufgestellten Linksverteidigerposition mit Maximilian Wöber und Marco Friedl zwei Optionen auftaten. Wöbers Torvorbereitung zum 2:0 durch Gregoritsch, als er Josip Juranovic vernaschte und mit einem scharfen Pass seinen Stürmer ideal bediente, adelte Rangnick geradezu: „Das geht nicht viel besser.“ Insgesamt hielt er fest: „Wir haben viele Spieler für verschiedene Positionen in einem hohen Konkurrenzkampf. Das hat sich gezeigt.“

Sieg gegen Top-20-Team stärkt Selbstverständnis

Eine weitere schöne Erkenntnis: Österreich kann also doch noch gegen ein Top-20-Team in der Weltrangliste gewinnen. Das blieb Rangnicks Vorgänger Franco Foda bekanntlich verwehrt, seinem Landsmann gelang es auf Anhieb. „Es ist einfach auch gut für das Selbstverständnis, so ein Spiel gegen so einen starken Gegner machen zu können“, merkte Rangnick an. „Wir wissen, dass wir mit dieser Mannschaft vieles richtig machen müssen, um solche Spiele zu gewinnen. Aber wenn wir die Energie auf den Platz bekommen und die der Gegner auch spürt, dann brauchen wir uns auch vor niemandem verstecken.“

Das macht speziell hinsichtlich der anstehenden Spiele Lust auf mehr, geht es doch gegen EM-Halbfinalist Dänemark (Montag, 20.45 Uhr, live in ORF1) und Weltmeister Frankreich (Freitag, 20.45 Uhr, live in ORF1), die im Wiener Ernst-Happel-Stadion gastieren. Nach diesem sehr bemerkenswerten Sieg dürften wieder mehr Zuschauer den Weg zu einem ÖFB-Heimspiel finden als zuletzt. Darauf hofft naturgemäß auch Rangnick. „Ich hoffe, als zusätzlichen positiven Nebeneffekt, dass viele Zuschauer kommen werden. Ich kenne das Stadion, wenn es nur zur Hälfte voll ist, macht es weniger Spaß.“ Der erste Pflichtspielsieg der ÖFB-Auswahl gegen ein in der Weltrangliste vor ihr liegendes Team seit 2008 (3:1 gegen Frankreich) war jedenfalls beste Werbung.

UEFA Nations League, Gruppe A1

Freitag:

Kroatien – Österreich 0:3 (0:1)

Osijek, Stadion Gradski vrt, 18.000 Zuschauer, SR Kavanagh (ENG)

Torfolge:
0:1 Arnautovic (41.)
0:2 Gregoritsch (54.)
0:3 Sabitzer (57.)

Kroatien: Ivusic – Juranovic, Pongracic, Caleta-Car, Sosa (46./Barisic) – Pasalic (58./Vlasic), Brozovic, Kovacic (71./Orsic) – Majer (58./Modric), Kramaric (58./Budimir), Brekalo

Österreich: Lindner – Danso, Trauner, Wöber (77./Friedl) – Lainer (46./Trimmel), Laimer, Sabitzer, X. Schlager, Weimann (72./Baumgartner) – Arnautovic (46./Seiwald), Onisiwo (46./Gregoritsch)

Gelbe Karten: Caleta-Car bzw. X. Schlager