Viktoria Schnaderbeck (AUT)
APA/Hans Punz
Fußball

Österreich zieht Lehren aus erstem Test

Österreichs Fußballnationalteam hat am Sonntag in Wiener Neustadt das erste Testspiel im Hinblick auf die Europameisterschaft im Juli gegen Dänemark zwar mit 1:2 (1:0) verloren. Aber wie schon vor der Partie proklamiert wurde, war das Ergebnis sekundär. Das Team von Irene Fuhrmann zog vielmehr seine Lehren: An der Fitness muss weiter gearbeitet werden, das Defensivkonzept klappte phasenweise gut, offensiv geht es noch mutiger.

Niemand verliert gerne, vor allem Torfrau Manuela Zinsberger („Scheiße ist es trotzdem“) nicht, „aber wenn man das große Ganze betrachtet, braucht man heute nicht auf das Resultat schauen.“ Die Österreicherinnen haben nach teils wochenlanger Pause ihre erste intensive Vorbereitungswoche hinter sich, außerdem fehlten mit Nicole Billa, Laura Feiersinger und Sarah Puntigam Schlüsselspielerinnen.

„Man hat gemerkt, dass wir noch nicht frisch und im Prozess sind“, sagte Zinsberger. „Dass noch nicht alles klappt, war zu erwarten, wir sind dennoch auf einem guten Weg“, ergänzte Viktoria Schnaderback. Die Kapitänin gab ihr Startelfcomeback und nährte die Hoffnung, bei der EM am Punkt da zu sein. „Der Knöchel ist gut und stabil. Das war ein ganz wichtiger Schritt für mich und ich kann darauf aufbauen“, sagte die zuletzt vom Verletzungspech verfolgte Verteidigerin.

Fünferkette und Führungstor stechen heraus

Aufbauen kann Österreich auch auf einige Phasen im ersten Testspiel. In der ersten Hälfte war man mit einer Fünferkette defensiv stabil und münzte eine Umschaltaktion sehenswert zum 1:0 durch Sarah Zadrazil um. In der zweiten Hälfte sah man bei der Mittagshitze körperliche Defizite, die die spielstarken Däninnen am Ende auszunützen wussten.

ÖFB-Frauen müssen Niederlage einstecken

Österreichs Fußballerinnen haben den ersten Test für die kommende EM-Endrunde in England trotz Halbzeitführung knapp nicht bestanden. Die Frauen mussten sich am Sonntag gegen Dänemark mit 1:2 geschlagen geben. Dennoch ist das Selbstbewusstsein für die EM 2022 groß.

Dänemark war überhaupt über 90 Minuten gesehen das bessere Team und hat letztlich verdient gewonnen, doch Österreich machte speziell in der ersten Hälfte eine gute Partie. Mit einer Fünferkette gegen den Ball eröffneten sich für den Gegner praktisch keine Möglichkeit. „Da kann ich mich an keine klare Torchance für Dänemark erinnern. Zweite Hälfte waren sie dann gefährlicher. Bei der EM müssen wir es schaffen, über 90 Minuten defensiv gut zu stehen und offensiv Nadelstiche zu setzen bzw. im Umschaltspiel effektiv zu sein. Das Tor hat bewiesen, dass wir dafür die Qualität besitzen“, analysierte Schnaderbeck.

Coach Irene Fuhrmann (AUT) mit Manuela Zinsberger (AUT)
APA/Hans Punz
Der erste EM-Test ging zwar verloren, aber die Erkenntnisse waren wichtiger als das Resultat

Die Teamchefin pflichtete ihrer Spielführerin bei. „Es gilt gegen starke Gegner die Umschaltmomente zu forcieren, gegen Teams, die es vielleicht nicht so gewohnt sind, unter Druck zu stehen. Dann gilt es so einen Überraschungsmoment auszunützen.“ Zadrazil forderte: „Es war ein super Umschaltmoment, aber auch von hinten heraus, wenn wir uns trauen und mutig sind, können wir Kombinationsfußball spielen.“

