Dustin Johnson beim Training
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Golf

Neue Tour spaltet Weltelite

Die über Jahrzehnte klar gegliederte Welt der Profigolfer ist ins Wanken geraten. Die umstrittene neue Tour LIV Golf Invitational Series will den etablierten Veranstaltern Konkurrenz machen. Die von Saudi-Arabien finanzierte Tour startete am Donnerstag in London und bereitet den Verantwortlichen der PGA-Tour und der DP World Tour (ehemals European Tour) Kopfschmerzen. Es geht um Macht, Prestige, Loyalität und sehr viel Geld.

Gerüchten zufolge soll Stars aus den USA und Europa mit teilweise bis zu dreistelligen Millionenbeträgen die Teilnahme an der neuen Tour schmackhaft gemacht worden sein. Einer der prominentesten Umsteiger ist der ehemalige Weltranglistenerste Dustin Johnson aus den USA. Der Schwiegersohn der kanadischen Eishockeylegende Wayne Gretzky gab bekannt, dass er seine Mitgliedschaft bei der PGA-Tour sogar gekündigt hat. Der 37-Jährige kann damit auch nicht mehr beim Ryder Cup antreten, dem traditionellen Kontinentalvergleich zwischen den besten Golfern aus den USA und Europa.

Zu Wochenbeginn gab mit Phil Mickelson ein weiterer prominenter US-Golfer seine Zusage für das 48-köpfige Teilnehmerfeld. Die PGA-Tour möchte der 51-Jährige allerdings anders als Johnson nicht verlassen. „Ich habe mir meine lebenslange Mitgliedschaft verdient und ich möchte das nicht aufgeben“, sagte Mickelson vor der Eröffnungsveranstaltung. Er wolle auch nicht dazu gezwungen werden, fügte er an.

PGA-Stars wandern zur neuen Tour ab

Die über Jahrzehnte klar gegliederte Welt der Profigolfer ist ins Wanken geraten. Die umstrittene neue Tour LIV Golf Invitational Series will den etablierten Veranstaltern Konkurrenz machen. Viele PGA-Stars wandern zu der neuen Tour ab.

Wiesberger freut sich auf „ganz neue Erfahrung“

Auch einige Ryder-Cup-Helden aus Europa schlagen beim ersten LIV-Event im Centurion Club im Norden Londons ab: Die beiden Engländer Lee Westwood und Ian Poulter sind ebenso dabei wie der Spanier Sergio Garcia und Österreichs aktuelle Nummer zwei, Bernd Wiesberger. Der Burgenländer freut sich auf „eine ganz neue Erfahrung“. Seine „DP World Tour“-Karte will der 36-Jährige behalten. „Persönlich sehe ich dazu auch keinen Konflikt mit der Teilnahme in London“, so Wiesberger.

Bernd Wiesberger
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Aus Österreich ist Bernd Wiesberger mit von der Partie

Martin Kaymer sieht es ähnlich. „Es ist eine großartige Möglichkeit, eine andere Art von Golfturnieren zu spielen. Das neue Format ist spannend“, sagte der zweifache Major-Sieger aus Deutschland, der derzeit nur die volle Spielberechtigung für die DP World Tour besitzt. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, Geld wäre keine Motivation. Das ist doch sehr menschlich.“

„Neunstelliges“ Angebot für Woods

Viele der Topspieler wie Superstar Tiger Woods und der Nordire Rory McIlroy wiesen das lukrative Angebot hingegen zurück und bekannten sich klar zu ihren bisherigen Arbeitgebern. „Woods lehnte einen Deal ab, der unglaublich hoch war. Wir sprechen hier von einem hohen neunstelligen Betrag“, sagte LIV-Geschäftsführer Greg Norman der „Washington Post“. Der Australier – Spitzname „Weißer Hai“ – war in den 80er und 90er Jahren selbst einer der besten Golfer der Welt.

Tiger Woods
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Tiger Woods bleibt der PGA treu

Die PGA und die DP World Tour hatten im Vorfeld angedroht, Teilnehmer der LIV-Serie zu sanktionieren. Wie diese Strafen ausfallen könnten, ist aber noch offen. Der Veranstalter der in der kommenden Woche stattfindenden US Open teilte aber bereits mit, dass die Teilnehmer der LIV-Tour auch beim Major-Turnier in Brookline im US-Bundesstaat Massachusetts abschlagen dürfen.

Saudi-Arabien arbeitet an Image

Die neue Serie steht wegen des Millioneninvestments aus Saudi-Arabien in der Kritik. Hintergrund ist, dass das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land mit lukrativen Sportveranstaltungen versucht, sein Ansehen aufzubessern.

Das Geld kommt aus dem öffentlichen Investmentfonds (PIF), dessen Vorsitzender Saudi-Arabiens faktischer Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman ist. Der PIF hält unter anderem einen Mehrheitsanteil von 80 Prozent am englischen Premier-League-Club Newcastle United. Auch die lukrative Formel 1 dreht bereits ihre Runden in dem Wüstenstaat. Und nun soll eben auch Golf helfen, das Image Saudi-Arabiens aufzupolieren.

Weniger Runden, mehr Geld

Die LIV-Tour selbst will mit einem anderen Format bei Spielern und Fans punkten. Sieben der acht Turniere werden über drei statt vier Tage gespielt. Es gibt keinen Cut, und alle Spieler starten fast zeitgleich, um die Runden kürzer und für die Zuschauer attraktiver zu machen. Die Abschlussveranstaltung Ende Oktober in Miami, auf einem Golfplatz des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, ist dann ein reines Team-Turnier, das über vier Tage geht.

Bei den ersten sieben Events wird es neben der Einzel- auch eine Team-Wertung geben. Der Einzel-Wettbewerb in London ist mit 20 Millionen US-Dollar dotiert – der Sieger bekommt vier Millionen US-Dollar, der Letzte noch 120.000. Zum Vergleich: Scottie Scheffler erhielt für seinen Triumph beim Masters im April ein Preisgeld von 2,7 Millionen US-Dollar.