Nations League

Österreich gegen Dänemark machtlos

Österreichs Fußballnationalteam hat am Montag in der UEFA Nations League den Belastungen der letzten Tage Tribut zollen müssen und war gegen ein spielfreudiges Dänemark im Parken-Stadion von Kopenhagen machtlos. Mit 2:0 gewann das „Danish Dynamite“ anlässlich der Feier zum 30-Jahre-EM-Jubiläum und wurde euphorisch gefeiert. Für Österreich mit vielen Umstellungen war an diesem Abend nichts zu holen.

Jonas Wind (21. Minute) und Andreas Skov Olsen (37.) manifestierten die dänische Überlegenheit auch mit Toren. Am Ende hatte Österreich auch Glück, dass die Partie nach einem Stangenschuss von Christian Eriksen nicht noch höher verloren ging. Teamchef Ralf Rangnick hatte zahlreiche Änderungen vorgenommen, musste aber wohl erkennen, dass nicht nur der „Tank“ leer war, sondern Österreich noch nicht in jeder Zusammenstellung jenes blinde Verständnis hat, das Dänemark auszeichnet.

Das Team von Kasper Hjulmand ist nach dem dritten Sieg im vierten Spiel in elf Tagen Tabellenführer der Gruppe A1 vor Kroatien. Österreich liegt mit vier Zählern immerhin zwei Punkte vor dem Tabellenletzten Frankreich, der sich zu Hause Kroatien mit 0:1 geschlagen geben hatte müssen. Österreich kann sich bis zum 22. September auswärts gegen Frankreich und am 25. September im Heimspiel gegen Kroatien wieder fangen und frisch ans Werk gegen den Abstieg aus der A-Division gehen.

Wimmer gibt sein Teamdebüt

Rangnick setzte in seinem vierten ÖFB-Länderspiel unter anderen auf Sasa Kalajdzic, Debütant Patrick Wimmer und Valentino Lazaro in der Startformation. Im Tor stand wie schon zuvor angekündigt Heinz Lindner. Im Vergleich zum 1:1 am Freitag gegen Weltmeister Frankreich nahm Rangnick sechs Änderungen vor. Das war gegen eine aktuelle Fußballmacht wie Dänemark jedoch zu viel. Da musste von Beginn an noch gar nicht Christian Eriksen mitspielen, der in diesem Stadion vor fast genau einem Jahr im EM-Spiel gegen Finnland einen Herzstillstand erlitten hatte.

Lazaro hat auch schon ab und zu als Linksverteidiger gespielt, auch bei Benfica, allerdings war er mit dieser Rolle zu Beginn gegen die temporeichen Gegenstöße der Dänen überfordert. „Wir haben auch nicht so viele Möglichkeiten“, sagte Rangnick im ORF-Interview. Über den Debütanten Wimmer sagte Rangnick: „Er hat einen couragierten Eindruck im Training gemacht, den wünschen wir uns im Spiel auch.“

„Danish Dynamite“ zündet von Beginn an

Es sollte vorerst beim Wünschen bleiben, auch wenn Wimmer eine erstaunlich unbekümmerte Einstellung an den Tag legte und stets versuchte, sich aktiv ins Spiel einzubringen. Vor dem Match wurde an den EM-Triumph der Dänen vor 30 Jahren erinnert, und angestachelt von der hohen Erwartungshaltung der eigenen Fans zündete das „Danish Dynamite“ gleich voll durch.

Dänische Fans mit einer Choreografie
ORF.at/Martin Wagner
Mit einer Fanchoreografie wurde an den Gewinn des EM-Titels 1992 gedacht und das Publikum in Stimmung gebracht

Die Skandinavier liefen jeden Österreicher mit zwei Mann an und positionierten sich mit drei Spielern sogar an der Strafraumgrenze der Österreicher bei einem Abstoß von Heinz Lindner. Die Dänen lauerten im Mittelfeld auf Abspielfehler der Österreicher, die auch kamen, und schalteten wie gewohnt blitzschnell und gut eingespielt um.

