Jubel von Rafael Nadal
AP/Michel Euler
French Open

Nadal stürmt zum 14. Titel in Paris

Rafael Nadal bleibt der König von Paris. Der Rekord-Grand-Slam-Sieger setzte sich im Finale der French Open am Sonntag gegen Shootingstar Casper Ruud in 140 Minuten mit 6:3 6:3 6:0 durch und behielt in Roland Garros damit auch in seinem 14. Einzel-Endspiel die Oberhand. Ob es der vielleicht letzte Auftritt des nun 22-fache Major-Siegers auf dem Court Philippe Chatrier war, ist angesichts von Nadals anhaltender Fußprobleme ungewiss.

„Casper, es war ein Vergnügen mit dir ein Finale zu spielen. Du hast noch eine tolle Karriere vor dir, das war hier der nächste wichtige Schritt, und ich bin sehr glücklich für dich und deine Familie“, meinte Nadal, der Ruud am Ende keine Chance ließ und elf Games in Folge holte. „Ich danke meinem Team, ohne euch hätte ich das alles nicht geschafft, es gab viele schwierige Momente, ohne euch hätte ich schon aufhören müssen.“ Es sei schwierig, seine Gefühle zu beschreiben. „Ich weiß nicht, was passiert in der Zukunft, aber ich werde mich bemühen weiterzukämpfen.“

Später gab Nadal bekannt, dass er Ende Juni auch beim Grand Slam in Wimbledon spielen will. „Ich werde dort sein, wenn mein Körper dafür bereit ist. Wimbledon ist ein Turnier, das ich nicht verpassen will.“ In Wimbledon gibt es heuer keine Weltranglistenpunkte. Mit dieser Entscheidung reagierten die Organisationen ATP, WTA und ITF auf den Beschluss der Organisatoren, Aktive aus Russland und Weißrussland wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine nicht spielen zu lassen.

Nadal holt Titel in Paris

Der Rekord-Grand-Slam-Sieger setzte sich im Finale der French Open am Sonntag gegen Shootingstar Casper Ruud in 140 Minuten mit 6:3 6:3 6:0 durch und behielt in Roland Garros damit auch in seinem 14. Einzel-Endspiel die Oberhand.

Ruud verneigte sich bei der Siegerehrung vor seinem großen Vorbild. „Gratulation, Rafa, es ist dein 14. Sieg hier, wir wissen, was du für ein Champion bist“, sagte der Norweger, der ab Montag die neue Nummer sechs des ATP-Rankings sein wird. „Ich weiß jetzt, wie es ist, gegen dich in einem Finale zu spielen. Ich bin nicht dein erstes Opfer hier. Du warst immer eine Inspiration für mich, und wir hoffen, du machst weiter. Ich hoffe auch, dass ich mit meinem Team noch mehrere Finale bestreiten darf.“

Nur zwei Spieler konnten Nadal in Paris biegen

Seit 2005 hat es nur in vier Jahren keinen Paris-Sieger Nadal gegeben. 2009 und 2015 gewannen die Schweizer Roger Federer sowie Stan Wawrinka, 2016 und 2021 triumphierte Novak Djokovic. Überhaupt schafften es erst zwei Spieler, Nadal in Paris zu besiegen. Dem diesmal von ihm im Viertelfinale entthronten Titelverteidiger Djokovic gelang das im vorjährigen Halbfinale sowie im Viertelfinale 2015. Davor hatte Nadal 2009 im Achtelfinale dem späteren Finalisten Robin Söderling den Vortritt lassen müssen. 2016 gab Nadal in der dritten Runde w. o.

Rafael Nadal mit dem French-Open-Siegerpokal
Reuters/Yves Herman
Zum insgesamt 14. Mal durfte Nadal bei den French Open die Coupe des Mousquetaires in den Himmel stemmen

Ruud bleibt immerhin die Ehre, der erste Norweger in einem Grand-Slam-Finale überhaupt gewesen zu sein. Ein neunter Titel auf der Tour und ein Erfolg gegen sein großes Vorbild Nadal, in dessen Akademie auf Mallorca er als Teenager trainierte, blieben aber außer Reichweite. In den vergangenen 13 Monaten gewann der nun 23-Jährige sechs Sandplatzturniere, stand aber in Miami auch in einem Hartplatzfinale. Vater und Coach Christian Ruud war als Nummer 39 einst der beste norwegische Spieler der Geschichte. Diese Bestmarke hat sein Sohn längst ausgelöscht.

