ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick während dem Match gegen Frankreich
GEPA/Edgar Eisner
Nations League

„Naives Gegentor“ ärgert Rangnick maßlos

Mit 44.800 Zuschauern und Zuschauerinnen war das Happel-Stadion am Freitag erstmals seit vier Jahren nahezu ausverkauft. Ein Großteil ging nach der Partie sicher mehr als zufrieden nach Hause, schließlich holte das Team des Österreichischen Fuball-Bundes (ÖFB) in der Nations League gegen Weltmeister Frankreich ein 1:1 (1:0). Auch eineinhalb Stunden nach Spielende feierten die Fans rund um die Arena. Nicht ganz so gut war hingegen das Stimmungsbarometer bei Ralf Rangnick. Der Teamchef ärgerte sich maßlos über das Remis und monierte ein „naives Gegentor“.

Was war passiert? Österreich führte durch ein Tor von Andreas Weimann (37.) bis zur 83. Minute mit 1:0 und hatte nach einem Foul an Michael Gregoritsch einen Freistoß bei der Mittelauflage. Xaver Schlager spielte den Ball zurück auf Kevin Danso, der wieder nach vor auf Konrad Laimer passte. Von dem landete der Ball bei den Franzosen, die blitzschnell umschalteten und Kylian Mbappe in Position brachten. Einmal Tempo aufgenommen, war der Superstar von Paris Saint-Germain nicht zu halten und erzielte sehenswert das 1:1.

„Das Ergebnis fühlt sich überhaupt nicht gut an. Wenn du in der 83. Minute mit 1:0 führst, einen Freistoß in der gegnerischen Hälfte hast und sechs Sekunden später ein Gegentor kassierst, dann ist das naiv. Dass man gegen Frankreich ein Tor bekommen kann, ist klar, aber nicht so eines“, sagte Rangnick und erläuterte, was man hätte besser machen können. „Der Freistoß wurde zu früh ausgeführt. Der Gegner stand zu nahe. Dann sagt man einfach dem Schiedsrichter, dass der Gegner Abstand halten soll. Dann geht noch eine Minute vorbei. Wir sind aber von einem eigenen Freistoß in einen Konter gelaufen.“

Deshalb wollte sich Rangnick auch nicht zu einem Remis gratulieren lassen. Für den 63-Jährigen zählen am Ende Siege. „Warum spielt man denn Fußball?“, fragte Rangnick. „Egal, ob als Bub oder auf dem Bolzplatz. Man hat Spaß, weil man gewinnen will. Gegen Dänemark haben wir durch ein dämliches Verhalten bei einem gegnerischen Freistoß einen Punkt weggegeben, heute bei einem eigenen Freistoß zwei Punkte. Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Und die Spieler sollen sich nicht einreden lassen, dass sie zufrieden sind. Mit dem Spiel ja, mit dem Ergebnis nicht“, sprach Rangnick Tacheles.

„Ein sehr gutes Spiel“ in Hälfte eins

Mit dem Spiel war der Teamchef aber wirklich zufrieden. Vor allem für den Auftritt in den ersten 45 Minuten lobte der Deutsche seine Mannschaft. „Ich finde, in der ersten Hälfte war das ein sehr gutes Spiel – mit Luft nach oben im eigenen Ballbesitz. Wir hatten immer wieder mutige Angriffe“, erklärte Rangnick, dem die Entstehung zu Weimanns Premierentor im ÖFB-Team ganz besonders gefiel. „Das kann man nicht besser rausspielen, das war fantastisch“, jubelte Rangnick.

Noch höher schätzte der Teamchef die Leistung seiner Mannschaft ein, da die Franzosen eine wesentlich bessere Leistung ablieferten als in ihren Spielen gegen Dänemark (1:2) und Kroatien (1:1). „Das war taktisch von ihnen ein ganz anderer Auftritt. Sie haben viel knackiger gespielt und haben viel gestört. Umso ärgerlicher ist es, dass es am Ende für uns nur ein Punkt geworden ist“, sagte Rangnick, der auch auf die Qualität, die Frankreich auf der Bank sitzen hatte, verwies.

Ärger in der Regel nach 24 Stunden verraucht

Nicht nur die Einwechslung von Mbappe sorgte für ein weiteres Kippen der Partie in Richtung Weltmeister. In der zweiten Hälfte ging es im ÖFB-Team vor allem ums Verteidigen. „Unser Rückfall war eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Frankreich hatte viel Ballbesitz, aber bis zum Tor keine richtige Chance. Richtig viel ist ihnen nicht eingefallen“, erklärte Rangnick, der nach dem verletzungsbedingten Austausch von David Alaba auf ein 5-4-1-System umstellte. „Das war die richtige Marschroute.“

Nach dem 1:1 bot sich Österreich sogar noch die Chance auf den Siegestreffer, doch Karim Onisiwo brachte den Ball nicht zum einschussbereiten Michael Gregoritsch. „Da hätten wir das zweite Tor machen müssen“, sagte Rangnick. „Insgesamt haben wir vom Matchplan viel umgesetzt, und das gegen einen Topgegner. Wir waren drauf und dran zu gewinnen, aber eben nur drauf und dran“, sagte der Teamchef, dessen Ärger „in der Regel nach 24 Stunden verraucht ist“.

Keine Nachnominierungen trotz Ausfällen

Ob Alaba am Montag in Dänemark (20.45 Uhr, live in ORF1) spielen kann, ist noch offen. Der Kapitän hat Adduktorenprobleme. Da auch Stefan Posch und Philipp Lienhart ausfallen, könnte es knapp werden in der Innenverteidigung. Rangnick nimmt aber von einer Nachnominierung Abstand. „Wir haben mit Trauner, Wöber, Danso noch genügend Innenverteidiger im Kader“, sagte Rangnick, der erst am Montag entscheiden wird, wer in Kopenhagen zum Einsatz kommen wird. Zunächst steht nach drei anstrengenden Spielen in zehn Tagen einmal Regeneration auf dem Programm.

Ob auch Patrick Pentz nach seiner Galavorstellung im Tor stehen wird, ließ Rangnick offen. Zur Nummer eins machte den Austria-Goalie seine Leistung nicht. „Geklärt ist die Tormannfrage nicht“, sagte Rangnick. „Was ich von den Torhütern im Training gesehen habe, stellt mich sehr zufrieden“, erklärte der Teamchef, der auch in Hinblick auf die EM-Qualifikation klarstellte: „Vieles hängt davon ab, wo die Torhüter spielen. Alle drei wissen noch nicht, wo sie nächste Saison spielen. Wichtig ist aber, dass der Tormann spielt. Das habe ich allen drei auch im Vieraugengespräch gesagt.“