ÖFB-Elf nur Zuschauer

Auch Österreich kam vor das gegnerische Tor, blieb aber zu wenig zwingend. Nach wenigen Sekunden hatte Wimmer eine Möglichkeit, dann brachte Marcel Sabitzer noch einen Schuss unerwartet gefährlich Richtung Kasper Schmeichel (7.). Österreich fing sich, Andreas Weimann machte im Mittelfeld viel Tempo.

Nicolai Boilesen gegen Christopher Trimmel
Reuters/Claus Bech
Gegen die dynamischen Dänen war Österreich oft mit Hinterherlaufen und mit Bremsversuchen beschäftigt

Doch die Elf von Kasper Hjulmand blieb brandgefährlich. Ein Schuss von Andreas Cornelius zog nur um Zentimeter an der rechten Stange vorbei (16.). In der 21. Minute war die ÖFB-Verteidigung dann aber mit einer schnellen Aktion des Gegners ausgehebelt: Nach einem weiten Pass kam der Ball zu Joakim Mähle, der Christopher Trimmel links liegen ließ und den Ball ideal auf Wind passte, der überlegt ins lange Eck zur 1:0-Führung einschoss (21.).

1:0 durch Jonas Wind (21. Minute)

Nach einer schnellen Aktion über die linke Seite, bei der Christopher Trimmel nicht gut aussah, trifft Wind nach Vorarbeit von Cornelius zur dänischen Führung.

Dänemark zu schnell für Österreich

Österreich fing sich jedoch wieder und versuchte, spielerische Linie in die offensiven Bemühungen zu bringen. Hinten stopfte Kevin Danso alle Löcher, die sich dann und wann auftaten, im Vorwärtsgang ordneten Nicolas Seiwald, Wimmer und Xaver Schlager das Spiel. Dann sprang allerdings Danso an einem hohen Ball vorbei, der Cornelius vor die Füße fiel.

In der Folge ging es wieder einmal zu schnell für Österreichs Verteidigung. Wind passte in den Lauf von Skov Olsen, der, wie es für ein eingespieltes Team gehört, bereits auf Verdacht in den leeren Raum gesprintet war, um wohl wissend den Ball zu bekommen. Der Mann vom FC Brügge brauchte den Ball nur noch möglichst gerade in die lange Ecke schießen.

2:0 durch Skov Olson (37. Minute)

Auch das zweite Tor der Dänen resultierte aus einem Ballverlust der Österreicher, der blitzschnell und mit blindem Verständnis durch Andreas Skov Olsen ausgenutzt wurde.

Rangnick baut um

In der Pause sang das Kopenhagener Publikum „4:0“ und meinte damit den gewünschten Endstand. So weit wollte es Rangnick nicht kommen lassen und brachte statt Wimmer, Lazaro und Schlager mit Konrad Laimer, Stefan Lainer und Karim Onisiwo neue Kräfte. Ein Kraftanfall von Laimer, der nach einem Ballgewinn über das halbe Feld sprintete, ermöglichte dann auch in der 60. Minute wieder einmal einen Torschuss für Österreich.

Kalajdzic, der noch für Stuttgart spielt, jagte den Ball aber über das Gehäuse. Er stand aber ohnehin im Abseits. Danach ließ er einen Ball im Strafraum durchlaufen, obwohl kein Teamkollege hinter ihm stand. Der Teamchef hatte genug gesehen. Marko Arnautovic und Michael Gregoritsch betraten das Feld. Auch für Weimann war die Partie vorbei.

Am Ende feiern nur die Dänen

Das Match beruhigte sich, Applaus brandete erst wieder auf, als Christian Eriksen eingewechselt wird. Dänemark kontrollierte das Spiel, hatte aber fast keine Chancen mehr. Österreich hatte sich gefangen, war aber auch nur bis zum Sechzehner aktiv. Das von den Zuschauern gewünschte 4:0 schien weit weg zu sein, ein Treffer für Österreich jedoch ebenso.