Defensiv war die Fünferkette in zweierlei Hinsicht eine gute Übung. „Dänemark hat viele dynamische Spielerinnen an der letzten Linie, deswegen haben wir auf die Fünferkette zurückgegriffen“, so Fuhrmann. Dieses Mittel könnte bei der EM auch gegen England oder Norwegen eingesetzt werden. Zweitens: „Es ist wichtig, dass wir flexibel bleiben und unberechenbar sind. Das hat uns schon in den letzten Jahren ausgezeichnet, aber wir müssen daran feilen“, ergänzte Zinsberger, die mit ihren Kolleginnen auch noch auf Nordirland trifft.

Fitness und Frische noch ausbaufähig

Für Fuhrmann war der Test vor allem eine Standortbestimmung. „Wir sind fitnesstechnisch noch nicht dort, wo wir hinmüssen. Die geistige Frische, was die Handlungsschnelligkeit betrifft, hat uns in der einen oder anderen Aktion noch gefehlt. Aber dennoch ist es eine gute Basis, auf der wir aufbauen können“, sagte Fuhrmann, die nicht vergaß zu erwähnen, dass Dänemark das Spiel die meiste Zeit kontrolliert hat.

Allen voran drückte Starspielerin Pernille Harder dem Offensivspiel der Däninnen ihren Stempel auf, die Chelsea-Legionärin erzielte auch den Ausgleich. Das zweite Gegentor fiel in weiterer Folge nach einem Standard, auf diese Weise hatte „Joker“ Katharina Schiechtl in der Nachspielzeit das 2:2 auf dem Kopf, traf aber die Stange. Am Ende war es also (noch) zu wenig.

So mangelte es bei den Österreicherinnen auch wie gewohnt nicht an Selbstkritik. „Wir hätten schon noch ein paar Aktionen besser spielen und vorne die Bälle besser festmachen können. Aber das bekommt man durch so einen Gegner aufgezeigt und können wir nun analysieren“, so Barbara Dunst. Zadrazil monierte, dass man „phasenweise zu sehr hintergelaufen ist“. Fuhrmann relativierte auch: „Wir müssen die positiven Sachen im Kopf behalten, wie wir nach Ballgewinne nach vorne gespielt und Chancen herausgespielt haben sowie nach Standards gefährlich wurden.“

Duchschnaufen vor zweiter Vorbereitung

Positiv in Erinnerung bleibt auch insgesamt die erste Phase der EM-Vorbereitung. „Wir können zufrieden sein. Wir müssen einfach die richtigen Schlüsse ziehen, gar nicht so auf das Resultat schauen. Bei der EM zählt es“, betonte Zinsberger. „Wir können viele Dinge aus dem Spiel mitnehmen und analysieren, offensiv wie defensiv. Dänemark war der gewünschte Gradmesser“, erläuterte Schnaderbeck.

Die Spielerinnen haben nun bis Freitag noch einmal frei, ehe es in die zweite Vorbereitungsphase in Bad Tatzmannsdorf geht. „Es ist schon wichtig, dass sie nochmal wegkommen und durchschnaufen. Sie haben individuelle Programme, aber ich denke, es bringt etwas, wenn sie dann am Platz wieder gierig sind“, so Fuhrmann, die dann alle Spielerinnen begrüßen kann.

Aufgrund der unterschiedlichen Saisonenden stößt etwa Puntigam erst zum zweiten Camp dazu. „Am 17. Juni sollten wir komplett sein, deswegen bin ich froh, dass wir noch zwei weitere Testspiele haben“, sagte Fuhrmann, die auf die Partien gegen Montenegro (22.6./heim) und Belgien (26.6.) verwies. Abseits des Sportlichen ist ihr Ziel, dass die Stimmung im Team weiterhin positiv bleibt. „Das ist das, was wir uns beibehalten müssen. Weil es auch eine Belohnung ist, die auf uns wartet. Die können wir nur dann auch genießen, wenn wir gemeinsam hart an unserem Ziel arbeiten.“