Letzter großer Auftritt in Paris?

Nadal, der dem Russen Daniil Medwedew mit dem Sieg zurück an die Weltranglistenspitze verhilft, wird sich im Ranking von Position fünf auf vier vorschieben und seine Führung im „Race“ ausbauen. Die große Frage nach seinem 14. Triumph in Paris ist, ob der 36-jährige Spanier und damit älteste Sandplatz-Major-Sieger der Geschichte im nächsten Jahr nach Roland Garros zurückkehren wird. Er selbst hatte Gerüchte über eine mögliche Abschiedsvorstellung mit Aussagen nach dem Viertelfinal-Krimi gegen Djokovic befeuert.

„Ich spiele dieses Turnier, weil wir die Dinge hinbekommen, dass ich bereit bin, das Turnier zu spielen. Aber ich weiß nicht, was danach passiert“, meinte Nadal, der schon seit Längerem mit einer chronischen Fußverletzung, dem Müller-Weiss-Syndrom, spielt. Noch vor drei Wochen hatte Nadal beim Turnier im Rom am Ende eines Matches kaum noch laufen können. „Ich habe, was ich habe in meinem Fuß. Wenn wir also nicht in der Lage sind, eine Verbesserung oder eine kleine Lösung dafür zu finden, dann wird es super schwer für mich“, sagte Nadal. „Natürlich werde ich weiter kämpfen, eine Lösung dafür zu finden, aber bisher haben wir keine gefunden.“

Nadal hat Spiel von Beginn an im Griff

Von Problemen war im Duell mit Ruud aber nichts zu bemerken. Dabei stand Nadal beim Halbfinal-Drama gegen Alexander Zverev, der umknickte und aufgeben musste, für die nicht einmal zwei gegen den Deutschen gespielten Sätze 3:13 Stunden auf dem Platz, um 18 Minuten länger als der als Nummer acht gesetzte Ruud bei seinem Halbfinal-Erfolg in vier Sätzen gegen den Kroaten Marin Cilic (20). Schnell ging der Spanier mit 2:0 in Führung und kontere das Rebreak von Ruud mit einem weiteren Break. Nach 50 Minuten servierte der Spanier zur 1:0-Satzführung aus.

Der Norweger Casper Ruud während des French-Open-Finales
Reuters/Benoit Tessier
Nach starkem Beginn war Ruud chancenlos und machte ab dem 3:1 im zweiten Satz kein Game mehr

Im zweiten Satz stand Ruud gleich im ersten Aufschlaggame unter Druck, ging nach Abwehr von drei Breakbällen aber dennoch in Führung. Für den 23-Jährigen scheinbar ein Weckruf, denn plötzlich schlug das Pendel in Richtung des Norwegers aus. Nadal gab seinen Aufschlag zur 1:3-Führung von Ruud ab, drückte danach aber auf das Tempo und ließ dem Norweger keinen Gamegewinn mehr. Während Ruud sein Service nicht mehr durchbrachte, holte sich Nadal die nächsten fünf Games und damit den zweiten Durchgang. Der dritte Satz wurde dann zu einer Machtdemonstration von Nadal, der 17 Jahre nach seinem ersten seinen 14. Triumph in Paris fixierte.

„Es fühlt sich an wie zu Hause“

Nadal, der auf dem Weg zum Titel insgesamt vier Top-Ten-Spieler ausschaltete, erhält als Lohn für seine Mühen weitere 2,2 Mio. Euro und stockt sein Karrierepreisgeld auf mehr als 130 Millionen US-Dollar auf. Doch all das Geld spielt keine Rolle mehr für Nadal, der seinem Ruf als vielleicht größter Kämpfer überhaupt im Sport mehr als gerecht wurde. „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier mit 36 Jahren noch einmal im Finale spielen kann. Es hat mich viel Energie gekostet“, sagte der Spanier. „Danke an alle, die dieses Turnier möglich machen. Es ist das beste Turnier der Welt, es fühlt sich an wie zu Hause.“ Und vielleicht kehrt er im nächsten Jahr wieder in sein „Wohnzimmer“ zurück.