Lindner lenkt Eriksen-Schuss an die Stange

Beinahe hätte Christian Eriksen noch das 3:0 erzielt.

Kaum war das geschrieben, rettete Lindner mit einer Beinabwehr gegen Piere-Emile Höjbjerg das 2:0 (79.). In der 87. Minute halfen Lindner und die Stange bei einem Schuss von Eriksen mit, dass Österreich nicht doch noch einen Treffer kassierte. Am Ende bildete Dänemark im Mittelkreis einen Kreis und feierte mit den Fans diesen gelungenen Auftritt. Die ÖFB-Elf ging geschlagen vom Platz und war nach zuletzt drei guten Auftritten wohl froh, dass diese Saison zu Ende ist.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Wir waren heute auch zum ersten Mal taktisch die schwächere Mannschaft. Von daher war es die logische Konsequenz, dass wir das Spiel verloren haben. Der Gegner hat es besser gemacht, der Sieg der Dänen war heute verdient. Wir haben es einfach nicht geschafft, wie im ersten Spiel Druck zu machen. Der Matchplan war der gleiche wie bei den Spielen zuvor. Wir haben aus derselben Grundordnung agiert. Wenn wir als individuell und personell vielleicht etwas schlechter besetztes Team Spiele gewinnen wollen, müssen wir taktisch besser sein. Das war nicht der Fall.“

Marcel Sabitzer (ÖFB-Kapitän): „Wir haben es relativ früh gemerkt, dass wir wenig Zugriff bekommen. Die Dänen haben sich einen guten Matchplan zurechtgelegt, mit dem sie uns wehgetan haben. Bei den Gegentoren haben wir uns auch nicht gut angestellt. Dann kommen sie in einen Flow. Wir wirken sehr müde, sie sehr frisch. Man muss es anerkennen, dass sie es besser gemacht haben. Wir waren nicht an der Leistungsgrenze, dann verlierst du gegen solche Gegner. Wir können das ganz gut einordnen. Wir haben es nicht so gut gemacht, dass wir ihnen heute Kopfschmerzen bereitet haben.“

Kasper Hjulmand (Dänemark-Teamchef): „Nach der Niederlage gegen Kroatien sind wir stark zurückgekommen. Wir waren heute von Beginn an top, hatten klar die Kontrolle. Ich glaube nicht, dass der Sieg irgendwann in Gefahr war. Es ist unglaublich, wie sich alle unsere Spieler präsentieren und wie groß die Unterstützung des Publikums war. Das Stadion war noch lange nach Spielende voll. Es war eine magische Nacht. Heute hatten wir im Vergleich zum Match in Wien viel mehr Pressing in unserem eigenen Spiel, und unsere Positionierung war viel besser. Wir haben wieder einmal etwas Neues gesehen und einige Dinge ausprobiert.“

UEFA Nations League, Gruppe A1

Montag:

Dänemark – Österreich 2:0 (2:0)

Kopenhagen, Parken-Stadion, 35.230 Zuschauer, SR Hernandez (ESP)

Torfolge:
1:0 Wind (21.)
2:0 Skov Olsen (37.)

Dänemark: Schmeichel – Andersen (62./Nelsson), Christensen, Boilesen – Kristensen, Höjbjerg, Jensen (76./Eriksen), Maehle (50./Stryger Larsen) – Skov Olsen (46./Billing), Cornelius (46./Braithwaite), Wind

Österreich: Lindner – Trimmel, Danso, Trauner, Lazaro (46./Lainer) – P. Wimmer (46./Onisiwo), X. Schlager (46./Laimer), N. Seiwald, M. Sabitzer – Kalajdzic (65./Arnautovic), Weimann (65./Gregoritsch)

Gelbe Karten: Wind bzw. P. Wimmer, Danso